Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 226

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Dass für die Kolleginnen im öffentlichen Dienst an vorderster Stelle christliche Gewerkschafter verhandeln und bei allen anderen Berufsgruppen SPÖ-dominierte Gewerkschafter, daran wird es doch wohl hoffentlich nicht liegen! Ich glaube allerdings, dass die gesetzlich erfolgte Gleichstellung von Mann und Frau in der Privatwirtschaft deswegen noch nicht funktioniert, weil sehr viele Faktoren dafür verantwortlich sind.

Beginnen wir bei der Ausbildung: Die scheint vielen Frauen und Mädchen immer noch eher zu "passieren", als dass sie geplant wäre. Während Männer schon sehr früh relativ genaue Vorstellungen davon haben, wo sie mit 25 Jahren, mit 30 Jahren beziehungsweise mit 40 Jahren stehen wollen und was sie bis dahin erreichen wollen, planen Frauen ihre Karriere leider nicht immer im Voraus. (Abg. Dr. Brinek: So ist es!) Wenn ich zudem dem vorliegenden Bericht entnehme, dass nach wie vor die meisten Mädchen nur drei Traumberufe haben – nämlich Verkäuferin, Sekretärin und Friseurin –, dann weiß ich ebenfalls, wie weit wir noch vom Ziel der wirtschaftlichen Gleichstellung entfernt sind.

Solange Frauen aus diesen Ghettos nicht herauskommen, solange sie nicht auch zum Beispiel in technische Berufe vordringen, werden all unsere Forderungen und Appelle nichts nützen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Sophie Bauer: Die Chance dazu müssen sie haben! – Abg. Mag. Wurm: Wie, glauben Sie, kommt man aus dem Ghetto heraus? Durch Studiengebühren vielleicht?!)

Was man uns Frauen in diesem Zusammenhang zutraut oder, besser gesagt, nicht zutraut, kann ich mir vorstellen, wenn ich beispielsweise Seminarangebote wie "EDV für Frauen", "Internet für Frauen" und derlei Dinge mehr sehe. Damit wird nämlich schon sehr deutlich, was man von uns Frauen in diesen Zukunftsbereichen hält: Man unterstellt uns gleichsam, dass wir Frauen von einem deutlich niedrigeren Niveau aus in diese technischen Berufe gehen als die Männer.

Und jetzt sagen Sie mir, was hier Gleichstellungsgesetze bewirken könnten! Erklären Sie mir, was hier das Frauen-Volksbegehren gebracht hat, und sagen Sie mir, was hier das Frauenministerium gebracht hat! Sie, liebe Kolleginnen von Rot und Grün, haben sich in der Frauenpolitik immer mit Aktionismus zufrieden gegeben. Ich halte Aktionismus auf diesem Gebiet für kontraproduktiv.

Bei diesem Thema hilft einzig und allein sehr viel Überzeugungsarbeit, sowohl in den Schulen als auch in der Familie und in den Betrieben – überall dort, wo Frauen und Männer miteinander reden, miteinander leben und miteinander arbeiten. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

22.48

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Staffaneller. – Bitte.

22.49

Abgeordneter Norbert Staffaneller (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Ich bin ein bisschen enttäuscht von der Kurzmeldung des Herrn Dr. Einem. Zu sagen, Kollegin Aumayr würde hier auf die Vergangenheit "keppeln", das ist, bitte, nicht der Stil, dessen man sich hier bedienen soll, wenn man sich als Mann mit Frauenangelegenheiten beschäftigt. Ich bin wirklich ein bisschen enttäuscht! (Beifall bei den Freiheitlichen sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Auer: So ist er halt, der Einem!)

Es ist anzunehmen, Herr Dr. Einem (Abg. Auer: So ist er halt, der Einem!), dass Sie die Sache nicht ernst nehmen und dass Sie sich nur hier herausgestellt haben, um irgendetwas zu sagen. (Abg. Schieder: Für Sie ist es eine Herzensangelegenheit! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit herausgegebene Endbericht bezüglich der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen zeigt ein ernüchterndes, ich könnte auch sagen, erschütterndes Bild über die in den letzten Jahrzehnten in Österreich nicht vorhandene Gleichbehandlung auf. Die Synthesis Forschungs


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