Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 224

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Es sind sicherlich viele Maßnahmen zu setzen, aber meine Redezeit neigt sich dem Ende zu. Die Herausforderung ist groß, und es wird sicherlich dieser Bundesregierung vorbehalten bleiben, auch auf diesem Gebiet erfolgreich zu sein und das Schließen der Einkommensschere in dieser Legislaturperiode ein gutes Stück weiterzutreiben. – Glück auf! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Einem: Sehr sachlich! – Abg. Dipl.-Ing. Schöggl  – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz –: Sehr sachlich, Herr Kollege! – Gegenruf des Abg. Dr. Einem. )

22.35

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Dr. Petrovic zu Wort gemeldet. Bitte: kritisierte Behauptung – tatsächlicher Sachverhalt. (Abg. Dr. Khol: Das betrifft die Reproduktionsarbeit?)

22.35

Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Vorredner hat behauptet, ich hätte in meinem Redebeitrag das freiheitliche Modell des Kinderschecks gutgeheißen oder unterstützt. – Das ist nicht der Fall. Ich habe dieses Modell niemals gutgeheißen oder unterstützt, auch nicht in meinem Redebeitrag.

Ich habe lediglich auf die Inkonsequenz hingewiesen: Wenn eine Mehrheit schon ein Modell dieser Art aus FLAF-Mitteln einführen will, dann ist es systemwidrig, inkonsequent und gegen die Frauen gerichtet, eine Einkommensgrenze einzuführen. Das Modell an sich jedoch wird von mir nicht unterstützt und nicht gutgeheißen. Ich habe mich immer für einen stärkeren Arbeitsmarktbezug von Kinderbetreuungsregelungen ausgesprochen. (Beifall bei den Grünen.)

22.36

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Sophie Bauer. – Bitte.

22.36

Abgeordnete Sophie Bauer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Der Bericht des Gleichbehandlungsausschusses sagt für mich schon Gravierendes aus, und zwar, dass sich die Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert hat.

Im Jahr 1993 verdienten Frauen im Durchschnitt um insgesamt 31 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. 1977 waren es 29 Prozent. (Abg. Aumayr: Sozialistische Regierung!) Von 1977 bis 1997 hat sich der Einkommensabstand zwischen Männern und Frauen also um drei Prozentpunkte vergrößert. (Abg. Aumayr: Alsdann, SPÖ-Frauenministerinnen waren das!)  – 30 Jahre, ja. Frau Aumayr, dann müssen Sie sich das besser anschauen! Die Ansage, die Sie heute gemacht haben, war ja auf der einen Seite bezeichnend.

Der krasse Unterschied beträgt teilweise sogar bis zu 60 Prozent. Es ergibt sich bei den absoluten Einkommenszahlen der Angestellten und der Arbeiter nämlich Folgendes: Eine weibliche Angestellte verdiente 1999 im Durchschnitt 22 206 S, ihr Kollege aber 36 946 S. Im Jahr 1999 verdienten Arbeiterinnen im Durchschnitt 16 027 S, ihre männlichen Kollegen aber 25 836 S.

Aber auch bei einer guten Ausbildung müssen Frauen ein geringeres Einkommen als Männer in Kauf nehmen. Die Gründe dafür liegen in fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen und auch darin, dass Frauen weniger Geld haben, sich kein eigenes Fahrzeug leisten können und dadurch nicht so flexibel wie die Männer sind.

Meine Damen und Herren! Ich sehe die reale Situation jener Frauen, die unter härtesten Bedingungen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Besonders arg ist die Situation dann, wenn sie über Leasingfirmen in den Betrieb kommen. Leasingfirmen zahlen ja nur einen ortsüblichen Lohn. Das heißt zum Beispiel für Frauen, die in unserem Betrieb über Leasingfirmen eingestellt werden, dass sie einen Stundenlohn von 75 S brutto bekommen. Die Leistungen dafür sind Akkordarbeit, Früh- und Nachmittagsschicht. Die Männer aber bekommen bei gleicher Arbeit einen Mindestbetrag von 80 S.

Es ist für den Arbeitgeber sicherlich sehr nützlich, billige Arbeitskräfte zu haben – noch dazu, wenn es Frauen sind, die schon mehrere Jahre vorher im Betrieb waren, gekündigt wurden und


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