Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 181

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Der Kulturbericht, den wir heute diskutieren, ist zweifellos ein sehr schönes Dokument. Es ist ein guter Bericht. Im Vorwort heißt es – wie Herr Dr. Cap schon gesagt hat –: Das kulturelle Erbe in Österreich muss erhalten bleiben und damit eine Basis geschaffen werden. – Diesbezüglich bin ich mit Ihnen einer Meinung: Das kulturelle Erbe muss erhalten werden, gar keine Frage! Aber der Zugang dazu steht nicht wirklich einer breiten Bevölkerungsschicht offen. Da kann man natürlich sagen: Selber schuld!, oder man kann sich überlegen, welche Art der Kulturvermittlung man anbieten kann, damit viele verschiedene Menschen sich dieser Kultur bedienen können, ob das jetzt Junge, Alte, Frauen, Männer, Reiche oder Arme sind.

Reich oder arm, das ist, so denke ich, eine der wichtigen Fragen, denn so, wie sich die Aktivitäten dieser Regierung anlassen, wird die Schere im sozialen Bereich immer weiter auseinander gehen.

Aber ein offener Zugang zur Kultur für alle Bevölkerungsschichten ist offensichtlich gar nicht erwünscht, und außerdem wissen wir, dass die Wertigkeit der zeitgenössischen Kultur für Sie nicht besonders hoch ist. Der Begriff "zeitgenössische Kultur" ist im Regierungsprogramm der jetzigen Regierung überhaupt nicht vorgekommen, wie Ihnen vielleicht noch erinnerlich sein wird! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Eine sehr bemühte Oppositionsrede!)

Denken Sie zum Beispiel an das MAK, das Museum für angewandte Kunst, das ja sehr unter den Kürzungen leidet: Es wurden sogar fix geplante Ausstellungen abgesagt, und das ist wirklich mehr als bedauerlich. Oder denken Sie auch an das heute schon sehr oft, aber offenbar noch nicht oft genug zitierte Museumsquartier: In diesem Kulturbericht kommt es gerade auf einer halben Seite vor, obwohl es zu den größten Kulturbaustellen Europas zählt. Darüber findet sich kein Wort betreffend Richtlinien und Konzepte. Die Planungsgruppe, von der wir gehört haben, wurde erst jüngst erstellt, und jetzt mit Jahresende soll die Nutzung des einen Teils, des "Quartiers 21", überhaupt erst eingebracht werden. Das heißt: Diskussion, Transparenz, Partizipation sind Begriffe, die im Wortschatz der Freiheitlichen und der christlich-sozialen Partei nicht besonders oft vorkommen.

Ich weiß schon: Ein wichtiger Satz, der von Ihrem Chef in Klagenfurt immer wieder gebracht wird, lautet: Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht! (Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Ist ein chinesisches Sprichwort!) Nein, man müsste sie wahrscheinlich sozusagen schlecken oder lecken, wenn man bei der Sprache bleiben will, die da angewandt wird – wenn man das auf Tiere bezieht –, damit die Kulturschaffenden gefördert werden! (Abg. Dr. Papházy: Lecken Sie Ihre Wunden!) Solche Nacht- und Nebelaktionen, sei es die Kürzung des Geldes für die Zivildiener oder sei es die Kürzung des Geldes für KünstlerInnen, finden bei Ihnen nämlich leider immer wieder statt. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Cap: Soll man die Hand, die füttert, lecken oder gleich die Füße? Was ist Ihnen lieber?)

20.54

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Kurzmann. – Bitte.

20.55

Abgeordneter Dr. Gerhard Kurzmann (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Wir diskutieren heute den Kulturbericht 1998, einen Bericht, der wegen des Zeitablaufs nicht mehr ganz so aktuell ist, wie er das vor zwei Jahren oder auch vor einem Jahr noch gewesen wäre. Wenn der Nationalrat sich wirklich gegenwartsbezogen mit den Anliegen der Kultur auseinander setzen wollte, dann müssten wir uns heute eigentlich schon mit der Projektstudie "Kulturpark Österreich"– die ich bei Frau Dr. Brinek schon gesehen zu haben glaube – auseinander setzen. Darin befinden sich mit Sicherheit sehr interessante neue Ansätze, sowohl für den Denkmalschutz als auch für die Architektur oder jene Organisationsmodelle, die uns wie das so genannte "National Trust" in England durchaus als Vorbild dienen könnten.

Zurück zum Kulturbericht 1998: Er bietet einen sehr informativen Überblick über den Zustand und die Tätigkeit der Bundesmuseen, der Österreichischen Nationalbibliothek, der Phonothek, aber auch über den Bereich der so genannten Volkskultur, den man nicht unterschätzen sollte. Breiten Raum nehmen darin der Denkmalschutz und die Aktivitäten des Bundesdenkmalamtes


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