Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 45. Sitzung / Seite 102

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eine skandalöse durchschnittliche Studiendauer – nämlich 7,3 Jahre; OECD-weit 4,3 Jahre Durchschnitt (Abg. Dr. Mertel: Jetzt werden sie noch länger studieren!)  –, wir haben im OECD-Vergleich die geringste Akademikerquote, wir haben eine Drop-out-Quote von sage und schreibe 50 Prozent, und – auch darauf hat der Herr Finanzminister schon hingewiesen – wir haben 43 Prozent der Studierenden, die im letzten Jahr keine einzige Prüfung abgelegt haben, keine Pflichtübung besucht haben.

Es ist unsozial, sehr geehrte Damen und Herren, dass Eltern Kinderbeihilfe für Studierende beziehen, die auf gut Deutsch nichts tun!

Was sind die Gründe dafür? – Es gibt keine Zugangsbeschränkungen und keine Studiengebühren.

Sehr geehrte Damen und Herren der Sozialdemokratie! Es ist unverantwortlich, der Jugend einen Schuldenberg von 2 200 Milliarden zu übergeben, es ist skandalös, dies unter den Teppich zu kehren und bei den Studiengebühren – das wurde von dieser Stelle schon mehrfach erörtert – sein Fähnchen nach dem Wind zu richten. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Und ich freue mich sehr, dass der ÖH-Vorsitzende Martin Faißt jetzt auch seine Haltung zu den Studiengebühren überdenkt. (Rufe bei der SPÖ: Was?)

Wir brauchen dringend strukturelle Veränderungen und Verbesserungen im tertiären Bildungssektor. Leistung und Wettbewerb müssen wieder gesellschaftlich akzeptiert werden. Wir brauchen für eine gesunde österreichische Wirtschaft junge, motivierte Menschen, die den Anreiz haben, schnell zu studieren.

Die Drop-out-Quote an den Unis könnte durch eine verschärfte Studieneingangsphase gesenkt werden, denn der Rekord an Studienanfängern in diesem Wintersemester – nämlich plus 4,6 Prozent – beweist, dass Studiengebühren allein die Studierenden nicht abhalten.

Studiengebühren sind notwendig – notwendig für die Unis, notwendig für die Studierenden; notwendig für die Unis für strukturelle Schwerpunkt-Investitionen und für die Studierenden für Stipendien, für die Verbreiterung von Stipendien, Leistungsstipendien sowie Stipendien für sozial Bedürftige.

Durch die Akkreditierung von Privat-Unis ist eine neue Ära im tertiären Bildungssektor eingeleitet worden, und ich freue mich sehr darüber. Ich freue mich sehr über das gleichberechtigte Nebeneinander zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Unis, weil das im Sinne des Wettbewerbs notwendig ist. Der Wettbewerb nützt dem Kunden – der Kunde ist der Student –, und es ist auch richtig, dass im Sinne des Wettbewerbs die Studenten an Privat-Unis in Zukunft Studienförderung beziehen können.

Der Wettbewerb zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Universitäten nützt aber auch den Lehrenden, weil auch mehrjährige, verlängerbare Leistungsverträge statt wettbewerbsfeindlicher Pragmatisierung für exzellente Professoren andere Perspektiven bieten.

Ein nächster wichtiger Schritt ist in meinen Augen die Titelbereinigung. Privat-Unis können nationale und internationale Degrees vergeben, und dem Austriacum MAS – Master of Advanced Studies –, ich habe das von dieser Stelle aus schon gesagt, muss endlich abgeholfen werden. Das ist weder Fisch noch Fleisch. Ein einfacher Handelsschulabschluss genügt: Man macht einen MAS, und schon wird ein vollwertiger Master-Titel vorgetäuscht! Das erzeugt im internationalen Gefüge Spott und Hohn.

Im tertiären Sektor werden in Zukunft auch die Fachhochschulen eine wichtige Rolle zu spielen haben, in enger Kooperation mit der Wirtschaft, da die Wirtschaft berufsorientiert ausgebildete Fachhochschul-Absolventen dringend braucht. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)


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