Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 47. Sitzung / Seite 114

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130 Grad, Hochdruck, kein Problem. – Und jetzt höre und lese ich, auch im "Morgenjournal", nein, man braucht 1 300 Grad, damit auch wirklich das letzte Gewebszellchen vernichtet wird.

Das ist das, was letztlich zur Verunsicherung führt: Der eine sagt 130 Grad, und dann kommen alle drauf, es sind 1 300 Grad. Und dann sagt heute einer, nein, die Schafe nicht, und ein paar Monate später sagt ein anderer, doch, die Schafe auch. – Das alles ist ein Wahnsinn, und da ist letztlich die Wissenschaft mitschuldig, die Politik mitschuldig und die Interessengruppen, die natürlich sagen, wir wollen uns da möglichst schonend durchschmuggeln, damit wir unsere Gewinne machen können.

Jetzt erzähle ich Ihnen noch etwas, weil wir gerade über den agrarindustriellen Bereich diskutieren. Ich war immer derjenige, der gesagt hat: Mythos Bauern! Ich habe immer gesagt, wenn die Bauern etwas wollen, dann seid möglichst freigiebig, die sind ja so wichtig! Und sie sind auch wichtig. Aber was mich so rasend macht, ist Folgendes:

Ich bin in ein Salzburger Gasthaus gegangen und habe gesagt, ich möchte ein Schnitzel haben. Darauf sagt der Wirt, jetzt bekommen Sie einmal ein echtes Schnitzel von mir, ich kenne die Sau persönlich, von der Geburt bis zur Schlachtung habe ich sie begleitet. – Ich sage Ihnen, das war das beste Schnitzel, das ich je gegessen habe! Und mich kann man nicht so einfach übernehmen, indem man nur so tut und sagt, das ist die persönliche Sau, die du da bekommst. Das war wirklich ein gutes Schnitzel. (Heiterkeit bei der SPÖ.)

Übrigens habe ich mich heute über eine Extrawurstsemmel in der Cafeteria geärgert. Wir müssen da sozusagen Versuchs-Abgeordnete spielen! Drei Stunden nachher war ich noch "bedient"! (Heiterkeit.) Ich frage mich: Wieso ist das so? Auch beim Rindfleisch hört man: Du musst in diese und jene Zweigstelle gehen, und in die andere gehst du lieber nicht.

Wissen Sie, was mich bei der gesamten Debatte so ärgert? – Es geht um den Missbrauch von Vertrauen und darum, dass es letztlich so weit kommt, dass Gesundheit und Lebenserwartung in der Frage der Ernährung zu einer sozialen Frage werden. Der, der das Geld hat, der, der weiß, wo man etwas um teures Geld kaufen kann, hat eine höhere Lebenserwartung als der, der es nicht weiß und auf die Angaben auf der Packung vertraut. Kollegin Achatz hat ein gutes Beispiel gebracht: Wenn der schlecht lesen kann, dann muss er sich noch die Brille mitnehmen – um 368 S aus der Apotheke, mit einer Dioptrie –, damit er herausfindet, dass das Tier in Holland geschlachtet worden ist.

Herr Minister Molterer und liebe Agrarindustrielle hier im Saal, für die ich an sich wirklich ein Herz habe! Sie könnten eigentlich viel mehr dafür leisten, dass dieses Vertrauen wirklich da ist, damit die Konsumenten auch daran glauben können, und zwar in Ihrem Interesse und auch im Interesse der Konsumenten. Und ich sage noch etwas, was Sie sich überhaupt nicht gedacht haben: auch in unserem Interesse hier herinnen. Ich glaube, es gibt keinen Einzigen hier, der nicht auch gerne lange und gesund lebt, und ich hoffe, dass Sie wenigstens dafür sind! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Dr. Rasinger und Achatz. )

16.49

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Haupt. – Bitte, Herr Minister.

16.49

Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen Mag. Herbert Haupt: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Kollege Molterer! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte zunächst dort fortsetzen, wo Herr Kollege Cap geendet hat: Ja, für mich als Gesundheitsminister muss es ein Anliegen sein, in Österreich Ernährungssicherheit, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nicht zu einer Frage des sozialen Wohlstandes oder Nichtwohlstandes zu machen, sondern den gleichen Zugang aller Schichten zu einer gesunden Ernährung und damit zu einer gesunden Basis und Lebensführung in diesem Staate zu gewährleisten.


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