Universität beschäftigen: 300 Beamte verwalten 6 000 Universitätslehrer und 240 000 Studierende, die zusammen lehren und forschen. Das ist vier-, fünf- oder sechsmal soviel wie in den frühen siebziger Jahren, aber die Strukturen sind gleichgeblieben. Welches Unternehmen würde es sich leisten, bei einem Anwachsen des Betriebes auf das Vier-, Fünf- und Sechsfache die Strukturen beizubehalten? Niemand! Jeder müsste darüber nachdenken, was zu ändern sei.
Ich sage daher gerne es ist das etwas, was immer wieder verlangt, aber vielleicht nicht gehört wird, obwohl es gesagt wird : Was ist denn die eigentliche Aufgabe einer Uni-Reform? Die eigentliche Aufgabe ist das Herausarbeiten einer Balance zwischen der Spezifik der Bildungsaufgaben und modernen Formen einer effizienten und zugleich partizipatorischen Organisation. Das ist unsere Aufgabe. Und wenn es schon nicht vorrangig zur vornehmen Aufgabe der Universität gehört, so gehört es auch zur Aufgabe der Universität, über die Herstellung dieser Balance nachzudenken und das Nachdenken nicht jemand anderem zu überlassen. Das wäre schade. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Um auch ein paar ängstliche Rektoren zu beruhigen: Das GesmbH-Modell ist nicht mehr aktuell. Es war ein Modell, das, glaube ich, auch in der vorigen Gesetzgebungsperiode aufgetaucht ist, aber das Bürokratiemodell UOG 1993 Rechtslehrer Hausmaninger führt das schön aus taugt auch nicht.
Daher: Der Vorschlag hinsichtlich wissenschaftliche Anstalten, Sui-generis-Lösung, das kann doch eine Herausforderung sein, zu der wir ja sagen können. Da muss nicht vorher schon per Resolution eine Reform abgelehnt werden. Zur Reform gehört auch eine Dienstrechtsreform, die Fortsetzung der Schwerpunktsetzung im Studienangebot, die Ermöglichung von Globalbudgets, die Etablierung eines Leitbildes mit Umsetzungsmöglichkeit; Leitbilder gibt es jetzt schon, aber es fehlt an Umsetzungsmöglichkeiten.
Meine Damen und Herren! So gesehen sind die Universitäten Orte der methodisch geleiteten Wissensproduktion. Pardon! "Produktion" darf ich nicht sagen, das ist schon wieder eine falsche Metapher, eine Marktmetapher. (Abg. Dr. Grünewald: Das habe ich nicht gesagt! Zuhören!) Ich meine mit diesen Unis Orientalistik, Ethnologie, Medizin, Informatik und alle anderen Studienrichtungen, damit Sie über das Spektrum der von mir und von der Volkspartei unterstützten und forcierten Studienrichtungen ich habe auch die Orientalistik genannt! auch einmal unterrichtet sind. Diese Orte der Wissensproduktion auf höchstem Niveau müssen zur Kenntnis nehmen, dass sie sich einer Konkurrenz zu stellen haben; ich habe den Eindruck, dass diese Erkenntnis noch nicht ganz gereift ist, und zwar nicht noch einmal , weil die böse Bundesregierung das will, sondern weil sich mittlerweile auch Fachhochschulen, andere Einrichtungen des postsekundären Bereiches, Privatuniversitäten, Business-Schools jeder Art etabliert haben und diese die Universitäten nicht extra dazu befragen. Das ist auch das Spiel der freien Kräfte in einem freien Markt.
Ich meine, dass die Universitäten falsch daran täten, würden sie bloß Kopien von Business-Schools, von Fachhochschulen, von Privatuniversitäten und anderen Einrichtungen werden. Sie würden damit ihren Eigenwert, ihre Exklusivität und ihre unvergleichbare Kompetenz aufgeben. Das wäre schade. Ich meine aber auch, sie würden das aufgeben, wenn sie die Rechtfertigung dieses Ziels und dieses Anspruches jemand anderem überließen.
Ich meine, dass wir in der Reformgeschichte und in der Reformarbeit immer wieder neu beginnen müssen und dabei immer wieder irren. Ich zitiere an dieser Stelle gerne und tue es auch hier ein Wort von Ralf Dahrendorf, der gemeint hat, es gelte nicht mehr zwischen Ost-Unis und West-Unis und Ost-Reform-Unis und West-Reform-Unis zu unterscheiden, sondern nur mehr nach Reformbedarf. Und die Reformarbeit spielt sich vielfach auf der Ebene von Versuch und Irrtum ab.
Dahrendorf sagt das treffend: "We try and we err and we try again, and the worst that can happen is not that we err but that we stop trying."
Lets start trying and continue trying! Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
10.49