den Arztberuf gewählt hat, schon in der Ausbildung zwar die Schiene der Wissenschaftlichkeit einschlagen können soll, vor allem aber den Patienten im Vordergrund stehend sehen sollte. Dies wird durch die neue Strukturierung des Studiums gewährleistet. Ich möchte mich bei Ihnen, Frau Ministerin, recht herzlich bedanken, auch bei allen Beamten, vor allem bei den Professoren der Medizinischen Fakultät in Wien, die ein Curriculum erarbeitet haben, das das Medizinstudium wirklich zukunftsweisend umgestaltet.
In diesem Studium wird nun besonders auf den Patienten Rücksicht genommen, auf den Menschen, der sich in einem ungeheuren Ausnahmezustand befindet, der krank ist, der sich in einer ungewohnten Umgebung befindet, wenn er in das Krankenhaus kommt, der aus seinem alltäglichen Umfeld, der Familie, dem Arbeitsplatz, herausgerissen wurde, der Angst haben muss, dass er nicht wieder auf den Arbeitsplatz zurückkehren kann, der oft schematisiert wird, der auch heute manchmal noch eine Nummer im Krankenhaus ist – ich persönlich habe das vor kurzem so erlebt und werde es vielleicht am Samstag wieder erleben –, der zu wenig informiert wird, wartet, nicht wissend, was mit ihm jetzt wirklich geschieht, und sehr häufig nummernhaft abgestempelt ist.
Diese neue Studienordnung stellt den Patienten als Menschen in den Vordergrund. Auf dessen spezielle Bedürfnisse wird in der neuen Strukturierung des Medizinstudiums Rücksicht genommen. Ich hoffe, dass, wie es in Angriff genommen wurde, das Studium nun in zwölf Semestern absolviert werden kann. Es sind sehr viele Praktika vorgesehen, und zwar in kleinen Gruppen und patientennah. Am Schluss, vor der dritten Diplomprüfung, sind Pflichtfamulaturen von 24 Wochen eingeschaltet, das heißt, dass damit eine sehr patientenbezogene Ausbildung gewährleistet wird.
Es werden auch Wahlpflichtelemente eingeführt, die zu einer Vertiefung, zu einer wissenschaftlichen Vertiefung des Medizinstudiums führen sollen, mit denen die Grundzüge des wissenschaftlichen Arbeitens nahe gebracht werden und eine gute Vorbereitung für die Diplomarbeit geboten wird. Auch für zukünftige wissenschaftliche Tätigkeiten des Einzelnen wird so Vorsorge getroffen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Ich möchte jetzt als einen der medizinischen Wissenschaftszweige die Biotechnologie herausnehmen. Es muss in Zukunft eine spezielle Sensibilität für die Beurteilung der Biotechnologie in der Medizin vermittelt werden. Hohe wissenschaftliche und therapeutische Relevanz ist angesagt. Die Biotechnologie greift in die gesamte Medizin ein, führt naturgemäß weit über die Medizin hinaus und berührt fundamentale Fragen unseres Selbstverständnisses, unserer sozialen Verantwortung, der Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, der Sinnhaftigkeit von Wissenschaftlichkeit und technisch Machbarem.
Ich denke dabei etwa an die Embryonenforschung, an die Klonierung. In dieser Hinsicht sind wir gefordert, gerade wir Mediziner! Das daraus resultierende Konfliktpotential sollte auch mit Medizinstudenten besprochen, diskutiert werden, Lösungsansätze sollten gefunden werden, insbesondere im Hinblick auf die Frage, in welchem Umfang und in welcher Form mögliche Mehrheitsentscheidungen und gesetzgeberische Maßnahmen ärztliche Tätigkeiten beeinflussen sollen, müssen oder dürfen, auch wenn ethisch fundierte Lösungsansätze da besonders schwierig sind! – Ich selbst kann das immer wieder erleben.
Im neuen Curriculum der Wiener Fakultät fehlt aber die Ernährungswissenschaft und die psychosomatische Medizin als Lehrstuhl. Gerade Letzteres halte ich für ein ganz wichtiges Fach, in dem die Beziehungen zwischen Körper und Seele erforscht werden und auch gelehrt werden sollten, mit dem wir Ärzte im täglichen Leben oft konfrontiert sind. Wie Sie wissen, haben gerade Kreuz- und Gelenksschmerzen zu 70 bis 75 Prozent psychogene Ursachen. Daher fehlt mir gerade die Psychosomatik, und dies tut mir Leid. (Beifall bei der ÖVP und den Grünen sowie bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Als positiv zu bewerten ist das neue Prüfungssystem, das nun objektiver wird und einen Methodenmix beinhaltet. Die Ausbildung erfolgt jetzt, wie schon gesagt, personenbezogen, mit dem Patienten zusammen, es werden vor dem Patienten patientenorientierte Gespräche in