Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 59

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Sehr verehrte Frau Ministerin! Lieber Karl Schweitzer! Neid habt ihr genug gesät. Freunde von der FPÖ! Neid habt ihr genug gesät. (Abg. Mag. Schweitzer: Mit welchem Recht?) Mit klaren Worten: "Privilegienritter", ja schärfer noch: die "Parasiten der Nation" – wir haben es gerade von dir selbst gehört –, die "Ferienkaiser", die "Halbtagsarbeiter". Das ist ein Auszug aus einer Schimpforgie der FPÖ-Abgeordneten hier im Haus. Und ich denke daran zurück, wie die Vizekanzlerin vor zwei Tagen einen Redner von der Ministerbank herunter hämisch korrigierte, weil er die Anzahl der freizusetzenden Beamten um 5 000 zu gering angegeben hat. Sie hat gesagt: Nein, nein, es sind noch um 5 000 mehr, die wir freisetzen werden. Sie hat sich gefreut darüber. Das ist Ihre Politik! (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Ministerin! Viel Neid kommt auch aus Ihrem Ministerium. Und ich darf jetzt versuchen – Karl Schweitzer, vielleicht kannst du mir zuhören –, ein praktisches Beispiel hier anzuführen, damit Sie die Problematik wirklich sehen, ein Beispiel aus der Stadt Weiz. – Kollege Trinkl ist jetzt leider nicht da, er würde es kennen. – In Weiz gibt es eine Hauptschule mit 36 Klassen, unterschiedlichen Schwerpunkten, die ältesten Lehrer sind 50, die jüngsten sind zwischen 35 und 40 Jahre alt. Alle sind pragmatisiert oder haben einen I L-Vertrag.

Durch Ihre ersten Maßnahmen, Frau Minister, müssen drei Lehrer weg, da diese 60 Stunden fehlen. In Pension gehen, wie Sie es vorschlagen, können die 50-Jährigen sicherlich nicht. Es sind lauter Spezialisten: Einer trägt den EDV-Bereich, den Sie heute so hervorragend hingestellt haben, und ist der Motor für die Integration. Die Zweite macht die Ganztagsbetreuung und hat eine Familie mit zwei Kindern, die sie selbst versorgen muss, weil der Gatte den zweiten Bildungsweg beschreitet. Und der dritte Kollege ist ein Motor des musischen Bereiches. An die nächstgelegenen Dienstorte können sie nicht versetzt werden, denn dort herrscht dieselbe Situation.

Frau Ministerin! Was mache ich mit diesen Kollegen? Sie wissen es nicht; in den Zeitungen sagen Sie: Ich weiß es nicht. In dieser Ratlosigkeit habe ich an die Frau Landeshauptmann der Steiermark gedacht, die mir vor der Wahl einen Brief geschrieben hat, in dem sie bestätigt, dass diese Kolleginnen und Kollegen nicht gekündigt, nicht freigesetzt werden, sondern in die Bezirkspersonalreserve überwechseln können.

Liebe Frau Ministerin! Das Heer der ReservistInnen in der Bezirkspersonalreserve von Weiz lässt Sie grüßen. Sie werden arbeitslose Lehrerinnen und Lehrer sein, vielleicht mit einer Gehaltsgarantie, wie Sie es vorgeschlagen haben, aber dem Sparziel, das Ihnen der Finanzminister abverlangt hat, werden sie nicht dienen können. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Schwarzenberger: Ist die Schule auch für die Kinder da oder nur für die Lehrer?)

12.46

Präsident Dr. Heinz Fischer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Wochesländer. – Bitte.

12.46

Abgeordnete Jutta Wochesländer (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Herr Kollege Faul hat gerade einen Terminus verwendet, und zwar "Ferienkaiser". Ich kann wirklich sagen, es ist wahrscheinlich eine sehr, sehr weit verbreitete Meinung, dass man sagt: Lehrer wird man wegen der schönen langen Ferien, wegen der wenigen Arbeitszeit und weil man dann im höheren Dienstalter auch gut verdient. Das ist eine weit verbreitete Meinung, die ich Ihnen zwar demoskopisch nicht belegen kann, aber es ist wirklich Faktum, wie Sie feststellen können, wenn Sie sich so umhören. (Abg. Huber: Ihre Kollegen sagen das immer!)

Ich gehe nicht konform mit dieser Meinung, nein, ganz im Gegenteil. Es gibt sehr, sehr viele Lehrer, die ihren Beruf wirklich anständig und gut ausüben. Und ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass man Lehrer wird, weil man die Fähigkeit in sich spürt, Wissen zu vermitteln, weil man die Fähigkeit oder die Lust in sich spürt, junge Menschen zu begleiten, zu wertvollen Mitgliedern dieser Gesellschaft zu machen, und weil man diesen Beruf als etwas Schönes, etwas sehr Wichtiges sieht. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)


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