Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 50. Sitzung / Seite 135

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sein sollte, und dass es entsprechende Beschlüsse der Schulerhalter, der Bezirksschulräte, des Landesschulrates geben muss, um diese Zahl zu erhöhen.

Schauen wir uns einmal die Statistik an. Wir hatten im Schuljahr 1999/2000 in Österreich 2 540 Klassen ... (Abg. Amon: Welcher Schultyp?) Kollege Amon, insgesamt in Österreich. (Abg. Mag. Mühlbachler: Das gibt es doch gar nicht! Das gibt es nicht!) Lassen Sie mich ausreden, was ich Ihnen sagen will! Bei 2 540 Klassen wurde – Herr Kollege Mühlbachler, wenn der Satz fertig ist, werden Sie den Inhalt verstehen – die im Gesetz definierte Klassenschülerhöchstzahl überschritten. 2 540 Klassen in Österreich. Das ist keine Kleinigkeit! Rechnen Sie nach, wie viele Schüler das betrifft! Wenn man davon ausgeht, dass das Klassen mit 31 Schülern und mehr sind, dann kommen wir auf etliche tausend Schüler in Österreich, die sich in einem eigentlich gesetzlich normierten, aber nicht eingehaltenen Zustand befinden.

Jetzt könnte man sagen, okay – so eine Bemerkung ist schon gefallen –, mehr Geld bringt nicht mehr Bildung. Man könnte auch sagen, kleinere Klassen bringen nicht bessere Qualität. Die Frage ist natürlich: Was sind die Anforderungen an die Bildung und an das Schulsystem?

Ich habe dazu einen Dialog mit der Industriellenvereinigung als höchst interessant empfunden. Diese hat nämlich auch den Bildungssprecher der Grünen eingeladen – ich finde es recht positiv, dass man auch mit der Industriellenvereinigung diskutieren kann –, und wir haben festgestellt, wir fordern eigentlich von den Schulabgängern, zumindest in diesem Gespräch, das mit mir geführt wurde, relativ ähnliche Dinge.

Es wird nicht davon ausgegangen, dass es darum geht, ein Formular besser ausfüllen zu können, wie das Präsident Prinzhorn unlängst einmal formuliert hat – er meinte, die Schulabgänger kommen in die Betriebe und wissen nicht einmal, wie man Formulare richtig ausfüllt –, oder die Buchhaltung im Detail zu verbessern. Nein, darum ging es nicht. Es ging um die Frage der sozialen Kompetenzen, um Problemlösungsfähigkeit, um Teamfähigkeit, um rhetorische Fähigkeiten und um die Fähigkeit, sich einfach jene Informationen zu beschaffen, die man braucht.

Jetzt frage ich Sie, Kollege Amon, und Herrn Kollegen Schweitzer in Abwesenheit: Sie können doch wohl nicht ernsthaft glauben, dass man soziale Kompetenzen in Klassen mit 30 Schülern aufwärts – wir haben 35, 36, 37 und 38 Schüler in manchen Klassen – vermitteln kann?! Diese Klassen gibt es in Österreich, aber in solchen Klassen werden Sie die Anforderungen, die wir stellen – und auch zumindest jene in der Wirtschaft, die an neue Methoden denken, durchaus begrüßen –, nicht erreichen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Großruck: Wir haben auch Klassenteilungen! Wir haben auch Klassen mit fünf Schülern! Das gibt es auch!)

Das ist ein guter Einwurf, Herr Kollege Großruck. Ich sage Ihnen nur etwas: Wenn es auf dem Land auch Klassen gibt, die sehr klein sind – darin gebe ich Ihnen schon Recht –, dann gehen Sie einmal in die großen Klassen und sagen Sie den Schülern, die zu 37 und 38 dort sitzen: Irgendwo in den Bergen oben, da haben wir Klassen mit fünf Schülern. – Glauben Sie, dass Sie dafür Verständnis ernten werden? Glauben Sie, dass es irgendein Verständnis dafür gibt, die Schülerzahlen gegeneinander aufzurechnen? – Das ist ja das Trügerische an der Statistik. (Beifall bei den Grünen.)

Schauen Sie die Zahlen an, die die AHS und die BHS betreffen. Dort sind nämlich die großen Klassen konzentriert. Das gibt es in den Pflichtschulen nicht in diesem Ausmaß, dort hält sich das relativ in Grenzen. Ich kann es Ihnen sagen: Im Bereich der Pflichtschulen gab es im letzten Schuljahr 73 Klassen, die über der Höchstzahl gelegen sind.

Im Bereich der berufsbildenden höheren Schulen gab es 880 Klassen, die über der Klassenschülerhöchstzahl gelegen sind. Im AHS-Bereich gab es 843 solcher Klassen. Das sind 70 Prozent jener Klassen, bei denen die Höchstzahl überschritten wird.

Kollege Amon – ich finde das ganz amüsant – hat gestern bei einer Podiumsdiskussion mit meiner Zustimmung ein Kurssystem in den oberen Schulstufen gefordert, also ein System, in dem mehr ausgewählt werden kann, in dem mehr auf die Bedürfnisse der Schüler eingegangen


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