Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 50. Sitzung / Seite 136

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wird. – Genau in diesem System haben wir derzeit 30, 35, 37 Schüler in den Klassen! (Abg. Amon: Vorlesungsbetrieb!)

Wenn Sie ein Kurssystem so verstehen, dass wir universitäre Verhältnisse wie beim Massenstudium heranziehen, dann sage ich Ihnen, das ist nicht unser Bild, das wir hier haben. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Amon: Sie werden beides haben! Sie werden Vorlesungsbetrieb haben, und Sie werden Seminarbetrieb haben!)

Unter Kurssystem stelle ich mir etwas anderes vor, zum Beispiel bei den Sprachen. Wo liegen die Probleme im Schulsystem bei den Sprachen? In erster Linie nicht in den schriftlichen Arbeiten, das ist nicht das Problem. Wir haben das Problem, dass genau dort, wo kleinere Schülerzahlen, wo kleinere Klassen notwendig wären – etwa in der Rhetorik, in der Sprache, aber nicht nur da, sondern auch in anderen Gegenständen; vor allem aber in den Sprachen –, das in Österreich massiv zu kurz kommt, weil es einfach nicht möglich ist, mit 36 Schülern sinnvoll zu arbeiten. Sie können sich ausrechnen, wie lange eine Unterrichtsstunde ist und wie lange jeder Einzelne im Durchschnitt zum Sprechen kommt. In dieser Form ... (Zwischenruf des Abg. Amon. )

Das ist nicht auf hohe Klassenschülerzahlen zurückzuführen. Das hat zumindest damit zu tun, dass die Teilungszahlen jetzt schon so angelegt werden, dass man genau an die Bruchlinie geht. Man macht alles, was möglich ist. Die Klassen werden so zusammengestellt, dass man gerade noch hinkommt. Wenn die Teilungsziffer bei 30 liegt, die Schüler also in zwei Klassen aufgeteilt werden müssen, dann macht man halt Klassen mit 29 Schülern, sodass man nicht mehr teilen muss.

Genau das ist Ihre Arbeit. Ich verstehe das aus budgetären Gründen durchaus, aber ich frage Sie als Bildungssprecher (Abg. Amon: Was kostet das?)  – nicht als Budgetpolitiker, der Sie ja nicht sind, als der Sie dort auch nicht auftreten –: Was ist Ihr Bildungskonzept? Wovon reden wir da? Reden wir nur davon, dass es im Bildungssystem um Einsparungen geht? – Das ist nämlich das, was Sie derzeit tun. Das ist genau das, warum Sie den "Applaus" – unter Anführungszeichen – an den Schulen ernten, wie das gestern der Fall war: Weil Sie dort mit anderen Zahlen kommen, weil Sie erklären, Sie wollen in den Klassen ein Schüler-Lehrer-Verhältnis von etwa zehn oder 13 Schülern pro Lehrer erreichen. Aber Sie wissen genau, dass all diese Dinge nicht funktionieren (Abg. Amon: Warum nicht?), und das würde ganz andere Dinge mit sich bringen.

Warum das nicht funktioniert, ist relativ einfach zu erklären. Wenn ein Schüler pro Woche 30 Stunden und mehr Unterricht hat, dann müsste in diesem Umfang auch der Lehrer in der Klasse stehen, damit man das Verhältnis einhält. Das ist der Punkt. Aber Sie können nicht ernsthaft verlangen, dass die Lehrer in den berufsbildenden Schulen auf einmal 30 Wochenstunden unterrichten. (Abg. Amon: Doch! Warum nicht?)

Wissen Sie, wie viele Wochenstunden es in den HTLs gibt? Da reden wir von 35 Wochenstunden! Soll der Lehrer jetzt 35 Wochenstunden in der Klasse stehen und unterrichten? Ist das Ihr Bild? (Abg. Amon: Aber mehr als ...!)

Reden wir endlich über Inhalte! Nehmen Sie diese Chance wahr! Sie müssen ja nicht zustimmen. Erklären Sie mir – Sie werden ja noch als Redner hier herauskommen, nehme ich an –, warum wir in diesem Halbjahr noch keine Sitzung des Unterrichtsausschusses hatten! Ich kann es Ihnen schon sagen. Es gibt einen Antrag der SPÖ, der die Schuldemokratie betrifft, und es gibt den Antrag über die Klassenschülerzahlen. Von Ihnen gibt es ja nichts, denn verhandeln wollen Sie mit der SPÖ nicht, und in vielen Bereichen brauchen Sie eine Zweidrittelmehrheit. Daher machen Sie es jetzt so: Sie reden überhaupt nicht mehr – gänzliche Blockade.

Jetzt haben Sie zumindest die Möglichkeit, eine Diskussion zu führen. Wir haben die Frist bewusst nicht bis zum nächsten Plenum gesetzt – dann hätten Sie wieder sagen können: Populistisch! Bis zum 14. einen Unterrichtsausschuss, wie soll das gehen? Die Frist wurde bis zum 30. Jänner gesetzt. Ich denke, das ist ein faires Angebot. Zustimmen werden Sie nicht, aber geben Sie uns zumindest die Möglichkeit, einmal in dieser Legislaturperiode, zum ersten, zum


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