Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 50. Sitzung / Seite 138

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wie ja letztlich auch als Ergebnis der heutigen Streiks – mit wirklich populistischen Vorschlägen ein Bildungsdebatte führen wollen.

Ich werde Ihnen vorrechnen, warum dieser Ihr Vorschlag populistisch ist, und ich werde Ihnen vorrechnen, warum das, was Sie hier in diesem Antrag als angeblich dringlich sehen, schlicht unmöglich und außerdem auch gar nicht notwendig ist.

Betrachten wir einmal die derzeitige Situation. Sie verlangen für die Volksschulen eine Klassenschülerhöchstzahl von 25. – Vom Jahre 1994 bis heute war die durchschnittliche Klassenschülerhöchstzahl in den Volksschulen nie mehr als 20 Schülerinnen und Schüler! – Sie verlangen in der Hauptschule eine Klassenschülerhöchstzahl von 25. – Vom Jahre 1994 bis heute war die durchschnittliche Klassenschülerhöchstzahl nie mehr als 24! (Abg. Schasching: Das ist Wurscht! Es geht um die Spitzen! – Zwischenruf des Abg. Brosz. )

Sie verlangen in der AHS eine Klassenschülerhöchstzahl von 25. Auch da war vom Jahre 1994 bis heute die durchschnittliche Klassenschülerhöchstzahl nie mehr als 25. Sie verlangen in der BHMS ebenfalls 25, aber bis heute war die durchschnittliche Klassenschülerhöchstzahl nie über 25. Worin da also die Dringlichkeit besteht, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Brosz: Bei den Betroffenen! Bei denen, die betroffen sind! – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Schasching. )

Ich gebe Ihnen Recht: Es gibt natürlich Klassen, in denen das anders aussieht, in denen es diese Durchschnittszahlen nicht gibt. Wir haben in Österreich in Summe – wenn man die allgemein bildenden höheren Schulen, die berufsbildenden höheren und mittleren Schulen sowie die Volksschulen und die Hauptschulen berücksichtigt – rund 41 500 Klassen. In 33 700 Klassen haben wir weniger als 25 Schüler pro Klasse, aber bei 7 800 Klassen liegen wir über 25 Schülern. Ich wiederhole: in 7 800 von 41 500 Klassen in Österreich.

Das bedeutet: Wenn man die Errichtungskosten etwa einer AHS-Unterstufenklasse mit 7,3 Millionen Schilling annimmt – ich betone, die Errichtungskosten, nicht die Folgekosten; ich habe mich heute beim Ministerium erkundigt –, dann kommt man bei 7 800 Klassen, um die sich im Falle der Teilung die Gesamtzahl der Klassen erhöhen würde, auf einen Kostenfaktor von über 50 Milliarden Schilling!

Jetzt können Sie mir sagen, die Rechnung ist falsch, weil wir nicht in allen 7 800 Fällen, in denen wir über der Zahl von 25 Schülern liegen, neue Klassen eröffnen müssen. Klar: In ein paar Klassen sind nur drei, vier Schüler zuviel. Auch das habe ich mir sehr genau angeschaut. Wenn ich also von den Eröffnungszahlen ausgehe, was die Grünen in ihrem Antrag auch ins Treffen führen, dann kommt man noch immer auf 2 500 Klassen zusätzlich, die man neu begründen müsste. Und bei den Eröffnungskosten kommen Sie damit auf einen Mehrkostenanteil im Bildungsbudget von 20 Milliarden Schilling – bei einem Bildungsbudget von derzeit nicht ganz 80 Milliarden Schilling!

Sie wissen außerdem, dass das mit einer höheren Abweisung von Schülern gleichzusetzen ist. Das kann bis zu 40 000 Schülerinnen und Schüler betreffen, die dann abzuweisen sind, wenn Sie eine Eröffnungszahl festlegen.

Aber ich habe das durchgerechnet, und es würde mich wirklich interessieren, wie Sie das finanzieren wollen. Gehen Sie mit Herrn Kollegen Edlinger und Herrn Kollegen Antoni in Klausur! Vielleicht finden Sie einen guten Bedeckungsvorschlag für 20 Milliarden Schilling. Für mich ist das purer Populismus. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Es würde mich im Übrigen wirklich interessieren, wie Sie den Eltern die Abweisung von bis zu 40 000 Schülerinnen und Schülern erklären wollen. (Zwischenruf des Abg. Brosz. ) Und es würde mich auch interessieren, wie Sie zusätzlich zu den mindestens 20 Milliarden Schilling an Mehrkosten auch noch den Lehrern mehr geben wollen, denn auch das verlangen Sie ja in der derzeitigen Debatte.


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