ist, muss ich hinzufügen, nicht nur als Unfähigkeit von ÖVP und FPÖ, das heißt der Bundesregierung, zu sehen, nämlich zu verstehen, welche Notwendigkeiten im Bildungssystem und insbesondere im Pflichtschulbereich bestehen, denn es haben ja auch die Länder zugestimmt – darunter auch Wien. Das heißt, die SPÖ Wien hat dieser Streichung von Dienstposten im Pflichtschulbereich zugestimmt. (Abg. Edler: Zähneknirschend!) Über 1 000 Stellen mit nächstem Herbst, zu Schulbeginn! Ich weiß nicht, was den Damen und Herren von der SPÖ Wien dabei eingefallen ist. (Beifall bei den Grünen.)
Wer ist denn davon betroffen? In erster Linie die Kinder, selbstverständlich – darauf komme ich zurück. (Ruf bei der ÖVP: Es gibt ja auch weniger!) In zweiter Linie die Lehrer, die Lehrerinnen in diesem Fall. Gerade im Pflichtschulbereich dominieren ja eindeutig und bei weitem die Frauen. Die Frauen unter den Lehrern trifft das bei weitem überproportional.
Es trifft vor allem die jüngeren Lehrer und Lehrerinnen. Die älteren, die in der Regel pragmatisiert sind, können natürlich, wie es so schön im Jargon der Regierungsparteien heißt und leider auch der SPÖ Wien, nicht – unter Anführungszeichen – "eingespart" werden, die jüngeren, die Vertragslehrer, deren Verträge nicht verlängert werden, die mit Herbst 2001 gekündigt werden, sehr wohl.
Die Kinder sind betroffen, die Eltern sind betroffen, und wir alle werden betroffen sein, nämlich über die negativen Rückwirkungen auf den Arbeitsmarkt. Ich komme darauf noch zurück. (Beifall bei den Grünen.)
Beamte des Landesschulrates in Wien haben sich schon überlegt, wie sie mit dieser Situation – unter Anführungszeichen – "umgehen" können. Die ersten Folgerungen sind natürlich nahe liegend: mehr Schüler pro Klasse, höhere Klassenschülerzahlen, Stundenplanänderungen vor allem in der Volksschule, aber auch in der Hauptschule und wesentliche Einschränkungen bei den unverbindlichen Übungen und Freigegenständen. Aber damit können nach Schätzung des Landesschulrates unter dem Strich nur etwa 400 oder 450 Planstellen – wieder unter Anführungszeichen – "eingespart" werden. Der Ausdruck "sparen" pervertiert hier, meine Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen.)
Mit Sparen hat das, was hier gemacht wird, nicht das Geringste zu tun, sondern hier werden die Kinder in ihrer empfindlichsten Lern- und Lebensphase getroffen. Was in diesem Bereich versäumt wird, was in der Altersstufe bis 15 Jahre versäumt wird, kann sehr häufig nicht mehr korrigiert werden. (Beifall bei den Grünen.)
In diesem Alter kommt es nicht nur darauf an, dass die Kinder, wie man so schön sagt, etwas lernen – das tun sie schon –, sondern es kommt darauf an, dass sie lernen zu lernen, das heißt, Spaß am Lernen haben. Und ich brauche Ihnen nicht zu sagen: Je größer die Klassen werden, umso anonymer wird man, umso schwieriger wird es, auf das einzelne Kind, sei es Bub oder Mädchen, in der Klasse einzugehen, und umso eher werden die Lehrer bei allem Bemühen überfordert. (Neuerlicher Beifall bei den Grünen.)
Aber das ist es nicht allein. Es ist speziell die Wiener Situation, die hier betroffen ist. Noch einmal: Ich verstehe nicht, wie sich die SPÖ Wien darauf einlassen konnte. Wien, die Bundeshauptstadt Wien, ist in einer speziellen Situation. Nirgends in Österreich konzentrieren sich die fremdsprachigen Kinder, seien es nun Österreicher oder nicht, nirgends konzentrieren sich die Kinder mit nicht deutscher Muttersprache so wie in Wien. Und es macht einen Unterschied, ob ich irgendwo am Land – beispielsweise im nördlichen Waldviertel – mit einer relativ homogenen Bevölkerung und 95 Prozent, sagen wir einmal, Kindern mit deutscher Muttersprache unterrichte oder woanders. Da kann man darüber reden, ob es wirklich so schlimm ist, ob es wirklich einen so großen Unterschied macht, ob 20 Kinder oder 22 Kinder in der Klasse sind.
Ich kenne aus – nicht unmittelbar eigener – sehr persönlicher Anschauung, weil meine Frau in einer solchen Schule unterrichtet, die Verhältnisse in manchen Wiener Bezirken. Da sind wirklich alle gefordert: in erster Linie die Kinder, die mit sehr schlechten und teilweise komplett fehlenden Deutschkenntnissen in die Schule kommen, und die Eltern.