Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 56. Sitzung / Seite 71

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keinen gibt!)  – Das genügt nicht! Wer redet von den Konsumenten, von der Verunsicherung und der gesundheitlichen Gefährdung der Österreicherinnen und Österreicher? (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Der Grüne Bericht ist ein sehr informatives und sehr aussagekräftiges Werk. Er bekräftigt einmal mehr, er bestätigt die Forderung der Sozialdemokraten nach einem Umdenken in der Förderphilosophie. Nicht "groß" und "mehr", nicht die Quantität, sondern Qualität und Arbeit sollten die Fördergrundlagen sein.

Dieser Philosophie, das Große und das Mehr zu fördern, entspringt leider für die Bauern der Zwang, kostengünstig zu produzieren, unter Druck zu produzieren. Damit greift man eben zu wachstumsfördernden, giftigen Arzneimitteln und zu Billigstfutter. Wohin das führt, das sehen wir jetzt in der Situation, in der die Konsumentinnen und Konsumenten derart verunsichert sind, dass sie wirklich nicht mehr wissen, was sie eigentlich noch essen können und was ihnen nicht schadet.

Meine Damen und Herren! Der sehr fragwürdige Schluss, der auch in diesem Haus von einigen Bauernvertretern schon gezogen wurde, lautet sinngemäß so: Eigentlich ist der Konsument selbst schuld, denn er greift ja immer wieder zu den Billigprodukten.

Meine Damen und Herren! Das könnte man auch auf andere Produkte übertragen, so nach dem Motto: Eigentlich ist derjenige, der sich ein Auto um 100 000 S kauft, selbst schuld, wenn die Bremsen nicht funktionieren. Hätte er sich eines um 800 000 S gekauft!

Meine Damen und Herren! Ich glaube, die Konsumenten haben ein Recht darauf, Lebensmittel zu kaufen, die sie nicht gefährden, egal, ob sie billig oder teuer sind. (Abg. Hornek: Das ist ein dummer Vergleich!)  – Wir reden immer noch von Lebensmitteln, sehr geehrter Herr Kollege. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hornek: Sie reden von einem Auto!)

Obwohl diese Missstände jahrelang bekannt sind, wurden sie immer wieder zugedeckt und weggeschoben, und es wurden auch die Kontrollen sehr effektiv verhindert. Wenn ich mir überlege, dass noch vor einer Woche der Agrarreferent aus Oberösterreich, Landeshauptmann Pühringer, den "Oberösterreichischen Nachrichten" gegenüber erklärt hat, er und seine Agrarabteilung haben vom Arzneimissbrauch nichts gewusst, dann muss ich sagen, das ist der eigentliche Skandal, meine Damen und Herren! Das ist wirklich Verweigerung der Realität, wenn man vor einer Woche noch nicht wusste, dass es diesen Missbrauch gibt.

Die Konsumenten fragen sich natürlich auch: Wo bleibt denn wirklich die Kontrolle? Wo bleibt denn die Kontrolle in den Schlachthöfen? – Ich erzähle Ihnen jetzt ein Beispiel von einem Schlachthof aus meiner Gemeinde. Er hat in Normalzeiten – jetzt nicht mehr – 3 500 Schweine geschlachtet und 150 bis 200 Rinder. In diesem Schlachthof sind neun Tierärzte damit beauftragt, die Beschau durchzuführen. Ich betone: neun Tierärzte. Von diesen neun Tierärzten sind drei Amtstierärzte, die daneben einen normalen Job haben, die aber eigentlich dazu da wären, die Tierärzte zu kontrollieren. Sie gehen aber nur dorthin, um zu beschauen. Wie ist das zu vereinbaren, meine Damen und Herren? (Abg. Dr. Pumberger: Das wurde von Ihnen beschlossen! Dein Gemeinderat hat das beschlossen! Die Beschau wird im Gemeinderat beschlossen!)

Vier Trichinenbeschauer gibt es außerdem auch noch. Und es kommt noch dazu, dass diese Tierärzte ja auch Kunden haben, nämlich die Bauern, in deren Ställe dieselben Tierärzte kommen.

Meine Damen und Herren! Wie kann denn das wirklich noch eine Kontrolle sein? Ich glaube, es wäre sehr viel gescheiter, wenn man statt der großen Agenturen, die hier geplant sind, eine Art Gesundheitspass für eine wirklich "gläserne Produktion" von Tieren einführen würde. Jedes Tier wird von der Geburt bis zum Konsumenten genau mitverfolgt. Warum kann denn da nicht auch eine tierärztliche Kontrolle mitgemacht werden? Das hätte Sinn! Das würde eine wirklich effiziente Kontrolle bedeuten, meine Damen und Herren.


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