Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 56. Sitzung / Seite 75

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kann, dass Sie sich einerseits dessen rühmen, dass Sie tätig waren und viel gemacht haben, aber sich andererseits von dem überrascht zeigen, was passiert ist.

Sie müssen sich entscheiden, ob Sie es gewusst haben und tätig waren, gegengesteuert haben oder ob Sie es nicht gewusst haben und daher überrascht sein können. Sie können nicht beides sein, Herr Bundesminister! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich glaube, dass die Landwirtschaft – das ist eigentlich mein Anliegen – erkennen muss, dass wir bei allen Wettbewerbsbedingungen in Wirklichkeit eine Gesamtverantwortung haben. Diese Gesamtverantwortung lautet, dass die Ökologie, der Verbraucherschutz und die Landwirtschaft als Einheit zu sehen sind und daher auch gemeinsam gedacht werden muss. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.43

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gahr. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

12.43

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Zuerst möchte ich Herrn Abgeordneten Bauer loben; viele seiner Aussagen heben sich von den übrigen Aussagen der Opposition ab. Dafür danke ich ihm. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Der Grüne Bericht gibt insgesamt die schwierige Lage in der Landwirtschaft wieder, die Einkommen pro Familienarbeitskraft sind gesunken, und nunmehr verschärft der BSE- und Medikamenten-Skandal die Lage der österreichischen Bauern.

Ich persönlich bin der Meinung, dass diese Krise eine Chance werden muss. Wir dürfen hier nicht polemisieren, wir wollen nicht Beschuldigungen aussprechen und Verunsicherung schaffen, sondern wir müssen an alle denken, nämlich an die Konsumenten, an die fleischverarbeitende Industrie und an die Bauern. Ich war letzte Woche in einem fleischverarbeitenden Betrieb, wo es 80 Angestellte gibt. Diese Leute zittern um ihren Arbeitsplatz, auf diese Leute müssen wir ebenso Rücksicht nehmen wie auf die Bauern. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir dürfen die Berufsstände nicht pauschal verurteilen, wir müssen rasch das Richtige tun, wir müssen die Verursacher und die Schuldigen finden, dürfen sie nicht schützen, sondern müssen sie zur Verantwortung ziehen und nachdenken, wie wir in Zukunft die Kontrolle vom Hof bis zum Konsumenten so gestalten können, dass es nicht zu viel Bürokratie gibt und dass die Sicherheit des Konsumenten gewährleistet ist.

Wir müssen aber – und das ist meine Sorge – den Konsumenten zum Umdenken bringen. Vielfach hat man heute gemeint, Bio sei die Lösung. Ich als Tiroler Abgeordneter habe große Sorge, denn ich habe erfahren, dass in Tirol viele aus dem Bio-Landbau ausgestiegen sind. Wenn man die Hintergründe erfragt, so ist es der höhere Preis, warum die Konsumenten Bio-Produkte zu wenig kaufen. Wir müssen den Bürger und Konsumenten dahin bringen, dass er Bio-Produkte auch kauft und isst; das wäre die Lösung. Man soll nicht sagen, dass Bio pauschal die Lösung ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Was mich noch mit Sorge erfüllt – das darf ich hier sagen; es ist fast ein bisschen lustig –, ist, dass man jetzt Straußen, Kängurus, Schildkröten und was weiß ich auf die Speisekarte setzen will. (Abg. Auer: Krokodile!) Mich hat diese Woche ein Bauer angerufen und gefragt, wie es wohl sein wird, wenn wir im Sommer Strauße und Kängurus auf unsere Almen auftreiben. Das kann es ja wohl auch nicht sein, denn das will wahrscheinlich niemand hier im Saal.

Künftig brauchen wir für unsere Bauern Initiativen, Rahmenbedingungen, Standards in der Tierhaltung und bei der Tierfütterung, beim Pflanzenschutz, aber auch bei den Umweltauflagen. Wir brauchen weiters Qualitätssiegel, die mehr Ehrlichkeit zeigen.


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