Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 138

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Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister! Darum geht es uns, und das ist der Kern unserer Bemühungen. Wir wollen nicht Symptombehandlung, wir wollen hier nicht sozusagen kurzfristige Retuschen am System, sondern wir wollen eine grundlegende Reform, die sicherstellt, dass wir in Österreich nicht nur lippenmäßig bekennen, dass wir hohe Standards haben, sondern dass wir diese Standards auch kontrollieren, dass wir diese Standards auch in die Praxis umsetzen. (Abg. Haigermoser: Das hat ihm wahrscheinlich der Herr Van der Bellen aufgetragen, sich nicht zu entschuldigen!) Das war unser Anliegen, und das ist unser Anliegen, und es ist ein legitimes Anliegen, zu fordern, dass alle Fakten auf den Tisch kommen, dass hier Transparenz herrscht, Herr Bundesminister, dass wir auch Einsicht in die entsprechenden Unterlagen und Daten erhalten. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Ing. Westenthaler: Jetzt entschuldigen Sie sich, das muss doch möglich sein!)

Es geht uns eben darum, nicht nur Gesetzeslücken zu schließen; das ist schon lange überfällig, und ich nehme an – Sie haben heute auch einiges von dem anklingen lassen, was Sie umsetzen wollen –, dass das jetzt wirklich ansteht und auch geschehen wird. Nein, es geht um mehr. Es geht auch darum, alle vorbeugenden Maßnahmen zu treffen. (Abg. Ing. Westenthaler: Er lässt die Chance verstreichen! – Abg. Mag. Trattner  – in Richtung des Abg. Dr. Van der Bellen –: Herr Professor! Was sagen Sie dazu, dass er sich nicht entschuldigt?)

Ich meine, Sie, Herr Bundesminister, als Veterinärexperte und oberster Konsumentenschützer müssten hier in die Offensive gehen, um das wirklich umzusetzen, was wir immer im Munde führen. Die höchsten Standards erreichen wir eben nicht, wenn wir den Antibiotikaeinsatz in Österreich prolongieren. Und da geht es eben nicht nur um den illegalen Medikamenteneinsatz, nein, es geht sehr wohl auch um den legalen Medikamenteneinsatz, denn – Kollege Grünewald hat das zu Recht angemerkt – Antibiotika führen zu Resistenzbildungen. Es gibt eine Vielzahl von europäischen Studien, die belegen, dass der Einsatz bei Futtermitteln und auch in der Tierhaltung sehr problematisch ist. (Abg. Ing. Westenthaler: Das glaubt Ihnen kein Mensch, solange Sie sich nicht endlich bei den Österreichern entschuldigen! – Abg. Mag. Trattner: Sie sind nicht mehr glaubwürdig!)

Ich möchte Sie darauf hinweisen, Herr Bundesminister, dass zwei Drittel aller Wirkstoffe, Antibiotikawirkstoffe in der Tiermast Tetrazykline sind – Sie werden das sicher wissen. Es sind etwa 2 300 Tonnen dieser Mittel, die EU-weit eingesetzt werden – auch in Österreich. Inzwischen ist klar geworden, dass diese Stoffe nicht im Tier verbleiben, sondern über die Gülle auch auf die Felder kommen, und diese Antibiotika sind noch dazu höchst wasserlöslich. (Abg. Ing. Westenthaler: Zuerst entschuldigen Sie sich!)

Ich frage Sie: Was werden Sie tun, damit endlich dieser Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung nicht mehr notwendig ist? Sie als Veterinär wissen genauso wie ich, dass auch die Tierärzte bei der Beratung der bäuerlichen Betriebe eine große Verantwortung haben, eine Verantwortung im Hinblick auf die Tiergerechtheit der Ställe. (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist unglaublich: Beschimpft die österreichische Bevölkerung und entschuldigt sich nicht!) Das ist auch eine Chance. Ich hoffe, dass Sie dies als Experte verstärkt in die Diskussion einbringen werden und hier Impulse setzen werden.

Es geht nämlich darum, auch die Umwelteffekte zu prüfen, und zwar die Umwelteffekte, die sich aus dem ganz legalen Einsatz von Antibiotika ergeben. Es gibt schon einige internationale Studien dazu. Ich hoffe, Sie werden auch in Österreich eine diesbezügliche Studie durchführen. (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist unerhört!)

Ich möchte abschließend noch auf positive Ansätze eingehen. Das eine ist sicher der biologische Landbau. Ich möchte Sie nur korrigieren: Die 40 Prozent Biolandwirtschaft haben wir nur im Bundesland Salzburg. Im gesamten Bundesgebiet sind es leider nur etwa 8 Prozent. In den letzten beiden Jahren war bekanntermaßen ein Rückgang um 2 000 Betriebe zu verzeichnen. Weiters geht es uns darum, dass bei der Kontrolle endlich nicht mehr eingespart, nicht mehr gekürzt wird. Die EU-Kontrollberichte zeigen ja deutlich, dass unser Kontrollvolumen derzeit zu gering ist.


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