allem nicht von den Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP. (Abg. Öllinger: Das ist die Kluft zwischen Wissenschaft – und Khol!) Da klaffen zwischen dem Alltag – das wissen Sie genauso gut wie ich – und dem Anspruch, den Sie ja auch haben sollten – wegen der christlichen Nächstenliebe –, Welten. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich bin also in Bezug auf diesen Familienbericht dankbar dafür, dass da zumindest erstmals eine Formulierung vorkommt, wonach es gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften gibt. Das ist ja schon etwas! Viele Jahre hindurch wurde das ja ignoriert, waren wir einfach unsichtbar.
Dankbar bin ich auch dafür, dass in diesem Bericht steht, dass die Familie, so, wie sie das letzte Jahrhundert gedacht wurde, nicht mehr das allgemein gültige Modell der Beziehungsgestaltung ist – auch die Ehe nicht mehr. Und dankbar bin ich auch dafür, dass in diesem Familienbericht weiters steht, dass die Rollen Mutter/Vater/Kind/Großeltern/Enkel nicht mehr so fest definiert sind, sondern diese werden miteinander im Alltag gestaltet und ausverhandelt. – Da ist also einiges in Bewegung, und deshalb bin ich eben dankbar für diesen Bericht.
Leider ist es so, dass dann, wenn Details erwähnt werden, lesbische und schwule Partnerschaften wieder unter den Tisch fallen. Bei nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften führt dann wieder die heterosexuelle Norm, und es kommen gleichgeschlechtlich lebende und liebende Menschen nicht mehr vor, obwohl sich von diesen auch sehr viele für Partnerschaften, für Familienleben entscheiden. Da aber werden sie sozusagen wieder unsichtbar gemacht. Wo sind denn die lesbischen Mütter, die es gibt, die lesbischen oder schwulen Pflegeeltern, die schwulen Väter? Diese gibt es zahlreich; Sie alle kennen wahrscheinlich auch irgendwelche. Diese kommen aber in diesem Bericht nicht vor. Sind das keine Familien?, frage ich vor allem die Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP. Würden Sie denen sagen, sie sind keine Familien, wenn sie füreinander und für Kinder Pflichten eingehen und bereit sind, füreinander zu sorgen? Sind das keine Familien? (Beifall bei den Grünen. – Abg. Donabauer: Wir müssen uns nicht von Ihnen vorschreiben lassen, was und wie wir leben ...!)
Da frage ich besonders Herrn Minister Haupt: Haben Sie vor, im nächsten Familienbericht diesbezüglich auf mehr Details einzugehen? Sie haben ja selbst einmal erwähnt, dass Sie sich vorstellen könnten, dass es da zum Beispiel im Mietrecht sehr wohl zu Veränderungen kommen könnte. Und Sie, Herr Minister Haupt, haben weiters erwähnt, dass Ihre Männerabteilung auch schwulen Männern offen stehen soll.
Werden Sie dafür sorgen, dass schwule Männer dieselben Rechte haben werden, wenn sie in Familien leben wollen, wie heterosexuelle Personen? – Das würde mich sehr interessieren, Herr Minister! Vielleicht können Sie mir darauf eine Antwort geben.
Wenn man sich die rechtliche Situation anschaut, dann entsteht der Eindruck, dass das Problem genau jenes ist, das in diesem Bericht auch in folgendem Satz dargestellt wird:
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten viele Paare ohne Trauschein zusammen, weil sie die ökonomischen und rechtlichen Voraussetzungen zur Ehe nicht erfüllt haben. – Als ich diesen Satz gelesen habe, da habe ich mir gedacht: Ja, so ist das auch jetzt im 21. Jahrhundert für Lesben und Schwule. Wir erfüllen die rechtlichen Voraussetzungen nicht.
Damals waren das Leute verschiedener Berufsgruppen, die nicht heiraten durften: Knechte, Mägde, Leute, die sich die Hausstandsgründung nicht leisten konnten. – Lesben und Schwule sind heutzutage mit Knechten und Mägden des 19. Jahrhunderts gleichgestellt.
Ist das das Österreich, das Familienleben des 21. Jahrhunderts, das Sie sich vorstellen? (Beifall bei den Grünen.)
Diese Rechtlosigkeit haben Sie zu verantworten! Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist, aber mittlerweile sind es elf Staaten der Europäischen Union – plus Länder, die noch gar nicht zur EU gehören, wie zum Beispiel Ungarn –, die Gleichstellungsgesetze erlassen haben, wo Lesben und Schwule Lebensgemeinschaften eingehen können, auch rechtlich abgesichert sind und für