Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 161

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Eines geht für mich aus dem Bericht ganz klar hervor, und das ist unser Welt- und Wertebild: Die Familie hat an Bedeutung nicht verloren, sondern die Familie ist in ihrer Gesamtform für unsere Gesellschaft wichtiger denn je. Davon können wir nicht weg. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Was mich betrübt, das ist zum Beispiel die hohe Scheidungsrate. Darüber muss man reden. Ich rede darüber, nicht weil ich so gerne über Scheidungen rede, sondern weil ich im Bericht lesen musste, dass etwa 20 000 Kinder davon betroffen sind. Das steht hier drinnen, und jeder, der solche Schicksale miterlebt, muss wissen, dass dort sehr viel in Bewegung gerät. Daher werden wir alles tun müssen, damit wir gerade auch dieser Entwicklung mit Engagement entgegenwirken. Wir können natürlich nicht jedem seine Sorgen abnehmen, aber ich denke, durch Familienberatungsstellen, durch Elternberatungs- und Elternbildungseinrichtungen könnte man auf diesem Gebiet schon manches Schicksal vorher abfedern oder abfangen. Ich würde meinen, dass das unbedingt notwendig ist.

Eine weitere problematische Sache – Herr Bundesminister, da sind wir gefordert – ist der Begriff "multiple Elternschaft", der in diesem Bericht erwähnt wird. Bei Kindern, die nach einer Scheidung in eine andere Beziehung mitgenommen werden, ist die Frage offen, in welchem Rechtsverhältnis diese Kinder dann stehen. All das sind Fragen, die sich in der heutigen Zeit einfach stellen.

Etwas, was mich sehr bewegt und uns alle bewegen muss, ist die Fertilitätsrate. In Österreich beträgt sie 1,34. Bei diesem Weg sagen uns Prognosen voraus, dass wir bis zum Jahre 2020 die Gesellschaft damit stabil halten können, danach wird die Bevölkerungszahl rapid abnehmen, weil eben die Geburtenhäufigkeit nicht mehr in dem Maß gegeben ist, wie wir sie brauchen würden.

Ein großes Problem in diesem Zusammenhang ist die Unvereinbarkeit von Familienaufgaben – egal, ob die Frau oder der Mann sie übernehmen – mit dem Beruf. Das sind schwierige Probleme, quälende Fragen für die Menschen, die in dieser Verantwortung stehen, und das muss man ganz offen sehen, da gibt es kein Vorbeitaktieren. Das sind die zentralen Fragen, die die Menschen beschäftigen. Daher glaube ich, dass wir auf diese Entwicklungen eine Antwort brauchen.

Mobilität ist ein gutes Schlagwort, bedeutet aber zum Teil auch Entwurzelung, bedeutet also auch, dass wir Antworten auf neue Herausforderungen finden müssen, bedeutet auch, dass wir fragen müssen: Wie können wir in Zukunft vielleicht verstärkt die Arbeit zu den Menschen bringen, und nicht nur die Menschen zur Arbeit? Wie gehen wir in der Regionalpolitik damit um? – All das sind Fragen, die die Familien zweifelsohne in den nächsten Monaten und Jahren beschäftigen werden.

Im Bericht steht auch, dass die Steuerreform den Familien im Jahr 2000 etwa 12 Milliarden Schilling gebracht hat. Ich bin froh, dass meine Partei die treibende Kraft dafür war. Ich bin froh darüber, dass wir hier die Markierung gesetzt haben, weil ich glaube, dass das eine ganz entscheidende Stärkung der wirtschaftlichen Situation der Familien war, die ohnehin nicht zum Besten bestellt ist.

Schlussendlich zum Kinderbetreuungsgeld. Wir haben heute schon sehr viel darüber gehört. Bringen wir es auf den Punkt: Das ist nicht nur eine wirtschaftliche Stärkung der Familie, das ist nicht nur eine bessere soziale Absicherung der Frau, sondern das kann auch dazu führen, dass die Erziehungsarbeit in eine ganz neue Verantwortung gestellt wird, dass viel mehr Möglichkeiten geschaffen werden, wie man diese Erziehungsarbeit letzten Endes vollziehen und wie man eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreichen kann.

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Wir gehen damit einen neuen, einen zukunftsträchtigen Weg. Wir gehen einer – wie ich glaube und auch hoffe – neuen Chance für unsere Familien entgegen, denn ich glaube, dieses Land braucht in Zukunft starke Familien als Bollwerke der Gesellschaft! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

18.29


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