Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 63. Sitzung / Seite 116

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Herr Dr. Cap! Sind Künstler ausgewandert? (Abg. Dr. Wittmann: Sie sind gerade dabei!)  – Nein. Haben Theater zugesperrt? – Nein. Sind internationale Produktionen ausgeblieben? – Nein. (Abg. Dr. Cap: Herzlose Kürzungen!) Haben Sie Produktions-Highlights wie "Die Möwe" von Luc Bondy gesehen? Haben Sie die internationale Produktion von "Hair" gesehen? Haben Sie Vladimir Malakhov in "Der Maskenball" tanzen gesehen? – Das sind lauter wirklich hervorragende Produktionen. Wo ist der "Einbruch"? (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Worin liegt der Boykott, worin liegt der Widerstand, wo liegt das Weggehen der Künstler und der Einbruch in der Kulturszene? (Abg. Dr. Cap: Warum ist dann Haider so unzufrieden?) – Auch der Herr Staatssekretär hat die Anregung von Herrn Staatsoperndirektor Holender blitzschnell aufgegriffen, seinen Vertrag zu verlängern. Nicht nur dieser wird verlängert werden, sondern auch der Vertrag des Musikdirektors Ozawa. (Abg. Dietachmayr: Auch ohne Ausschreibung!) Also beide bleiben da. Wo gehen denn die internationalen Künstler weg?

Lassen Sie mich bitte an dieser Stelle André Heller, der ja nun wirklich kein Regierungsfreund ist, zitieren. Er sagt selbst – ich zitiere –:

Ich bin ja selbst ein so verschrobenes und vielleicht auch anachronistisches Wesen, dass ich schon von daher gut beraten bin, Toleranz zu geben und Toleranz zu fordern. Das ist eine Art von Egoismus, und ich sehe gar nichts Altruistisches dran.

Toleranz und Diskussion – keine selig dahindämmernde Kunstszene, sondern eine offene Kulturdiskussion, Kreativität. Das ist der Weg unserer Regierung. Federico Fellini hat gesagt – es prangt zurzeit an der Volksoper –: Wer Realität umsetzen will, muss visionär sein. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

16.45

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Peter Wittmann. – Bitte. (Abg. Achatz: Jetzt wird es schwer! Jetzt wird es schwer! Jetzt wird es schwer! – Abg. Dr. Wittmann  – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ui! Na gewaltige Herausforderung! – Abg. Achatz: Die Sprechblase! Jetzt wird es schwer!)

16.45

Abgeordneter Dr. Peter Wittmann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Sie haben gestern Ihr Budget präsentiert, Herr Staatssekretär (Abg. Achatz: Das war gut!), und das Einzige, was richtig war, ist die Tatsache, dass Sie es präsentiert haben.

Eigentlich muss man sagen: Es ist ein Budget der Phantasielosigkeit, ein Budget ohne irgendeine Vision. Sie machen als Staatssekretär nichts anderes, als Einsparungen bei der Kunst vorzunehmen. Ich habe noch nicht gehört, dass Sie bei einem Budgetvollzug, der 1,5 Milliarden Schilling Überschuss gebracht hat, Ihr Wort erheben und sagen: Auch für die Kunst sollte etwas abfallen! – Ich darf Sie erinnern, das Bundesheer hat eine Milliarde mehr bekommen, die Landwirtschaft 700 Millionen mehr. Für die Kunst ist nichts abgefallen, sondern bei der Kunst wurden die Einsparungen vollständig durchgezogen (Abg. Achatz: Landwirtschaft, nicht Kunst!), und zwar in einer Brutalität, dass es den Künstlern in Österreich tatsächlich schwer fällt, ihren Beruf noch auszuüben. (Beifall bei der SPÖ.)

Horchen Sie in die Kunstszene! Horchen Sie hinein! Umgeben Sie sich mit Künstlern (Abg. Achatz: Sind alle da geblieben!), dann wissen Sie sehr wohl, was in dieser Szene los ist. Aber wenn Sie sich hier herstellen und Halleluja sagen, wie mein Kollege schon zum Herrn Staatssekretär gesagt hat, dann sprechen Sie es nicht, singen Sie es! (Beifall bei der SPÖ.) – Also ich glaube, es wäre wirklich angebracht, dass man Ihr Kunstverständnis etwas zurechtrückt.

Das Schlimmste, was einer Kunstgattung in Österreich passieren kann, ist, dass sie von diesem Staatssekretär zum Schwerpunkt erklärt wird. Die Filmschaffenden wurden abgeräumt, sie wissen nicht mehr, wie sie Filme machen sollen. Dann hat er noch einen Schwerpunkt auserkoren: Tanz. Sie können nicht einmal mehr auftreten! Alle anderen zittern, dass sie zum Schwerpunkt erklärt werden. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Brinek: Aber geh!)


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