Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 63. Sitzung / Seite 146

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diesen zehn Jahren bis zur Habilitation werden zwei Qualifikationsbeurteilungen vorgenommen, und das mit zum Teil auswärtigen oder ausländischen Gutachterinnen und Gutachtern.

Das heißt, es ist unrichtig, dass ohne leistungsorientierte Qualifikationsmaßstäbe und Evaluierungen die Dienstverhältnisse dieser Leute einfach verlängert, verlängert, verlängert, verlängert werden – das ist falsch. Über die Perfektion dieser Qualitätsbeurteilungen bin ich gerne bereit zu reden, auch über Verbesserungen bin ich gerne bereit zu reden.

Aber halten wir fest – und das verstehen alle, versteht jeder (Abg. Dr. Pumberger: Alle nicht! Sie schon!), auch Sie werden das jetzt verstehen –: Wenn über den Arbeitsplatz Universität geredet wird, hätte man zu beachten, dass sich das Dienstrecht an diesem Arbeitsplatz und an den Aufgaben der Universitäten zu orientieren hätte. – Das ist doch vernünftig, oder? Das ist vernünftig.

Ich erinnere mich an den großen Dialog über die Universitätsreform, zu dem der Herr Bundeskanzler und die Frau Vizekanzlerin eingeladen haben – ich glaube, es war in den Redoutensälen. Was haben wir da an Antworten bekommen, wenn wir gefragt haben: Was soll durch ein neues Dienstrecht besser werden? Was soll die Ausgliederung an Universitäten besser machen und warum? – Die Antwort – und das ist jetzt keine Polemik, sondern ein sinngemäßes Zitat – lautete: Weil es im Regierungsprogramm steht! – Also das hält jedenfalls einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht stand, außer Sie bezeichnen das Regierungsprogramm als eine wissenschaftliche Arbeit. Dazu muss ich aber sagen: Sie ist nicht evaluiert worden. (Beifall und Heiterkeit bei den Grünen.)

Wenn Herr Bundeskanzler Schüssel heute in Bezug auf die Universitäten sagt – und letztlich hängt das auch mit dem Dienstrecht zusammen –, es gebe keine deutschsprachige Universität – und dazu dürfen wir auch die österreichischen rechnen, was die Freiheitlichen besonders freuen wird –, die sich mit den 50 weltbesten messen könnten, dann fordere ich Sie nochmals auf: Nennen Sie mir einen österreichischen Betrieb, ein österreichisches Unternehmen, das sich mit den 50 weltbesten messen kann! – Ich kenne keines; ich warte auf Ihre Antwort.

Aber gerade bei diesem Reformdialog kamen an und für sich die schärfsten und teilweise auch oberflächlichsten – ich sage: teilweise – Meldungen und Kritiken gegen die Universitäten aus dem Munde von Vertretern des Industriellenverbandes und der Wirtschaftskammer, die speziell in diesem Fall etwas bescheidener und etwas vorsichtiger argumentieren sollten.

Ich frage mich jetzt aber, wenn man ein neues Dienstrecht will: Was sind die Anforderungen, die man an diesen Arbeitsplatz stellt, und welchen Anforderungen sollen Forscherinnen und Forscher standhalten? Welche Zeiträume brauchen sie, um überhaupt den Stand der Wissenschaft zu erfassen? In welchen Zeiträumen können Konzepte entwickelt werden? In welchen Zeiträumen können Projekte bis zur Publikationsreife vorangetrieben werden? Und so weiter und so fort, bis zu der Frage: Welches Risiko ist für den Einzelnen damit verbunden, sich immer weiter zu spezialisieren, immer mehr von immer weniger zu wissen, um konkurrenzfähig zu bleiben, und dann von der Wirtschaft zu hören: Sie sind so spezialisiert, dass ich Sie nicht mehr brauchen kann!? – Solche Überlegungen müssen einfließen! Ich habe schon x-mal hier gesagt, dass die Wirtschaft und die Industrie in Summe klägliche Arbeitsplätze für Forscherinnen und Forscher mit hoher Qualifikation anbieten können. – Was reden Sie dann von Mobilität und Flexibilität, wenn dafür nichts getan wird? (Beifall bei den Grünen.)

Es ist, glaube ich, auch ungenügend, als Impuls einfach zu hören: Wir brauchen mehr NobelpreisträgerInnen! – Das ist wirklich zu dünn. Es ist auch zu dünn zu hören, dass Angst um den Arbeitsplatz und Unsicherheit sozusagen jene Kriterien sind, die sehr kreativitäts- und motivationsfördernd wirken. – Ich meine, man sollte zuerst nachdenken, dann reden und handeln. Das ist aber anscheinend nicht Ihre Sache. (Beifall bei den Grünen.)

Ich rate Ihnen aber: Versuchen Sie es einmal in dieser Reihenfolge! – Sie werden überrascht sein, was daraus entsteht, und Sie werden überrascht sein, dass wir dann vielleicht auch einmal ja sagen. (Beifall bei den Grünen.)


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