Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 9

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UOG 1975 und davor war die Assistentenkarriere immer eine Art Ausbildungsverhältnis. Es soll auch künftig typischerweise mit der Dissertation enden.

Weiters betrifft es die Bewerbung um eine Assistentenstelle, welche mit der Habilitation oder einer gleichwertigen Qualifikation endet und damit die Voraussetzung für ein weiteres Ergebnis bildet, nämlich für die Bewerbung um eine befristete und/oder eine unbefristete Professur. Diese Qualifizierung soll meiner Ansicht nach – da sind jetzt die Sozialpartner gefordert, gut zu verhandeln – auch allen jetzt befristet Bediensteten in einer zumutbaren Weise offen stehen. Das gilt in besonderer Weise für Frauen, weil sie dann höchst qualifizierte Playerinnen, Mitspielerinnen in der Bewerbungsfrage um gute Professorenstellen sind.

Was bereits erreicht wurde und zu begrüßen ist, ist der Vertrauensschutz, der für all jene gilt, die als provisorische Beamte den entsprechenden Qualifizierungsnachweis erbringen und damit die Voraussetzung für die definitive Übernahme in den öffentlichen Dienst nachweisen.

Meine Damen und Herren! Einige Zahlen des engagierten Budgetprogramms der Bundesregierung habe ich exemplarisch genannt; Details können Sie in den Budgetheften nachlesen. Es ist eine absolute und relative Steigerung festzustellen, die auch im Wissenschaftsbudget erreicht werden wird.

Ein abschließender Gedanke – und diesen Appell richte ich nicht an die hier Anwesenden; sie sind davon ausgenommen –: Tun wir bitte nicht so, als wäre Österreich allein in einer bestimmten Reform- und Erneuerungswut unterwegs! Das ist nicht so, sondern in ganz Europa arbeiten unsere Nachbar- und Mitstreiterländer an der Reform der Universität. In Manifesten und Plädoyers arbeiten sie an der Erneuerung. (Abg. Mag. Posch: "Reformwut" ist ein gutes Wort!) Das heißt, überall geht es um die Verlagerung von Entscheidungsstrukturen von der Zentralverwaltung hin zur autonomen Universität.

Ich habe in den letzten Wochen – wie vielleicht Sie alle – viele Gespräche führen können, und da hat sich gezeigt, dass diese Entscheidungsverlagerung in den Universitätsbereich zumindest im Gespräch unter vier Augen gewünscht wird. Man sagt nur dazu: So richtig können wir es noch nicht, aber ohne Lernen wird es wohl nicht gehen. Wenn also Universitäten Stätten des Lernens, der Veränderung und der Reform sind, dann wird dieses Lernen auch im Sinne der Selbstanwendung der Fall sein müssen.

Ein weiterer abschließender Gedanke: Ich meine auch, dass die vielfach befürchtete Total-Ausrichtung an bildungsökonomischen Maximen – mit dem Schwerpunkt auf "ökonomisch" – dann unterbleiben wird, wenn die Universität selbstständig und selbstverständlich formuliert, was heute, am Beginn dieses Jahrtausends, zur Universität gehört. Ich zähle dazu ganz bestimmt die Verankerung der Struktur, des Wesens und die Kraft der Geisteswissenschaften. Mancherorts ist deren Funktion in der Tat bezweifelt worden. Aber nur die Geisteswissenschaften selbst können ihre Leistungsfähigkeit und ihre Kompetenz artikulieren.

Ich schließe mit einer schönen Formulierung, die ich beim Philosophen Odo Marquard gefunden habe. Er sagt: Sensibilisierung, Bewahrung und Orientierung, das sind die vornehmsten Aufgaben der Geisteswissenschaften. – Sie sind in der österreichischen Universitätslandschaft noch sehr gut verankert, und ich wünsche mir, dass das so bleibt, dass es aber die zitierte Erneuerung gibt, die dort, das heißt am Ort der Geisteswissenschaften selbst, als notwendig angesprochen wird. Dazu braucht es Geld, aber nicht nur Geld, sondern auch viel Reformkraft, die ich mir wünsche. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

16.48

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Brosz. Welche Redezeit wünschen Sie? (Abg. Brosz  – auf dem Weg zum Rednerpult –: 12 Minuten!)  – Bitte.

16.48

Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Frau Kollegin Brinek hat wieder erwähnt, dass dieses Budget und diese Bildungspolitik etwas mit einer Bildungs


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