Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 75

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Jetzt können Sie wenigstens die Fahrkarte ausdrucken! Das war vorher nicht möglich!) Ich fahre auch zurück und musste mir dazu zwei A4-Seiten ausdrucken.

Und jetzt kommt es, Frau Ministerin! Der Hit dieser ganzen Angelegenheit ist der: Der Zugbegleiter hat so ein großes Kastl – das werden Sie wahrscheinlich nicht kennen –, und in dieses Trumm Kastl muss er jetzt drei hochkomplizierte siebenstellige Codes eintippen, wenn er mir diese Internet-Fahrkarte abnehmen will. Für das Eintippen dieser drei wirklich hochkomplizierten Codes – das sind Kombinationen aus Ziffern und Buchstaben, aber nicht, dass zuerst die Ziffern wären und dann die Buchstaben, sondern das geht ganz durcheinander; auf jeden Fall muss der Zugbegleiter drei solche Codes eintippen (Abg. Mag. Firlinger: Das ist ein ...code aus Ziffern und Zahlen!)  – braucht er, wenn er ganz schnell ist, genau zwei Minuten, damit er eine Fahrkarte erfasst hat. Und wenn jetzt BahnbenützerInnen ganz vif sind, dann kaufen sie sich, wenn sie von Wien nur nach St. Pölten fahren, keine Karte, sondern hoffen, dass schon einige diese Internet-Karten haben. (Abg. Böhacker  – ein Formular in die Höhe haltend –: So schaut das aus!) Wenn nämlich 40 solcher Karten vom Zugbegleiter kontrolliert werden müssen, kann der Rest gratis fahren, denn der kann seine Karten nie herzeigen, weil er bereits wieder aussteigt. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das ist Ihr Kunden-Nutzen in der ÖBB. (Abg. Mag. Schweitzer: Aber wer ist dafür zuständig? – Abg. Böhacker: Frau Kollegin, das ist ein Online-Ticket aus dem Internet! – Abg. Mag. Firlinger: Aber der ÖBB-Generaldirektor heißt nicht Forstinger!) Irgendwann werde ich ein Buch über die ÖBB schreiben. Es wird mir nicht erspart bleiben. Sie, Frau Ministerin, geben mir wirklich genug Stoff dafür. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Mag. Schweitzer: Das ist die Forstinger – und nicht der Draxler!)

Sie geben mir auch genug Stoff dafür, wenn Sie darüber sprechen, wie denn diese Bahnhofsoffensive weitergehen soll. Sie wissen, in St. Valentin sind die Geleise fertig. Aber was kommt jetzt? Der Bahnhof St. Valentin soll de facto aufgelassen werden. (Abg. Böhacker: Das stimmt ja nicht!) Selbstverständlich! Es sollen nur mehr Regionalzüge nach St. Valentin fahren, und die Züge, die von St. Pölten nach Linz fahren, sollen in St. Valentin – nicht laut diesem Fahrplan, aber bereits im nächsten – nicht mehr stehen bleiben.

Frau Ministerin, glauben Sie, die Leute sind verrückt und fahren nach Linz, nur damit sie dann wieder dieselbe Strecke nach Steyr zurückfahren? Wofür halten Sie die Menschen? Glauben Sie, ich fahre eine Stunde lang spazieren, und das vielleicht zwei-, dreimal in der Woche? Das kann es doch nicht sein! Wozu haben Sie den Bahnhof St. Valentin ausgebaut, wenn man ihn jetzt nur mehr im Vorbeifahren sieht und dort nicht mehr aussteigen kann, wenn man nicht bereit ist, einen Pendlerzug bereits ab Wien zu nehmen?

Oder, Frau Ministerin, Bahnhof Steyr: Sie wissen, auch dort haben wir inzwischen einen halbwegs schönen Bahnhof. Schön sind die Geleise, aber das Bahnhofsgebäude wurde, glaube ich, Anfang der fünfziger Jahre zum letzten Mal renoviert. An den Außenmauern sind noch die Einschusslöcher – sie sind zwar verputzt – vom Zweiten Weltkrieg zu sehen. Dieser Bahnhof soll jetzt nicht umgebaut werden, er soll so bleiben, wie er ist, lediglich neue Toiletten sollen wir bekommen.

Frau Ministerin! Glauben Sie, die Leute gehen zum Bahnhof, nur weil sie aufs Klo müssen? (Lebhafte Heiterkeit bei den Freiheitlichen. – Abg. Neudeck: Ich gehe prinzipiell am Bahnhof aufs Klo!) Die Leute gehen zum Bahnhof, weil sie wegfahren wollen, die Leute gehen zum Bahnhof, weil sie dort vielleicht eine Zugkarte kaufen wollen und unter Umständen warten müssen, bis der Zug kommt, aber nicht, um aufs Klo zu gehen. Setzen Sie doch bitte Ihre Initiative nicht in die Toiletteanlagen, die selbstverständlich wichtig sind! Aber das allein kann es in der Bahnhofsoffensive nicht sein. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich gebe Ihnen wirklich einen guten Tipp: Machen Sie anständige Klos nicht auf den Bahnhöfen, sondern in den Zügen, denn dort wären sie nämlich viel wichtiger! Wenn Sie sich diese neuen City-Shuttles und die "Wiesel" anschauen, so gibt es dort zum Beispiel keine Rollstuhltoiletten. Ich weiß nicht, ob Sie das wissen. Und wissen Sie, warum es die dort nicht gibt? Weil die ÖBB


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite