Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 67. Sitzung / Seite 104

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intensiver Landbewirtschaftung. 800 Millionen Menschen leiden auf unserem Planeten Hunger. Der Trinkwasservorrat geht zur Neige, und der Trinkwasserverbrauch steigt dramatisch. Boden und Trinkwasser werden gleichzeitig immer stärker verschmutzt.

Weltweit – und wir spüren das zurzeit gerade in Europa – nehmen Seuchen und schwerste Krankheiten zu. Das Ölzeitalter neigt sich seinem Ende zu; wir ersehen dies am steigenden Ölpreis, der uns zusetzt. Es gibt tatsächlich einen Engpass an so genanntem billig verfügbaren Öl. Atomkraftwerke bedrohen die Menschheit, und eines davon steht ganz nahe an unserer Grenze. Ländliche Gebiete leiden unter Abwanderung und Infrastrukturverlusten, und Ballungsgebiete beginnen sich selbst zu lähmen.

All das, meine sehr geehrten Damen und Herren, hat mit unserem Lebensstil zu tun. Wir tun so, als hätten wir einen zweiten Planeten in Reserve. Unsere Kinder werden das nicht verstehen. Sie werden nicht damit einverstanden sein, dass wir heute nicht in ausreichendem Maße in der Lage sind, die nötigen Weichenstellungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung vorzunehmen.

Ich selbst beschäftige mich mit erneuerbarer Energie und einer nachhaltigen Entwicklung von Lebensräumen. (Abg. Auer: Mit Erfolg!) Bitte? (Abg. Auer: Erfolgreich!) Mit der erfolgreichen, ganz genau! Dabei orientiere ich mich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Um Lebensräume mit Zukunft zu schaffen, muss man sich eben an diesen Prinzipien der Langfristigkeit, der lokalen Identität, der Vielfalt, der Nähe, der Qualität und der Partnerschaft orientieren.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! In diesen Lebensräumen gibt es keinen Platz für Atomenergie, für Ressourcenverschwendung, für fossile Energieträger und einen Lebensstil, der maximalen Konsum vor Lebensqualität stellt. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wir haben uns eine entscheidende Frage zu stellen, und ich bin der Überzeugung, dass es oberstes Ziel jeder Politik sein muss, Lebensqualität für gegenwärtige und kommende Generationen zu sichern. Österreich und Europa stehen vor einer der ganz großen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Umweltschutz, nämlich dem gänzlichen Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Das heißt nein zu Öl, das heißt nein zu Gas und Kohle, und das heißt nein zu Atomenergie. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie der Abgeordneten Auer und Hornek. )

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Temelin ist daher nicht der Weg in eine nachhaltige Zukunft und für Tschechien mit Sicherheit nicht der Weg in eine europäische Wertegemeinschaft! In der gegenwärtigen Situation ist mit Sicherheit nicht anzunehmen, dass eine UVP positiv abläuft, dass es zur gänzlichen Umsetzung der "Melker Vereinbarung" kommen wird und dass die Ergebnisse eine Weiterführung des Atomkraftwerks Temelin ermöglichen.

Ich bin mir ganz sicher: Sollte Tschechien die "Melker Vereinbarung" nicht vollinhaltlich umsetzen oder sollte das Ergebnis der UVP tatsächlich negativ sein und die dann notwendigen bilateralen Bemühungen nicht zur Stilllegung des Kraftwerkes führen, dann ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, weil wir die Verantwortung auch für die kommenden Generationen tragen, eine Junktimierung mit den EU-Beitrittsverhandlungen vorzunehmen.

Ich ersuche Bundesminister Molterer außerdem, zu überprüfen, ob es tatsächlich das Ersuchen von EURATOM gibt, eine Erhöhung des Kreditrahmens um 2 Milliarden j vorzunehmen, um Nuklearanlagen zu finanzieren und zu bauen. Ich bitte Sie, einer solchen Entwicklung Einhalt zu gebieten und jene 2 Milliarden j , die für diese Aufstockung beantragt wurden, der Energiewende zukommen zu lassen. Wir brauchen die Entlastung der Arbeitskraft, wir brauchen eine Belastung fossiler und atomarer Energieträger und nicht nachwachsender Rohstoffe. Wir brauchen Öko-Bonussysteme, wir brauchen die Kostenwahrheit bei Energieträgern sowie Einspeisegesetze für erneuerbare Energie.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenden wir unser Gesicht der Sonne zu, und wir lassen die Schatten hinter uns! – Danke sehr. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

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