Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 69. Sitzung / Seite 90

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großen Städten in den beiden Bezirken, unter anderem auch in Oberpullendorf – Kollege Kiss ist momentan nicht da, er ist dort zu Hause –, zweisprachige Ortstafeln in Ungarisch und Deutsch.

Das heißt, das, was die Sozialisten noch vor 20 Jahren den Volksgruppenangehörigen geraten haben, unter allen Umständen zu vermeiden, hat jetzt in den letzten Monaten seit der Wende diese neue Bundesregierung in die Tat umgesetzt.

Die Amtssprachenverordnung, seit 1. Oktober vergangenen Jahres in Kraft, hat die ungarische Amtssprache auf allen Ebenen in den entsprechenden Gebieten im Burgenland sichergestellt.

In Kärnten ist sehr viel im Gange, und zwar die Ausweitung des zweisprachigen Unterrichts im Süden des Landes auf die vierte Schulstufe, Verbesserungen zu Gunsten der slowenischen Volksgruppe im Kindergartenbereich und im Musikschulwesen und die Aufstellung von 34 weiteren Ortstafeln in Erfüllung einer Verordnung aus dem Jahre 1977. Wer war denn aller seit damals Landeshauptmann? – Alle Möglichen, aber jetzt ist es Haider, jetzt haben die Freiheitlichen den entsprechenden Einfluss, und die Ortstafeln, die bereits 1977 vorgesehen worden sind, werden jetzt aufgestellt.

Weil das Radio erwähnt worden ist: Die zeitliche Ausdehnung der Sendetätigkeit der beiden Sender Radio "Korotan" und Radio "Agora" auf täglich zwölf Stunden ist im Gange, abgesichert durch die Mithilfe des ORF im Rahmen der neuen gesetzlichen Regelungen.

Das sind aber nicht nur die Beurteilungen des Harald Ofner, sondern ich zitiere niemand Geringeren als den Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, Bernard Sadovnik, der den "konsensualen Weg" – wörtlich – lobt, der in den vergangenen Jahren in Bezug auf die slowenische Volksgruppe beschritten worden ist. Er erteilt den radikalen Kräften, "von welcher Seite sie auch kommen mögen", eine klare Absage. Er, der Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, erinnert an die "weit fortgeschrittenen Zugeständnisse" von Seiten der Bundesregierung in Bezug auf die in Österreich lebenden Minderheiten. – All das darf man nicht ganz übersehen.

Zu einem Problem im Hinblick auf die Kroaten in Wien. Es heißt in diesem Vertrag, um dessen Ratifizierung es geht: Es geht um die "Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse und der geschichtlich gewachsenen Traditionen in den verschiedenen Regionen". Und zu den "geschichtlich gewachsenen Traditionen" der burgenland-kroatischen Sprache gehören die entsprechenden topographischen Bereiche des Burgenlandes, aber nicht die Bundeshauptstadt Wien.

In der Bundeshauptstadt Wien gibt es sehr viele Kroaten, aber es sind keine Burgenland-Kroaten. Und die Burgenland-Kroaten sind die Allerletzten, die wollen, dass Schutzmaßnahmen zu Gunsten der Kroaten und ihrer Sprache auch den Zehntausenden Zuwanderern aus dem Staat Kroatien zu Gute kommen, denn da würden die Burgenland-Kroaten, die autochthonen Kroaten, zu einem Anhängsel dieser nicht eine österreichische Minderheit darstellenden Gruppe.

Das heißt also ganz klar, nach dem Wortlaut des Textes, um den es da geht: Die Kroaten und ihre Sprache sind entsprechend zu schützen und entsprechend zu bewahren und zu fördern, aber nicht in Wien, sondern den "geschichtlich gewachsenen Traditionen" entsprechend im Burgenland.

Im Übrigen ist es so, dass alles, was es an Sprachen in diesem Zusammenhang gibt, auch in der Ratifizierung seinen Niederschlag findet, nämlich Burgenland-Kroatisch in dem entsprechenden Sprachgebiet im Burgenland, Slowenisch in dem entsprechenden Sprachgebiet in Kärnten, Ungarisch in dem entsprechenden Sprachgebiet im Burgenland und in der herabgeminderten Form, weil das sonst nicht vollziehbar ist, Tschechisch im Land Wien, Slowakisch im Land Wien, Romanes im Land Burgenland, Slowenisch im Land Steiermark und Ungarisch im Land Wien, wie gesagt, auf dem niedrigeren Level, der diesbezüglich vorgesehen ist.

Es ist also relativ klar. Ich habe auch Verständnis dafür, dass sich die Volksgruppenvertreter der Kroaten bemühen, eine Ausweitung Richtung Wien zustande zu bringen, aber es würde den


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