Erstens: Die Festlegung des slowenischsprachigen Unterrichts in den vierten Klassen ist ein Verfassungsgesetz, muss also eingehalten werden. Das ist demnach keine Leistung des derzeitigen Landeshauptmannes.
Zweitens bezüglich der Aufstellung von weiteren zweisprachigen Ortstafeln: Warten wir einmal ab, was das "einfache Parteimitglied" in Kärnten unternehmen wird, da es sich ja so sehr vor der weiteren Slowenisierung fürchtet!
Drittens: Ein wirklicher Schlag ins Gesicht der slowenischsprachigen Minderheit in Kärnten ist die neuerdings erfolgende Praxis bei der Besetzung der Direktorenposten an zweisprachigen Schulen. Es war Usus, dass dort die Direktoren zweisprachig sind. Wie soll ein Direktor eine Schule managen, wenn er die zweite Sprache nicht spricht? Auch das wurde verändert, und auch das ist ein Schlag ins Gesicht der slowenischsprachigen Minderheit in Kärnten, ausgeführt vom "einfachen Parteimitglied" und Landeshauptmann. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dr. Martin Graf: Die Slowenen sehen das anders!)
Wir werden also die Charta zum Schutz der Regional- oder Minderheitensprachen beschließen. Das ist wirklich eine sehr gute Sache. Die Verwendung der Minderheitensprache ist nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch ein sehr wichtiges Kulturgut. Wer kulturelle Pluralität in Europa erhalten will, muss sich um Minderheitensprachen kümmern.
Das klingt wunderbar im "Jahr der Sprachen", in dem eine ganze Werbemaschinerie auf die Beine gestellt wurde, um allen in Österreich lebenden Menschen klarzumachen, dass Fremdsprachen für sie und für unser Land gut sind. Es wäre wirklich begrüßenswert, wenn auch tatsächlich etwas getan werden würde für die Sprachen, wenn pädagogische Konsequenzen gezogen werden würden, wenn es ein erweitertes Fremdsprachenangebot gäbe, wenn es zur Teilung von Klassen und zu einem verstärkten Einsatz von "native speakers" käme und dergleichen mehr.
Die idealistischen Ziele des "Jahres der Sprachen 2001" stehen aber ganz im Gegensatz zum Bildungsabbau der österreichischen Bundesregierung. Das ist umso bedauerlicher, als Sprache mehr ist als Werkzeug zur Verständigung. Sprache ist die Basis jeder interkulturellen Kompetenz, unser Wissen über den anderen wird erweitert und zugleich die eigene Lebensansicht relativiert. Das Fremde und das Gemeinsame werden bewusst, Feindbilder können abgebaut werden. Damit können Toleranz und Verständnis gefördert werden. Und davon, meine Damen und Herren, können wir in Zeiten wie diesen einfach nicht genug bekommen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Es kann aber auch ein Sprachenpotential genützt werden, das schon im Land vorhanden ist. Man schützt oder fördert einfach die ansässigen Minderheiten, ihre Kultur und ihre Sprache. Sprache ist etwas Lebendiges, sie verändert sich ständig, sie gehört gepflegt, unterrichtet und geübt. Aber leider wird immer wieder vor allem die xenophobe Haltung der FPÖ spürbar.
Wenn es heißt, nur autochthone Gruppen können geschützt werden, dann möchte ich bitte dieses Wort "autochthon" einmal erklärt haben. Heißt das, die Minderheiten müssen vor dem Zweiten Weltkrieg ansässig geworden sein? Heißt das, die Besiedelung muss vor oder nach der großen Völkerwanderung gewesen sein? Was bedeutet für Sie "autochthon"? Ich frage mich: Warum ist Ihre innere Abwehr so groß, die Sprache der Roma und Kroaten in Wien als schützenswerte Minderheitensprachen anzusehen? Was macht es Ihnen so schwer, zweisprachige Kindergärten und Schulen einzurichten, wo es doch bewiesen ist, dass Kinder bis zum dritten Lebensjahr bis zu 90 Prozent der Grammatik ihrer eigenen Sprache erlernen. Das heißt, sie würden eine zweite Sprache dazubekommen.
So wird heute erfreulicherweise die Charta zum Schutz der Regional- und Minderheitensprachen beschlossen, aber die Chance auf eine Weiterentwicklung des Volksgruppenrechts wurde von Ihrer Seite leider nicht genutzt. Wieder einmal schaut die FPÖ in die verkehrte Richtung und wieder einmal ist die ÖVP Steigbügelhalter. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
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