Damit ist aber, wie ich schon angeführt habe, wieder eine Chance vertan worden, eine Chance zur Ökologisierung in der Landwirtschaft, zur Verbesserung der Marktchancen und zur Verbesserung des Stellenwerts des Agrarbereichs in der gesamten gesellschaftlichen und Wirtschaftsstruktur, aber auch zur Verbesserung der Gerechtigkeit in der Fördervergabe, denn unter Zugrundelegung ökologischer Grundsätze wäre diese Gerechtigkeit eher möglich.
Geschätzte Damen und Herren! Aber etwas Derartiges erleben wir nicht zum ersten Mal, denn zur Umsetzung der horizontalen Verordnung zur EU-Agenda wurde ja vom Herrn Bundesminister mehrfach sehr deutlich festgestellt: Es kommt nicht in Frage, dass in Österreich eine Größendegression eingeführt wird, was diese Verordnung ermöglichen würde. Es kommt nicht dazu, dass Förderungen nach ökologischen Kriterien vergeben werden. Auch das wäre durch diese horizontale Verordnung möglich.
Herr Bundesminister! Sie haben auch wiederholt abgelehnt, die Arbeitskraftintensität und den Arbeitseinsatz als Förderkriterium herauszuarbeiten und als bestes Förderkriterium heranzuziehen. Das wäre nämlich eine Verbesserung der Gerechtigkeit, und das brächte auch eine Verbesserung für die klein strukturierte österreichische Landwirtschaft. (Zwischenruf des Abg. Großruck. )
Herr Kollege! Ich bin jedoch ein grenzenloser Optimist. Ich bin auch deswegen ein Optimist, weil wir alle wissen: Die Chance war noch nie so groß, im Agrarbereich eine Veränderung auf europäischer Ebene, aber auch auf nationalstaatlicher Ebene herbeizuführen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Großruck: Wirken Sie auf Ihre Parteikollegen im Ausland ein! Wirken Sie auf Ihren Parteikollegen Schröder ein!)
Herr Kollege! Noch nie haben so viele Menschen an den Diskussionen teilgenommen und Interesse an der landwirtschaftlichen Produktion und an der Weiterverarbeitung dieser Produkte gezeigt. (Abg. Großruck: Schröder soll den österreichischen Weg gehen!) Aber diese Chance muss man nutzen (Abg. Großruck: Schröder ist dagegen!), und man muss sie in mehrerlei Hinsicht nutzen: zum einen für Gerechtigkeit in der Mittelverteilung.
Kollege Auer hat sehr stolz gesagt, 60 Prozent der Agrarmittel fließen in die ländliche Entwicklung und 40 Prozent in die Marktordnung. Der Hintergrund dafür liegt natürlich auch in den WTO-Runden und in den WTO-Vereinbarungen, das wissen wir. Aber wenn von diesen 60 Prozent für die ländliche Entwicklung nur 3 Prozent außerhalb des agrarischen Bereichs für die Menschen zwischen den Städten verwendet werden, wie einer Anfragebeantwortung durch den Herrn Bundesminister zu entnehmen ist, dann ist das eindeutig zu wenig, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Herr Bundesminister! Ich sehe die jetzige Situation als Chance, und ich behaupte, die Agrarpolitik steht am Scheideweg. Es gibt die Möglichkeit, den bisher ausgetretenen Pfad fortzusetzen: Agrarlobbyisten verteilen das Geld ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit (Abg. Großruck: Blair und Schröder!), die Großen bekommen mehr, weil sie mehr Fläche oder mehr Kuhschwänze bewirtschaften, die Kleinen bekommen weniger, auch wenn sie unter erschwerten Bedingungen produzieren, und die biologischen Betriebe halten wir uns unter Umständen nur als Aushängeschildchen.
Herr Bundesminister! Wir haben die Chance, gemeinsam etwas zu unternehmen, nämlich den anderen Weg zu gehen, den zukunftsträchtigen Weg, und gemeinsam mit den Konsumentinnen und Konsumenten, den Produzentinnen und Produzenten, den Weg in eine zukunftsorientierte Wirtschaftsweise auf biologischen Grundlagen in der Landwirtschaft zu nehmen und damit mehr Akzeptanz und mehr Möglichkeiten im regionalen Wirtschaftsbereich zu erreichen und die Chance für die Menschen zwischen den Städten zu erhöhen.
Herr Bundesminister! Wenn Sie diesen zukunftsträchtigen Weg einschlagen, dann werden Sie uns an Ihrer Seite und als Mitstreiter haben. Wenn Sie den anderen Weg gehen, dann werden Sie nicht nur viele Bäuerinnen und Bauern verlieren, sondern Sie werden auch die nächsten Wahlen verlieren. (Beifall bei der SPÖ.)
21.14