Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 69. Sitzung / Seite 216

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a) naturbedingte Nachteile gegenüber anderen Wirtschaftszweigen auszugleichen,

b) der Bevölkerung die bestmögliche Versorgung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und Rohstoffen zu sichern,

c) sich den Änderungen der volkswirtschaftlichen Verhältnisse anzupassen und

d) die natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft nachhaltig zu sichern, die Kultur- und Erholungslandschaft zu erhalten und zu gestalten sowie den Schutz vor Naturgefahren zu unterstützen und

e) für die Land- und Forstwirtschaft die EU-Kofinanzierungsmöglichkeiten umfassend auszuschöpfen."

Das steht im Landwirtschaftsgesetz, und ich meine, das hat heute noch genauso Aktualität wie bei der Beschlussfassung.

Wir Österreicher brauchen unsere Bauern, und deshalb begrüße ich auch die Aktion der "Kronen-Zeitung", das so genannte Bauernmanifest, weil damit die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht wird, dass in Österreich die naturnahe Landwirtschaft auch Zukunft haben muss.

Der holländische Sozialist Mansholt hat als Agrarkommissar für Europa die industrielle Landwirtschaft gefordert mit dem Ziel, für die Konsumenten billigere Lebensmittel zu produzieren. Wir in Österreich sind nie diesen Weg gegangen. Aber wenn wir in Österreich möglichst ökologisch wirtschaften, dann sollte man schon auch meinen, dass öffentliche Einrichtungen in Österreich das unterstützen. Ich bin maßlos darüber enttäuscht, dass die Wiener Spitals-Holding wöchentlich zwischen 300 und 350 Kälber aus Holland importiert, die dort auf Milchaustauscher spezialisiert sind und nicht, wie in Österreich, sozusagen mit der Vollmilch, mit der Kuhmilch aufgezogen werden. (Abg. Großruck: Das gibt es ja nicht! – Abg. Haigermoser: So ist das in Wien!)

Vor drei Wochen musste der Geschäftsführer des Salzburger Bio-Verbandes einen Aufruf an die Bio-Bauern in Salzburg richten – ich zitiere aus der Zeitung "Salzburger Bauer" –:

"Wir empfehlen, ... Stierkälber 1. Qualität nicht mehr als Bio-Stechkälber zu vermarkten (extremes Überangebot, lange Wartezeiten), sondern als Einstellkälber für die Stiermast zu verkaufen. Durch die lange Wartezeit erreichen die Bio-Stechkälber ein zu hohes Schlachtgewicht und können dadurch nicht mehr über die Bio-Schiene vermarktet werden."

Im gleichen Zeitraum haben die gestochenen Kälber, also die Schlachtkörper, in Salzburg je nach Qualität zwischen 40 und 44 S/kg – also Bio-Stechkälber als Schlachtkörper! – gekostet, während sie vor einem Jahr noch 70 S/kg gekostet haben. Wir versuchen also, in Österreich möglichst hohe Standards zu bieten, und dann gibt es Einrichtungen wie die Wiener Spitals-Holding, die ihre Kälber aus Holland importieren, wo sie ausschließlich mit Milchaustauscher aufgemästet werden. (Abg. Haigermoser: Und die Grünen machen mit in Wien! Das ist ja peinlich!)

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Man muss die Realität anerkennen: Wir werden in Österreich auch in Zukunft so viel Bio-Bauern haben, wie es der Markt erfordert. Derzeit wird zum Beispiel in Salzburg auch die Bio-Milch getrennt gesammelt. Wir können allerdings nur 65 Prozent der Bio-Milch auch in Form von Bio-Produkten verkaufen, und das auch noch sehr stark im Export. Wenn dieser Export zurückfällt, beispielsweise weil in den Ländern selbst die Bio-Produktion angekurbelt wird, dann werden wir in Österreich besondere Schwierigkeiten bekommen.

In einer freien Marktwirtschaft werden Angebot und Nachfrage den Markt und den Preis regeln. Die Konsumenten müssen bereit sein, mehr biologische Produkte zu kaufen. Die Handelsketten machen für ihre Aktionen wie "Ja, natürlich!" oder "Natur pur" sehr viel Werbung, dennoch


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