Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 72. Sitzung / Seite 35

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Familienarbeit ist nicht austauschbar und nicht kündbar! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Familienarbeit ist auch kein Job mit gewinnträchtigen Karriereaussichten. Es gibt keine garantierten Arbeitsschutz-, Urlaubs- oder Ruhezeitenregelungen, und es geht in der Erziehung nicht um das berauschende Gefühl einer imageträchtigen Tätigkeit. Aber Familien mit Kindern sind die Grundlage für eine langfristig stabile wirtschaftliche und soziale Entwicklung unserer Gesellschaft. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

In der Familie lernen wir soziale Tugenden und Kompetenzen. In der Familie erfahren wir, was es heißt, sich zu streiten und sich wieder zu vertragen, allein für sich selbst oder mit anderen gemeinsam etwas zu machen. Noch immer ist die Familie das tragfähigste soziale Netz in den Wechselfällen des Lebens, und diese Wechselfälle werden in der Zukunft zunehmen.

Familien leisten in vielfacher Hinsicht Herausragendes, auch in der Pflegearbeit. Deswegen war es uns wichtig, ganz besonders auch diese Leistungen anzuerkennen. Ich halte es für einen sehr entscheidenden Fortschritt, dass nun sichergestellt ist und der Herr Sozialminister sichergestellt hat, dass der Pflegegeldbezug dahin gehend ausgeweitet wird, dass Pflegegeld in Hinkunft ab der Geburt von Kindern ausgezahlt werden kann und nicht so wie bisher erst ab dem dritten Lebensjahr.

Die frühere Differenzierung, die es hier gegeben hat, war ungerecht, und sie war nicht nachvollziehbar. Deswegen sind wir sehr froh darüber, dass es dem Herrn Sozialminister gelungen ist, dies auch entsprechend zu ändern. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auch die Integration von behinderten Menschen hat sehr viel mit Familienpolitik zu tun. Hier haben wir im Gegensatz zu früheren Zeiten, als man zur Budgetsanierung auch nicht davor zurückgeschreckt ist, Behindertenleistungen zu kürzen, dafür gesorgt, dass mit der Behindertenmilliarde besondere Mittel für die berufliche Integration und die Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten Menschen zur Verfügung stehen, nämlich eine Milliarde Schilling pro Jahr. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Unsere familienpolitische Initiative geht quer durch alle Ministerien. Sie muss auch quer durch alle Gebietskörperschaften gehen: die Länder zum Beispiel im Bereich der Kinderbetreuungseinrichtungen unter Garantierung und Sicherstellung von familienfreundlichen und auch berufsfreundlichen Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen und natürlich auch die Gemeinden, denn das sind die Lebensbedingungen vor Ort für die Familien, im Wohnbau, in der Verkehrspolitik und Ähnlichem.

Familienpolitik kann aber auch vor den Sozialpartnern nicht Halt machen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter, Betriebsräte und Gewerkschaften haben Familien bislang nicht wirklich im Mittelpunkt ihrer Aufgabe oder ihrer politischen Aufgabenstellung gesehen. Natürlich fragen sich manche: Warum sollen sich Unternehmer oder Personalvertretungen in ihren Betrieben für die Familien engagieren? – Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach: weil auch die Wirtschaft, weil der einzelne Betrieb die sozialen Leistungen der Familie für ein stabiles Gemeinwesen braucht. Erfolgreiches Wirtschaften ist nur in stabilen Gesellschaften möglich. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Die Prägung der Persönlichkeitsentwicklung in der Familie ist daher auch eine Förderung der Mitarbeiterpersönlichkeit. Ich halte es daher für besonders wichtig, dass es Anreize gibt, wie zum Beispiel Auszeichnungen für familienfreundliche Betriebe. Es gibt hervorragende und sehr vorbildliche, auch international vorbildliche Initiativen in Österreich in diesem Bereich, die besonders, Herr Kollege Verzetnitsch, auf privater Initiative von Unternehmen und ihren Mitarbeitern beruhen. Das ist im höchsten Maße anzuerkennen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Verzetnitsch: Gibt es bereits in Österreich!)

Ein solch umfassendes Bündnis für die Familien ist in einer Zeit, in der Partnerschaften krisenanfälliger sind und die Erziehung von Kindern anspruchsvoller geworden ist, besonders von


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