Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 72. Sitzung / Seite 43

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Ich habe den größten Respekt vor allen Müttern und Vätern, die sich dieser Familienarbeit widmen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Mertel. )

Frau Kollegin! Ihr Entwurf ist ein anderer. Ich darf daran erinnern, wie Sie zu dieser Familienarbeit stehen. (Abg. Dr. Mertel: Zwei Jahre, zwei Jahre!) Frau Kollegin Prammer hat das einmal sehr deutlich ausgedrückt, als es um das "Karenzgeld für alle" ging. Sie sagte in einem Interview – ich zitiere –: Übrig bleibt, wer nie gearbeitet hat, immer nur Hausfrau war, aber das sind nur wenige. – Meine Damen und Herren! Wer so diskriminiert, wer in dieser Art und Weise eine Gruppe von Frauen ausschließt, der vermittelt soziale Kälte und nicht soziale Werte. Das möchte ich durchaus als Unterschied auch zu unserem Bild hervorstreichen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Die zweite Bedingung, die für mich wichtig ist, besteht darin, dass man auch durch einen Beitrag des Staates eine finanzielle Anerkennung dieser Familienarbeit leisten muss. (Abg. Dr. Mertel: Des Fonds!) Ich denke, dass bei vielen Familien, bei denen ein Verdiener ausfällt, eine Krise ausbricht. Wir kennen das: Auf einmal entfällt ein Einkommensteil, damit scheint der Wohlstand in der Familie gefährdet zu sein. Für manchen ist das auch ein Grund zu sagen, dass es sich finanziell nicht ausgeht – der Kinderwunsch wird zurückgestellt.

Laut unserem Entwurf soll auch das Kinderbetreuungsgeld ein Beitrag dazu sein, dass der Kinderwunsch nicht am Finanziellen scheitert. Die 6 000 S pro Monat sind mehr als das Karenzgeld, sie werden für einen längeren Zeitraum als bisher, nämlich für zweieinhalb Jahre einem Partner gewährt (Abg. Sophie Bauer: So ein Schmarren!), und noch einmal für ein halbes Jahr für den anderen Partner, und das ist ein wesentlicher Fortschritt gegenüber heute. Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen, das ist ein Beitrag für eine finanzielle Hilfeleistung an die Familien, zu dem wir auch stehen, auch wenn es schwierig zu finanzieren ist. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Die dritte Bedingung, meine Damen und Herren, ist wohl, dass man eine wirkliche Wahlmöglichkeit hat. Am schönsten wäre es, wenn ich mir Kindererziehung oder arbeiten aussuchen könnte, ohne dass es finanzielle Unterschiede gibt. Das werden wir als Staat aber nie regeln können. Wir werden nie die Kosten, die mit Kindern verbunden sind, komplett ersetzen können. Aber wir können diese Wahlmöglichkeit wesentlich erleichtern, und das halte ich für sehr wesentlich. Es soll nicht die Gesellschaft festlegen, wer arbeiten muss oder wer Kinder erzieht, sondern das soll die Betroffene oder der Betroffene selbst entscheiden können. Darum ist auch dieses Kinderbetreuungsgeld ein Entwurf in diese Richtung, meine Damen und Herren! Diese Wahlmöglichkeit wird damit entscheidend erleichtert. Mit einer erhöhten, mit einer verlängerten Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes gibt es einen wesentlichen Schritt in Richtung mehr Wahlmöglichkeit als früher, und auch das werden Sie zur Kenntnis nehmen müssen. Ich denke, dass es vor allem für die Frauen ein wesentlicher Fortschritt ist, diese Wahlmöglichkeit in Zukunft leichter in Anspruch nehmen zu können.

Zur vierten Bedingung: Wir sehen in unserer heutigen Arbeitswelt, dass man nicht jahrelang aussteigen und dann wieder leicht an den Arbeitsplatz zurückkehren kann. Wir alle wissen, wie das ist: Wer ein Jahr, wer zwei Jahre weg ist, ohne eine berufliche Anbindung zu haben, kommt nur sehr schwer wieder in den Arbeitsprozess hinein. Daher müssen wir auch versuchen, zu ermöglichen, dass jemand nur teilweise aussteigt, dass er mit Hilfe der neuen Medien, mit dem Internet vielleicht auch von zu Hause aus arbeiten kann. Das Kinderbetreuungsgeld gibt hiezu Möglichkeiten. Die Zuverdienstgrenze von 200 000 S, die Sie so schmähen, die eine Vervierfachung der bisherigen darstellt, bedeutet, dass es für eine Frau leichter ist, Teilzeit zu arbeiten. Natürlich wird auch die Wirtschaft Arbeitsplätze für Teilzeitarbeit zur Verfügung stellen müssen. (Abg. Sophie Bauer: So ein Schmarren!)

Frau Kollegin! Für Sie ist alles ein Schmarren. (Abg. Sophie Bauer: Nein, das, was Sie da unten aufführen, ist ein Schmarren!) Für Sie ist alles, was familienfreundliches Österreich bedeutet, ein Schmarren. Wer solch eine Einstellung hat, kann nicht für ein familienfreundliches Österreich sein, das möchte ich wirklich einmal festhalten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)


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