Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 51

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Es ist eine so einfache Sache, es ist doch für jeden sonnenklar: Es kommen jetzt mehr Frauen – vor allem die bisher unterprivilegierten, die geringfügig beschäftigten Frauen, die Hausfrauen, die Bäuerinnen, die Gewerbetreibenden, die Studentinnen und die Schülerinnen – in den Genuss des Kinderbetreuungsgeldes. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Für jedes Kind werden mindestens 6 000 S pro Monat zur Verfügung stehen. Das sind um 300 S mehr als bisher. (Abg. Mag. Wurm: Wie lange denn?) Für jedes Kind! Wir werden auch noch die Kinderbeihilfe für jedes Kind um mindestens 100 S pro Monat anheben.

Es ist doch sonnenklar, dass das eine großartige Verbesserung ist. Es ist auch sonnenklar, dass die Familien früher nur mit 24 Monaten an Geldleistung rechnen konnten, jetzt können sie mit einer Geldleistung in der Dauer von 36 Monaten rechnen. Das ist doch eine Verbesserung! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Außerdem ist ein höherer Zuverdienst möglich. Bisher hat Karenzgeld das Ende der Berufstätigkeit bedeutet. Man konnte geringfügig beschäftigt sein, in manchen Ausnahmefällen etwas mehr als das. Jetzt kann man die Arbeit im Haus, die Arbeit für das Kind, die Arbeit für die Familie mit der Arbeit außer Haus verbinden. Man kann es sich einteilen, man ist flexibel. Die Mütter haben Optionen, die Väter haben Optionen – das ist doch eine eindeutige Verbesserung! Aber gerade diese Optionsfreiheit ist es ja, die die linke Seite dieses Hohen Hauses den Frauen absprechen will. Sie wollen Ihr Rollenbild per Gesetz durchsetzen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.) Hausarbeit, Familienarbeit ist Ihrer Ansicht nach minderwertig, lohnabhängige Arbeit, Erwerbsarbeit, das ist es, was alle machen müssen; wer Hausfrauenarbeit leistet, wer Kinder großzieht, der ist Ihrer Auffassung nach in Wirklichkeit – unter Anführungszeichen – "ein Dummerl".

Wie sind denn Aussagen wie "besondere Schrecklichkeit", "soziales Verbrechen an werktätigen Frauen" und "Ich gönne das Karenzgeld nicht jeder Frau" zu verstehen? – Diese Divergenz ist nur mit den Grundsatzpositionen zu erklären, wo Grün und Rot die gleichen linken Grundsatzpositionen gesellschaftlicher Natur haben, wo die Rolle der Familie anders gesehen wird als bei uns und wo die Familienarbeit anders gesehen wird als bei uns. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm. )

Nur das erklärt es, warum man eine Maßnahme, die für alle ganz klar eine großartige Leistung ist (Abg. Dr. Petrovic: Nein! Das stimmt ja nicht!), verteufelt und sagt: Wir lehnen das ab! – Ich verstehe das überhaupt nicht, das kann man niemandem vermitteln. Warum gönnen Sie den Frauen nicht dieses Kindergeld? (Abg. Dr. Petrovic: Warum gönnen Sie es nicht ...?) Warum gönnen Sie es den Familien nicht, dass sie nun besser planen können? Warum gönnen Sie es den Frauen nicht, dass sie einer Arbeit außer Haus ebenso nachgehen können wie einer Arbeit im Haus? Warum? – Für Sie ist Familienarbeit Leid, für Sie ist Familienarbeit Unterdrückung, für Sie bedeutet das Motto "weg von der Familie" Emanzipation, für Sie ist Hausarbeit minderwertig.

Frau Prammer! Sie haben in einem Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" gesagt, Hausfrauen, die noch nie gearbeitet haben, leisten keine Arbeit. – Ich muss sagen: Ich anerkenne die großartige Leistung unserer Frauen und Mütter und unserer Väter (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), die das Wichtigste, was wir haben, betreuen, die unsere Kinder sozialisieren, die unsere Kinder aufziehen, die den Kindern Lebenschancen geben, die den Kindern Mütterlichkeit und Väterlichkeit vermitteln, die damit das Kostbarste, was wir überhaupt in unserer Republik haben, heranbilden, heranziehen und damit eine öffentlich relevante, gesellschaftspolitisch wichtige Arbeit leisten. Das sollten wir alle anerkennen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir von den Regierungsparteien – und da ist die ÖVP auf der gleichen Linie wie die Freiheitlichen – wollen keinen Rollenzwang für die Frau. Die Frauen sollen sich selber entscheiden können: Wollen sie beim Kind bleiben, dann können sie es. Wollen die Väter beim Kind bleiben, dann können sie es in Zukunft. (Abg. Dr. Petrovic: Nein, das stimmt nicht!) Wollen sie dazuverdienen, wollen sie flexibel einer Teilzeitarbeit nachgehen, dann können sie es. (Abg.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite