Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 75. Sitzung / Seite 63

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Dann schreibt Ihnen Herr Stanzel vom "Kurier" – Sie wissen, kein Freund von mir oder von der FPÖ – noch ins Stammbuch (Abg. Edlinger  – neuerlich die Ausgabe des "Kurier" in die Höhe haltend –: Redakteure wehren sich gegen politischen Druck!):

"Wenn Cap meint, die SPÖ habe nie mit ,Drohungen‘ bei ORF-Journalisten interveniert, dann stimmt das nicht. Solche Fälle gab es. Etwa jenes Ex-ZiB-Redakteurs, der vom damaligen Sprecher des SPÖ-Kanzlers aufgefordert wurde, im Interesse seiner beruflichen Zukunft über gewisse Themen nicht mehr zu berichten." (Abg. Kiss: Unglaublich! – Abg. Achatz: Das ist keine Intervention, das ist pure Erpressung!) "Im Interesse seiner beruflichen Zukunft nicht mehr zu berichten" – eine Aufforderung der SPÖ!

Ich gebe ihm Recht! Selbstverständlich hat es diese Drohungen, hat es Interventionen von Ihnen gegeben!

Dann aber sitzt Herr Kollege Cap in der "Pressestunde" und sagt auf die Frage: Na, hat die SPÖ nie interveniert?, nicht: Wir von der SPÖ haben beim ORF nicht interveniert und nicht gedroht! (Heiterkeit bei den Freiheitlichen und der ÖVP), sondern er sagt etwas anderes, nämlich: Wir von der SPÖ wollten bei unseren Anrufen immer nur überzeugen! (Neuerliche Heiterkeit bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Deswegen, weil der Cap eben die Redakteure "überzeugen" wollte und auch weil er heute sozusagen seine erste Parlamentssession hat und weil das gar so unglaublich ist, was er da gesagt hat, habe ich mir gedacht, ich schenke ihm heute ein Buch (der Redner hält ein Buch in die Höhe): Harry Holzheu "Ehrlich überzeugen", Untertitel: "Aktiv zuhören", "Souverän verhandeln", "Sicher gewinnen". Auf der Rückseite steht: "Bluffen Sie nicht, treten Sie ehrlich auf!", "Das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt". – Das werde ich Ihnen heute überreichen, Herr Kollege Cap. (Heiterkeit und Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wenn Sie durch das Kapitelverzeichnis gehen, sehen Sie, dass Sie Ihre Überzeugungsarbeit perfektionieren können, denn darin gibt es Kapitel wie: "Ihre kommunikative Kompetenz", "Ihre emotionale Intelligenz", "So wie Sie sind, wirken Sie auf andere" (Heiterkeit bei den Freiheitlichen und der ÖVP), "Überzeugen Sie durch Souveränität", "Werden Sie selbstbewusst", "Reden Sie nicht, lassen Sie es reden" – das ist auch spannend! –, "Die ersten Sekunden entscheiden", "Wie Sie Ihre Ausstrahlung verstärken".

Am Schluss des Kapitelverzeichnisses heißt es – das ist etwas ganz Interessantes! –: "Niemand lässt sich manipulieren", und das letzte Kapitel heißt – da können Sie dann Hand in Hand mit Kollegen Gusenbauer Ihre Überzeugungsarbeit erklären –: "Partnerorientiertes Wiederholen". (Heiterkeit bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)  – Viel Spaß mit diesem Buch! Ich wünsche Ihnen alles Gute bei der Lektüre dieses Buches, Herr Kollege Cap. (Heiterkeit und Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Sie haben ja nichts ausgelassen! Sie haben diesen ORF jahrelang als sozialistisches Propagandainstrument missbraucht. Doch dieses Gesetz, das wir heute beschließen werden, macht dem "Rotfunk" ein Ende. Es ist jetzt Schluss mit dem "Rotfunk", es kommt jetzt der "Österreichfunk", meine Damen und Herren! Das ist das Ergebnis dieses Gesetzes! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Herr Kollege Cap! Haben Sie Ihre brutalsten Interventionen im ORF vergessen? (Abg. Grabner: "1 Milliarde"-Klage!) Haben Sie vergessen, dass Sie allein bei den Wahlen zum Generalintendanten im Jahre 1994 Regie geführt haben? Die Journalisten haben den Herrn Cap, der, damals Bundesgeschäftsführer, dort Regie geführt hat, bei der Wahl gefragt: Herr Bundesgeschäftsführer Cap, warum wehren Sie sich eigentlich dagegen, dass die Parteisekretäre aus dem Kuratorium herauskommen sollen? – Cap wehrt sich und sagt wörtlich: Das ist ja klar. "Wollen Sie vielleicht die sogenannten unabhängigen Medienmanager von Bertelsmann und WAZ drinnen sitzen haben?"

Er verteidigt es, dass die Parteisekretäre und die Politiker im ORF-Kuratorium sitzen! Weiter heißt es dann im "profil 13/94":


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite