Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 153

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Sie leiden auch, so hieß es weiters im Bericht dieser Enquete, an den Karriereeinbußen, wenn sie "Karenzzeitversuche" machen. Sie leiden auch unter dem, was die Soziologen "Hausfrauisierung" nennen, also an einem Vereinsamungssyndrom. Das ist ja eigentlich nichts Neues, aber wenn Frauen diese Phänomene artikuliert haben, dann hat man sie eigentlich gering geschätzt und beiseite geschoben.

Die Enquete der Männerabteilung hat auch zutage gefördert, dass Männer – und das ist eine relativ neue Erkenntnis; ich betone: nur relativ neu – auf Grund ihres Lebenswandels, auf Grund ihres Bezugs zum eigenen Körper, auf Grund des Umgangs mit Gesundheit und Gesundheitsfragen eine höhere Sterblichkeit und eine höhere Suizidrate aufweisen und daher eine höhere Selbstgefährdung.

Und jetzt wird es kritisch, und damit schließe ich an die Ausführungen von Frau Kollegin Petrovic an: Welche Schlüsse haben die dort anwesenden Experten gezogen?

Wenn jemand Sozialrechtsexperte ist, dann muss er nicht unbedingt auch einer sein, der in Genderfragen Experte ist. Es genügt eben nicht, dort zu sagen: Weil die Hausfrauen sich leichter in der Hausfrauenrolle zurechtfinden und mit Arbeitslosigkeit leichter umgehen können, sei den Männern bei Arbeitsverlust besondere Hilfe zu gewähren.

Meine Damen und Herren! Andersherum muss die Methode aussehen! Wir müssen die Arbeitslosigkeit im gleichen Maße auch bei den Frauen bekämpfen! Das Vereinsamungssyndrom ist dort genau dasselbe. Und wir müssen Männern bezüglich der Kompetenz behilflich sein, mit Gefühlen umzugehen, mit Arbeitslosigkeit umzugehen, mit Vernachlässigung umzugehen, mit Scheidungsfolgen umzugehen. Ich habe den Eindruck, dass bei der Enquete wenigstens die Wirtschaftsfachfrau Bauer-Jelinek die Kompetenz dafür besessen hat, die Probleme zu artikulieren. Sie ist zwar keine Sozialrechtlerin, aber eine Menschen- und Struktur-Kennerin und daher auch eine professionelle Person. Sie hat betont, Männer müssen diese neuen Kompetenzen lernen.

Ich ersuche Sie, Herr Bundesminister, dass in den künftigen Forschungsprojekten, die Sie zu vergeben beabsichtigen, auch diese Dimension stark berücksichtigt wird. Die Feminisierung der Erziehungs- und Sozialwelt, das heißt der überwiegend weibliche Anteil im Berufsbereich Kindergarten, Schule, höhere Schule, kann kompensiert werden, und zwar etwa so, wie es der Kindergartenverein "Kiwi" macht. Dort gibt es eine positive Diskriminierung für Männer. Bei gleicher Qualifikation werden Männer als Kindergärtner bevorzugt angestellt. Solche positive Diskriminierungselemente wünsche ich mir auch für Frauen.

Herr Bundesminister! Wahrscheinlich müssen wir auch – und das zeigt, wie sehr Frauenpolitik Querschnittsmaterie ist – darüber nachdenken, wie wir das Scheidungsrecht und das Eherecht ändern und damit Scheidungsfolgen insofern abbauen können, dass die Männer mit den um Unterhalt kämpfenden Frauen nicht in Streit enden, das heißt eine Lösung finden, und der Mediator allenfalls helfen kann. Wenn es so ist, dass die ökonomisch unabhängige Frau nicht mit unmäßigen Unterhaltsforderungen droht, dann ist klar, wo politisch anzusetzen ist: schon sehr früh beim eigenen Einkommen, bei der eigenen Alterssicherung.

Ich meine, dass wir mit dem heutigen Vier-Parteien-Antrag auch ein Signal für die Absicht gesetzt haben, uns von Grund auf und mit aller Ernsthaftigkeit diesen Ursachenphänomenen zu widmen. Und wenn ich Ihren ersten Repliken auf die schon aufgeworfenen Fragen Glauben schenken darf, Herr Bundesminister, und das will ich gerne tun, dann sehen wir auch da einer sachgemäßen, soliden Bearbeitung und Erforschung entgegen, einschließlich der Erarbeitung von Lösungen, und diesen sehe ich besonders gerne entgegen. Arbeit gibt es genug. Ein Stückchen sind wir weiter gekommen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

19.24

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Wochesländer zu Wort gemeldet. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.


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