Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 164

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Auch die Umsetzung der siebenten Forderung des Frauen-Volksbegehrens – "Jeder Mensch hat das Recht, Beruf und Kinder zu vereinbaren. Daher hat der Gesetzgeber für die Bereitstellung ganztägiger qualifizierter Betreuungseinrichtungen für Kinder aller Altersstufen zu sorgen. Tagesmütter sind auszubilden und arbeits- und sozialrechtlich abzusichern" – wurde in Angriff genommen.

Ich habe schon mehrfach ausführen können, dass einerseits im Bundesministerium für Wirtschaft und andererseits im AMS Programme laufen, durch die die Öffnungszeiten verbessert werden sollen. Sie haben Recht, Frau Kollegin Petrovic, dass ich diesbezüglich in der Bauphase, also dort, wo die Errichtung von Kindergärten in Diskussion steht, ausgehend von der Verfassungslage immer auf die Länder verwiesen habe. Wir bemühen uns aber gemeinsam mit Kollegen Bartenstein, dem AMS und auch meinem Haus, neue Projekte für die Verlängerung der Öffnungszeiten zu entwickeln, und zwar einerseits mit dem Bundesland Vorarlberg beziehungsweise mit Firmen im Bundesland Vorarlberg, andererseits mit Oberösterreich ebenso wie mit dem Bundesland Kärnten. Ich bin guten Mutes, dass hier sehr interessante und auch für die multikulturelle Entwicklung der Kinder wichtige Projekte geschaffen werden: wichtig nämlich für das Erlernen der Sprachen, und zwar nicht nur der Sprachen der Heimatregion – in Kärnten Slowenisch und Deutsch –, sondern auch für das Erlernen der Sprache der Nachbarregion – also Italienisch –, wodurch die Kinder auch bessere Startchancen bekommen.

Ich möchte auch auf Ihre Kritik, Frau Kollegin Kuntzl, im Zusammenhang mit der in der Zeitschrift "Wienerin" wiedergegebenen Äußerung bezüglich der Berufsgruppe der Kindergärtnerinnen eingehen. – Ich war im Zuge meiner politischen Tätigkeit lange Zeit für Kindergärten und Kindergärtnerinnen zuständig. Ich habe dabei erlebt, dass es sehr engagierte und sehr gute Kindergärtnerinnen gibt. Ich habe aber auch erlebt, dass es, so wie auch in allen anderen Berufen, auch bei Kindergärtnerinnen schwarze Schafe gibt. Ich habe erlebt, dass Kindergärtnerinnen mit sonderpädagogischer Ausbildung für spastische Kinder, weil sie durch persönliche Irritation zu Hause und am Arbeitsplatz mit ihren Nerven am Ende waren und eher selbst Mediation und Hilfe gebraucht hätten, dann die durch ihre eigenen Defizite bedingten Probleme an den Kindern ausgelebt haben. Ich habe auch erlebt, dass Kindergärten ohne Bedenken zugesperrt worden sind und zwei Kinder, die von ihren Eltern nicht abgeholt worden sind, draußen stehen gelassen worden sind.

Nichts anderes habe ich in dem Interview zum Ausdruck gebracht: dass dort, wo es Missstände gibt, diese – auch bei Kindergärtnerinnen – abzustellen sind und dass dort, wo die Familie völlig intakt ist, wo sich die Familie tatsächlich um die Kinder – nicht nur um das Wunschkind, sondern auch um das Kind in der gesamten Vielfalt der Erziehungstätigkeit – kümmert, für mich darin kein Gegensatz besteht, sondern im Gegenteil: Es geht um eine gute, harmonische gemeinsame Lösung. Durch das Kinderbetreuungsgeld wird den Familien endlich auch die Möglichkeit gegeben, beides kompatibel zu machen und darüber hinaus auch Familienangehörige, Nachbarinnen, ausgebildete Pädagogen im weitesten Bereich je nach den Erfordernissen, aber auch nach dem Wunsch der Familie nunmehr in die Kinderbetreuung einzubeziehen und nicht ausschließlich auf das Instrument des Kindergartens angewiesen zu sein. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Um nichts anderes geht es mir und um nichts anderes geht es uns in der Bundesregierung. Ich bin auch durchaus zufrieden angesichts der Tatsache, dass die Europäische Union in den letzten Tagen das Kindergeld anders bewertet hat als noch vor einem halben Jahr. Dazu hat offensichtlich der Umstand beigetragen, dass manche Damen und Herren aus der Europäischen Union Gott sei Dank nach wie vor ihren Urlaub in Österreich und auch nach wie vor in Kärnten und in der Steiermark verbringen und sich dort vor Ort über die Auswirkungen des Kinderbetreuungsgeldes und des Kinderbetreuungsmodells, das die Bundesregierung nunmehr entwickelt hat und mit 1. Jänner 2002 weiterentwickeln wird, informieren konnten.

In diesem Fall hat offensichtlich das, was über die offiziellen Kanäle und über die Medien an die Europäische Union gelangt ist – neben all dem, was über einzelne sondergestellte Auskunftspersonen dort an abwertender Meinung geäußert worden ist –, nicht für eine umfassende Meinungsbildung ausgereicht, sondern es war notwendig, dass sich namhafte Politiker der


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