Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 189

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Kinder in die Prostitution geschickt, als Soldaten missbraucht, in der Schuldknechtschaft versklavt, ihrer Gesundheit und ihrer Zukunft beraubt werden.

Hier noch einmal ein paar Zahlen, die uns wachrütteln müssen: Etwa 2 Millionen Kinder starben in den letzten zehn Jahren infolge bewaffneter Konflikte, 6 Millionen Kinder wurden schwer verletzt oder werden für immer behindert bleiben, und etwa 300 000 Kinder sind zurzeit an bewaffneten Konflikten beteiligt: als Soldaten, als Träger, als Kundschafter, aber auch als Sexsklaven. Kindersoldaten gibt es nicht nur im fernen Afrika, in Asien oder in Lateinamerika, sondern auch in Europa haben Tausende Minderjährige an Bürgerkriegen teilgenommen, so zum Beispiel im Kosovo. Hoffen wir, dass da nichts Schlimmeres in anderen Ländern eintreten wird! (Präsident Dr. Fischer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Ein wichtiger Punkt, den ich auch ansprechen möchte, ist das traurige Faktum, dass die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Zusammenhang mit dem Phänomen des Sextourismus permanent zu- und nicht abnimmt. Kinderprostitution findet jedoch nicht nur an einschlägigen Destinationen wie den schon erwähnten, nämlich Thailand, Kolumbien und so weiter, statt, sondern Kinderprostitution gibt es auch direkt vor unserer Haustür.

Meine Damen und Herren! Wer heute eine bestimmte Tageszeitung gelesen hat, der wird unter dem Titel "Dutzende Mädchen zur Prostitution gezwungen" auch gelesen haben, dass junge Mädchen unter falschen Versprechen nach Österreich gelockt werden.

Hier möchte ich anmerken, dass es zusätzlich zu den Strafsanktionen neuer Strategien und Wege bedarf, um junge Mädchen nicht in diese wirtschaftliche Abhängigkeit zu führen und ihnen echte Zukunftsperspektiven zu geben, wenn sie glauben, dass etwas im "goldenen Westen" zu holen ist. In diesem Zusammenhang denke ich ganz konkret zum Beispiel an eine Vernetzung zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien. Dankbar bin ich dafür, dass es schon Gespräche darüber mit CDU- und CSU-Abgeordneten gegeben hat, die auch am vorigen Wochenende wieder in der Steiermark waren. Dort wurde auch das Thema angesprochen, dass es im Grenzgebiet von Bayern, Tschechien und Österreich in zunehmendem Maße erschreckende Fälle von Kinderprostitution gibt. Dem ist der Kampf anzusagen – um dieses fürchterliche Wort zu gebrauchen –, hier müssen wir Österreicherinnen und Österreicher, und zwar in allen Parteien, sowohl in der Regierung als auch in der Opposition, Schwerpunkte setzen.

Österreich hat seine Solidarität mit anderen UN-Mitgliedstaaten zum Ausdruck gebracht und wesentlich dazu beigetragen, dass fundamentale Grundrechte von Kindern auch in anderen Regionen beachtet werden. Wir haben auch hier in unserem Lande – ich habe das Beispiel schon erwähnt – noch einiges zu tun, und zwar mit Partnern in anderen Ländern. Die Kinder von heute sind die Bürger von morgen, die die Welt lebenswerter machen können – sofern man ihnen die Chance für eine normale Kindheit gibt.

Ich bin dankbar dafür, dass alle Fraktionen dieser Ratifizierung zustimmen werden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

22.03

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Trinkl. Er hat das Wort.

22.03

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Trinkl (ÖVP): Verehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kinderarbeit ist so gut wie überall auf der Welt verboten – dennoch ist sie eine Massenerscheinung. Laut UNO gibt es weltweit 300 Millionen Kinder unter 15 Jahren, die regelmäßig arbeiten, aber niemand kennt diese Zahlen genau, weil Kinderarbeit unsichtbar ist. Es gibt keine Anstellungen, es gibt keine Lohnlisten, es gibt keine Krankenversicherung, es gibt in diesen Ländern vieles nicht, was bei uns selbstverständlich ist, und das ist letztlich das Problem.

In Österreich findet Kinderarbeit in dem Sinn, wie sie Gegenstand dieses Übereinkommens ist, Gott sei Dank nicht statt. Ich glaube, wir können stolz sein auf unsere Standards, die wir im


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