Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 38

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Abgeordneter Mag. Rüdiger Schender (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Hohes Haus! Es ist immer gut, zu wissen, wo man steht. Es ist immer gut, zu wissen, in welchem Vergleichsfeld man sich bewegt. Es handelt sich bei der PISA-Studie um einen wirklich repräsentativen Vergleich zwischen den OECD-Ländern, und daher ist die PISA-Studie für uns als Bildungspolitiker, aber auch für uns als Gesetzgeber eine wertvolle Darstellung des Ist-Zustandes des österreichischen Pflichtschulwesens im internationalen Vergleich. Und dieser internationale Vergleich, diese Studie stellt den österreichischen Schülern, den österreichischen Lehrern, dem österreichischen Schulsystem insgesamt und natürlich auch Ihnen, Frau Bundesminister, ein sehr gutes Zeugnis aus. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

In diesem Zusammenhang möchte ich zunächst als sehr positiv hervorheben, dass es bei den Erhebungen in Österreich eine Rücklaufquote von 100 Prozent gegeben hat. Das ist tatsächlich bemerkenswert. Das ist insofern bemerkenswert, als es ein gutes Zeichen für die Leistungsbereitschaft unserer Lehrer ist, für die Leistungsbereitschaft unserer Schüler sowie dafür, dass diese auch keinen internationalen Vergleich scheuen, dass sie sich messen wollen und auch den Leistungsvergleich insgesamt ernst nehmen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wenn man sich nun die Ergebnisse dieser PISA-Studie in ihrem Kernbereich ansieht, im Bereich Lesen und Verstehen des Gelesenen, der Aufnahmefertigkeit, muss man meines Erachtens aber doch zu einer differenzierten Betrachtungsweise insgesamt kommen. Einerseits muss man sagen: Wir liegen recht gut, immerhin im oberen Drittel des Rankings, am fünften Platz der EU-Länder, am zehnten Platz der OECD-Länder. Das ist ein schönes Resultat. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Betrachtet man andererseits das Ergebnis im Detail, so ist durchaus auch einiges kritisch zu hinterfragen, vor allem in Bezug auf die erreichte Punkteanzahl. Österreich hat im Bereich Lesen 507 Punkte erreicht. Der OECD-Durchschnitt beträgt 500 Punkte, und die Finnen als Beste in dieser Skala haben 546 Punkte erreicht. Daraus erkennt man, dass der Abstand zum Durchschnitt – also zur Mittelklasse – wesentlich kleiner ist als der Abstand zur Spitze, und das sollte und das muss uns auch zu denken geben.

Unser Ziel kann es nämlich nur sein, uns an der Spitze zu orientieren, und von der sind wir doch, das muss man sagen, deutlich entfernt. Das muss man kritisch diskutieren können. Ich freue mich, dass Sie, Frau Bundesminister, das heute auch durchaus kritisch angemerkt und festgestellt haben, dass man sich nicht damit zufrieden geben kann, sich im oberen Drittel zu befinden, sondern dass es unser Ziel sein muss, nach oben zu gehen, an die Spitze zu kommen. Eine Nivellierung nach unten wäre der gänzlich falsche Weg. Was ich fordere, was wir Freiheitlichen fordern, ist eine Orientierung nach oben. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Eine Frage, die sich bei Betrachtung dieser Studie aufdrängt, ist natürlich: Was machen die Finnen so viel besser als die Österreicher und der übrige Bereich der OECD-Länder? – An und für sich müsste man sagen: Auf nach Finnland, schauen wir uns dieses Erfolgsrezept an, um durch Analysen Verbesserungsansätze zu finden und unseren guten – das möchte ich betonen: unseren guten  – Leistungsstandard noch zu verbessern.

Meine Damen und Herren von der Opposition! Das ist es, was wir wollen! Wir möchten das Schulsystem kritisch hinterfragen und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Wir möchten uns ansehen, wo wir Chancen haben, auf einem guten Fundament etwas noch Besseres aufzubauen. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Wir haben alle Chancen, unser Bildungssystem an die absolute Spitze zu bringen, aber man muss auch rechtzeitig an Reformen denken, und das wollen wir tun. (Abg. Öllinger: Dazu braucht man auch bessere Bildungssprecher! – Abg. Mag. Schweitzer: Sozialminister Öllinger! – Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Meine Damen und Herren auf den Oppositionsbänken! Diskutieren wir gemeinsam über Verbesserungsmöglichkeiten im österreichischen Schulsystem, suchen wir gemeinsam nach


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