Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 40

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Schulen an sich bedingt sind. Durch die Schulen bedingt sind sie in den klassischen Gesamtschulsystemen, wo eine große Flexibilität innerhalb der Schulen gegeben ist.

Wenn Sie sich das anschauen – ich habe versucht, das auch in einer Statistik zusammenzufassen; Seite 110, Nationaler Bericht –, dann sehen Sie (der Redner hält eine Graphik in die Höhe, auf der drei unterschiedlich hohe Säulen zu sehen sind: eine hohe grüne Säule, eine kleinere gelbe und eine noch kleinere blaue Säule), dass die besten Leistungen im Durchschnitt in den skandinavischen Ländern (auf die grüne Säule weisend) erbracht werden.

Die skandinavischen Länder – ich glaube, darauf können wir uns wahrscheinlich verständigen – haben Gesamtschulsysteme, aber ich möchte gar nicht sagen, das ist die einzige Methode. Und dann (auf die gelbe Säule verweisend) kommt Österreich. Österreich ist das beste Land unter jenen, die nach herkömmlicher Weise sehr früh selektieren. In diesem Bereich liegen wir gut, und das ist der Durchschnitt derer, die in diesen zehn Vergleichsländern ähnliche Systeme wie Österreich haben.

Das gibt mir zu denken, denn ich frage mich schon, ob nicht diese Systeme (auf die grüne Säule zeigend) doch eklatante Vorteile gegenüber diesen (auf die blaue Säule hinweisend) haben. Das zu klären wird wohl eine Aufgabe der Analyse der PISA-Studie sein. (Beifall bei den Grünen.)

Herr Kollege Schender, zu Finnland. – Finnland hat einige Besonderheiten. Finnland hat bei den 12- bis 14-jährigen Schülern über drei Jahre 2 200 Unterrichtsstunden. Österreich hat 3 400 Stunden. Finnland liegt am untersten Ende der Skala, Österreich ganz oben. Finnland erzielt mit der geringsten Anzahl an Unterrichtsstunden bei weitem das beste Ergebnis. Auch darüber sollte man meines Erachtens nachdenken: Warum ist das so? Was kann da getan werden?

Lassen Sie mich zu Finnland noch etwas zitieren, gewissermaßen als Spotlight darauf, was dort anders gemacht wird:

"Schon in der Vorschule mit sechs Jahren und erst recht in der ersten Klasse kommen speziell ausgebildete Lese- und Sprecherzieher in die Gruppen und Klassen. Sie suchen die Kinder heraus, die Nachhilfe brauchen. In diesem Stützunterricht wird mit jedem einzelnen Kind jeweils eine Viertelstunde lang das Nötigste geübt. Kinder von Einwanderern erhalten Zusatzstunden, in denen mehrere von ihnen zusammen unterrichtet werden, damit sie echte Kommunikationssituationen lernen." – Zitatende.

Das zeigt, Finnland geht genau den umgekehrten Weg gegenüber dem, den Sie von der ÖVP immer zu propagieren versuchen: die Begabtenförderung, immer nur zu versuchen, die Oberen zu fördern. Finnland versucht, unten zu fördern, und Finnland gelingt es damit, 80 Prozent der Schüler auf den ersten drei Levels zu platzieren. Das ist eine Leistung, und darauf sollte sich Österreich konzentrieren. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

9.44

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Antoni. Er hat das Wort. (Abg. Mag. Schweitzer: Sag jetzt, was alles schlechter geworden ist, wie viele Lehrer entlassen wurden, im Burgenland zum Beispiel!)

9.45

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Seit Anfang Dezember des Vorjahres, also seit die ersten Ergebnisse der PISA-Studie bekannt sind, rühmt man sich insbesondere in Regierungskreisen dieser hervorragenden Ergebnisse. Da heißt es: Wir belegen den hervorragenden zehnten Rang im internationalen Vergleich, wir liegen über dem Durchschnitt, wir sind die Besten im deutschsprachigen Raum, wir sind das beste mitteleuropäische Land.

Ich glaube, wir können unseren Lehrerinnen und Lehrern dazu gratulieren, wir können unseren Schülerinnen und Schülern dazu gratulieren, und wir sollten insgesamt festhalten, dass es ein teilweise – und das sage ich ganz bewusst – erfreuliches Ergebnis ist. (Beifall bei der SPÖ.)


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