Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 42

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Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ich muss meinem Kollegen Antoni ein wenig Nachhilfe geben: Wenn er meint, bezüglich 20 Prozent der Schüler gebe es laut dieser Studie Nachdenkbedarf: Das muss er auch auf die Fahnen "seiner" Schulminister schreiben, und nicht nur die guten Ergebnisse.

Man kann sicherlich fragen, wann denn die entscheidenden politischen Weichen für den schulpolitischen Erfolg gestellt worden sind. – Das war eigentlich unter Piffl-Percević und mit dem Schulgesetzwerk 1962, von dem wir heute eigentlich noch leben. Danke also unseren Vordenkern und Vorfahren, und jeder möge seinen Anteil am Erfolg haben. Es ist dies ein Zweidrittelgesetz, also betraf es die Mehrheit der hier Anwesenden. (Beifall bei der ÖVP.)

Eine Richtigstellung. – Wenn Kollegin Kuntzl sagt, dass die Schulerhalter Probleme hätten, ihre Schulen ordentlich auszustatten, möchte ich gleich fragen: Wie ist das mit Wien? Von anderen Bundesländern kenne ich solche Meldungen nicht. Ich weiß auch nichts davon, dass Kinder in Wien mit Fäustlingen sitzen. Oder sind die Tariferhöhungen der Gemeinde Wien deshalb erfolgt, damit die Kinder die Fäustlinge abgeben können und die Heizungen in den Wiener Schulklassen um ein paar Grad höher gestellt werden? (Beifall bei der ÖVP.)

Eine der Antworten auch von Pädagogen auf diese PISA-Studie – ich glaube, es war Altrichter oder Posch, der das gesagt hat – war: Vergessen wir nicht die Hauptschulen im städtischen Bereich, besonders in Wien, wo es einen Handlungsbedarf gibt. Das ist aber ein Ergebnis der PISA-Studie, das beim Screening unserer nationalen Verhältnisse zustande kommt.

Was ist mir noch wichtig? Welche Irrtümer müssen noch ausgeräumt werden? – Alle Experten sagen, die äußere Schulorganisation ist es nicht, es ist das leistungsmotivierende Klima, es ist die gute Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer, das hohe Engagement. In Finnland beispielsweise wird nur jeder siebzehnte Lehreranwärter als für den Lehrberuf geeignet erklärt. Es ist die jeweilige gute motivationale Umgebung, und auf dieses österreichische Spezifikum können wir stolz sein; an diesem müssen wir weiter arbeiten.

Was mir noch wichtig erscheint, gerade jetzt, da in Kürze das zweite Semester beginnt: Es ist erfreulich, dass die Mädchen die Leistungsträger im Lesevermögen und damit im Bereich Lernkompetenz sind. Mädchen lesen besser, lesen mehr. Ihr Freizeitverhalten ist auch dementsprechend. Das gute Lesevermögen führt Finnland zum Beispiel darauf zurück, dass man dort hohe Investitionen in Schulbibliotheken tätigt, es hängt aber auch mit unserer Internetkommunikation und mit der damit verbundenen Neugierde zusammen.

Ich wünsche mir, dass vor allem Eltern von Mädchen jetzt, wenn sie ihre Entscheidungen betreffend die künftigen Schulen oder Studien treffen, die Mädchen motivieren, ihre guten Leistungen auch in den naturwissenschaftlichen Bereichen umzusetzen und in ihre Zukunftsplanung einzubeziehen.

Worauf kann Österreich noch stolz sein? – Der Maturaabschluss wird besonders hoch bewertet. Die Frau Ministerin hat schon darauf hingewiesen: Die Webster University rechnet für ein Bachelor-Studium, wenn in Österreich der Maturaabschluss gemacht wurde, einige Punkte mit ein.

Zur TIMSS-Bewertung: Wie können wir unsere naturwissenschaftlichen und mathematischen Leistungen verbessern? Hier investieren die österreichische Bundesregierung und die Frau Minister einige hundert Millionen in die Verbesserung der naturwissenschaftlichen Didaktik. Es kommt also auf die innere Schulreform an.

Weiters gibt es 4 000 neue Ausbildungsplätze im IT-Bereich, wir sind also absolut auf einer modernen Linie. 11 neue Bakkalaureats- und Magisterstudien werden oder wurden eingerichtet sowie 1 000 neue Fachhochschulstudienplätze im Informations- und Kommunikationsbereich. Die Arbeiterkammer-Studie bestätigt, 85 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit 14 Jahren sind mit ihrer Option, mit ihrer Möglichkeit, weiterführende Schulen zu wählen, sehr zufrieden. Das ist eine noch stärkere Zufriedenheit, als die Eltern sie ausdrücken.


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