Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 92. Sitzung / Seite 48

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mien, dass Sie sich für die Förderung des Behindertensportes massiv einsetzen werden. Genau denselben Sager haben Sie auch vor einem Jahr gemacht, mit dem Ergebnis, dass es den Sager zwar noch immer gibt, die Mittel aber nicht erhöht wurden und die Situation des Behindertensportes nach wie vor trist ist.

Frau Bundesministerin, da Sie das Sportstättengesetz jetzt so sehr preisen, frage ich Sie: Haben Sie in diesem Sportstättengesetz auch die Barrierefreiheit von Sportstätten berücksichtigt? – Natürlich nicht. Jene Sportstätten, die in letzter Zeit errichtet wurden oder jetzt neu adaptiert werden, sind bei weitem nicht barrierefrei ausgestattet! Sie mögen behindertenfreundlich sein – das spreche ich nicht ab –, aber zwischen Freundlichkeit und Freiheit besteht ein großer Unterschied; und wir wollen Freiheit und nicht Freundlichkeit! (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe letzte Woche zufällig im Fernsehen gesehen, dass die österreichische Schimannschaft jetzt im Wert von 60 000 S pro Person eingekleidet wurde. Es sei ihnen gegönnt, sie sollen schön ausschauen, aber Folgendes: Wenn ein einziger Behindertensportler jemals die Chance hätte, auch nur die Hälfte davon im Jahr zu bekommen, dann würden wir schon ganz gut dastehen. (Beifall bei den Grünen.)

Frau Ministerin! Sie wissen, dass behinderte Menschen nicht nur hier im Hohen Haus keine Attraktivität haben, sondern auch für Werbeträger. Deshalb ist es eben nicht so einfach, dass sich der Behindertensport über Werbeträger finanziert, und daher bedarf es der öffentlichen Unterstützung des Behindertensports, das kann eben nicht auf Werbeträger ausgelagert werden. So ist es, auch wenn Sie mir das vielleicht nicht glauben. Wenn bezüglich behinderter Menschen die Situation in diesem Haus anders wäre, dann hätten wir bereits ein Behindertengleichstellungsgesetz und müssten diese Menschen nicht in vielen Bereichen noch immer als Bittsteller und Almosenempfänger dastehen.

Zum Jugend- und Breitensport: Frau Ministerin, Sie wissen so wie ich, dass die Vergabe der Mittel über die Dachverbände organisiert ist, aber da muss etwas geschehen. Sie wissen wahrscheinlich nicht so gut wie ich, wie schlecht der Jugend- und Breitensport mit finanziellen Mitteln ausgestattet ist.

Gerade im Jugendsport – ich denke da jetzt ganz konkret an den großen Boom des Skater-Sports, der hauptsächlich von Jugendlichen ausgeübt wird – ist es so, dass es für diesen Bereich, wenn nicht Einzelpersonen entsprechende Geräte auftreiben und finanzieren, überhaupt nichts gibt. Ich meine, da muss man sich etwas überlegen. (Beifall bei den Grünen.)

Die Rubbellos-Aktion, die Sie heute hier vorgestellt haben, ist ja ganz nett – das ist überhaupt keine Frage –, aber eine Rubbellos-Aktion ist zeitlich begrenzt, und was ist danach, Frau Ministerin?

Es geht nicht darum, immer wieder zu versuchen, kurzfristig irgendwelche Geldmittel aus dem Boden zu stampfen, sondern es geht darum, den Sport – aus meiner Sicht vor allem den Behindertensport – langfristig abzusichern (Abg. Böhacker: Dann sagen wir die Rubbellos-Aktion auch gleich ab, oder wie?!), nicht durch Einzelaktionen. Das muss auch Ihr Ziel sein. (Beifall bei den Grünen.)

Frau Ministerin! Sie haben es vor knapp eineinhalb Wochen zum zweiten Mal versprochen – vielleicht versprechen Sie es ein drittes Mal, wir wissen es nicht. Wir wünschen uns aber nicht nur Versprechen, sondern auch deren Umsetzung.

Ich möchte Sie, Frau Ministerin, heute schon darauf aufmerksam machen, dass von 29. August bis 1. September in Salzburg die Internationalen Rollstuhl-Tennis Open stattfinden, und ich hoffe, dass die Veranstalter dieses Sportereignisses nicht zu Ihnen betteln kommen müssen, sondern dass Sie sie mit einer entsprechenden, mit einer anständigen Förderung ausstatten, die sicherstellt, dass diese große Veranstaltung in Österreich ihren Platz bekommt, denn so gute Tennisspieler wie im Rollstuhlsport haben wir im so genannten Fußgehersport nicht. (Beifall bei den Grünen.)

11.24


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