Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 95. Sitzung / Seite 33

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Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Ich halte diese Feststellung, die Sie treffen, für falsch. Erstens hat Österreich kein selektierendes Schulwesen. Wir haben ein gutes, differenziertes Schulangebot, das jedem Kompetenzen, Chancen und Fähigkeiten gibt.

Das Zweite: Es ist nicht wahr, dass all jene, die eine Gesamtschule haben, besser abgeschnitten haben – siehe Deutschland, siehe Hamburg, welche Ergebnisse es dort gibt. (Abg. Brosz: Deutschland? Deutschland hat ein Gesamtschulsystem?) In Deutschland gibt es in vielen Bereichen die gemeinsame Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen. Das wissen Sie so gut wie ich. Es gibt Länder wie Korea und andere, die sehr gut abgeschnitten haben und die auch keine Gesamtschule haben. Dieser Schluss ist also falsch, und deswegen werden wir uns davon auch nicht beeindrucken lassen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Mag. Schender, bitte.

Abgeordneter Mag. Rüdiger Schender (Freiheitliche): Frau Bundesministerin! In sehr, sehr vielen Schulen in Österreich laufen Schulversuche. Das zeigt den deutlichen Wunsch der Schulen, eigene Konzepte, eigene Ideen umzusetzen. Das ist auf Grund unseres relativ starren Systems aber kaum möglich. Sehen Sie hierin einen Anreiz beziehungsweise auch die Notwendigkeit, die Schulautonomie auszubauen?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Es ist insbesondere in der Oberstufe notwendig, die Schulautonomie auszubauen. Wir werden deshalb in den nächsten Wochen dieses Vorhaben vorantreiben. Wir werden zur Lehrplanverordnung dazu mehr Autonomie ermöglichen. Wenn wir die Autonomie mit einer Neuaufteilung des Bereiches Sprachen, dass man in der dritten Klasse zwischen Französisch und Englisch wählen kann, mit einer Zweidrittelmehrheit auch noch verwirklichen können, dann sind sehr viele Schulversuche durch die Möglichkeit der Autonomie nicht mehr notwendig.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Antoni, bitte.

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Frau Bundesministerin! Der Evaluationsbericht zur Sekundarstufe I hat auch empfohlen, im Bereich der Leistungsgruppenbildung flexibler zu sein, einen flexibleren Umgang mit den Organisationsformen anzustreben und die Förderungen zu verstärken. Werden Sie derart positive Aspekte in das Regelschulwesen übernehmen können?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Es gibt sehr viele Schulversuche zu den Leistungsgruppen, die diese nicht mehr in einer starren Form führen, sondern mit einer inneren Differenzierung. Ich glaube, dass das Ergebnis sehr gut ist, dass wir uns das Ergebnis sehr genau anschauen müssen. Ich würde sehr gerne eine Möglichkeit der freien Leistungsdifferenzierung auch im Rahmen der Autonomie im Schulorganisationsgesetz verankern.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Die 60 Minuten der Fragestunde sind abgelaufen. Ich danke Frau Bundesministerin Gehrer. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Einlauf und Zuweisungen

Präsident Dr. Heinz Fischer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen darf ich auf die nach § 23 der Geschäftsordnung im Sitzungssaal verteilte Mitteilung verweisen.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:


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