Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 95. Sitzung / Seite 45

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Schaut man sich das genauer an, dann stellt man fest, dass da schon – ich sage das jetzt in etwas grober Weise – einige Taschenspielertricks angewandt wurden. Zwei Drittel all jener Studentinnen und Studenten, die an Fachhochschulen ihre Ausbildung machen, sind gerade in der Zeit zwischen dem ersten und dem vierten Semester. In dieser Zeit springen auch an den Unis sehr wenige Studierende ab. Wenn man Vergleiche macht, dann sollten sie auch halten und fair sein.

Jetzt komme ich noch zur Standortfrage, bei welcher die SPÖ Kritik angemeldet hat. Ich melde auch Kritik an, sehe das aber etwas weniger eindeutig. Es ist notwendig, dass man Standorte konsolidiert. Ich glaube, es braucht kritische Massen, um wirklich Gutes anzubieten und auch eine Breite an der Fachhochschule zu erzielen, die für Diskussionen und Interdisziplinarität notwendig ist.

Natürlich wird hier interveniert. Jeder Bezirkshauptmann, jede Bezirkshauptfrau möchte so etwas, jede Gemeinde möchte so etwas, viele wollen es auf die grüne Wiese, viele – in Tirol vielleicht –, wenn möglich, sogar noch auf den Gletscher stellen, was aber nicht unbedingt sinnvoll ist. Da sollten Fachfragen entscheiden, wirklich wissenschaftlich begründete Fachfragen, und dafür ist, würde ich meinen, der Fachhochschulrat durchaus geeignet. Andererseits konzediere ich, dass die Politik, die dafür zahlt, die Öffentlichkeit, die dafür zahlt, auch mitsprechen können soll. Dazu braucht die Politik einen Vertrauensvorschuss. Ich möchte ihn ihr geben und werde der Sache zustimmen, obwohl ich in Bezug auf den Bereich Medizin heute nach wie vor sagen muss, dass dieser Vertrauensvorschuss auf das Äußerste, und zwar ernsthaft auf das Äußerste, strapaziert wird.

Über Facheinschlägigkeit und darüber, wie viele Studentinnen und Studenten nach der Fachhochschule ein Doktorat auf der Uni machen sollen, gibt es Zahlen. Es sind weniger als 2 Prozent, trotzdem sollte diesem Wunsch entsprochen werden, und zwar ohne lange Firlefanz zu treiben, meine ich, und auch ohne eine nicht ganz gerechtfertigte Hybris der Universitäten, die meinen, sie müssten da immer noch die Latte viel, viel höher legen, um zu zeigen, um wie viel höher und besser sie sind.

Ich glaube, dass Studierende ohnehin selbst merken, was ihnen fehlt, und dann dauert das Doktoratsstudium automatisch länger, aber das Einziehen von künstlichen Grenzen sollte man meiner Meinung nach nicht überstrapazieren.

Etwas trauriger schaut es aus mit dem geäußerten Wunsch nach Forschung an den Fachhochschulen. Dafür gibt es ein Programm des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Dafür sind 25 Millionen Schilling investiert worden. Es gibt 2,5 Millionen Schilling pro Projekt. Da wird jeder, der sich bei Forschung auskennt, sagen, dass sehr fundierte Forschung mit diesem Geld nicht zu machen ist. Aber nicht einmal diese Mittel wurden ausgeschöpft. Ich glaube, dass da noch mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.

Ich möchte abschließend bitten, dass der Dialog auf diesem Sektor weitergeführt wird und dass der Dialog über die universitäre Reform annähernd jene Sachlichkeit und Fairness gewinnt, die ich bis jetzt vermisst habe. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

10.46

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Gehrer. – Bitte.

10.47

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich freue mich ehrlich, dass wir heute über das Fachhochschulwesen einen solch positiven Bericht von den verschiedenen Rednern dieses Hohen Hauses hören konnten.

Das Fachhochschul-Studiengesetz ist im Jahre 1993 beschlossen worden. Ich war damals Landesrätin in Vorarlberg, und wir haben dort ganz entscheidende Impulse gesetzt, damit die Fachhochschul-Diskussion in Gang gekommen ist.


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