Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 95. Sitzung / Seite 68

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Ich bin froh, wenn Sie Gesprächsbereitschaft bekunden und sagen, hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen und dass Sie die Gespräche führen werden. Man kann nicht einerseits sagen, für die Autonomie der Universitäten zu sein, anderseits aber dann, wenn sie das erste Mal Autonomie ausprobieren würden, indem sie eben sagen, wir entscheiden uns in Innsbruck so, dass die Medizinische Fakultät Teil der Universität bleibt, sagen, dass das nicht passieren soll. Frau Ministerin! In diesem Sinne noch einmal ein Appell an Sie, dass in Innsbruck die Medizinische Fakultät Teil der Gesamtuniversität bleibt.

Doch nun zum Universitäts-Studiengesetz, zu der Änderung, die wir heute abzustimmen haben. Diese Änderungen sind notwendig, wenn auch geringfügig. Die Diskussionen hinter diesen Geringfügigkeiten könnten jedoch Bände füllen. In der Begründung für die Verlängerung von Fristen in Bezug auf die Verlautbarung von Studienplänen wird festgestellt, dass sich viele Studienkommissionen noch nicht sicher sind, ob sie eine Studienrichtung in der bisherigen Form eines Diplomstudiums anbieten oder auf das neue System der Bakkalaureats- und Magisterstudien umsteigen wollen.

Jetzt sind es bald fünf Jahre her, dass dieses Gesetz nicht in Diskussion, sondern schon in Kraft getreten ist. Die Diskussion zu diesem Problembereich, zu diesen Studienordnungen, ist viel älter und tiefergreifend. Das Bedauerliche ist, dass sie in Österreich nie wirklich umfassend geführt wurde. Durch das Bakkalaureatsstudium, sehr geehrte Damen und Herren, wird doch ein Systemwechsel an den Universitäten endgültig vollzogen.

War das Selbstverständnis der Universitäten über Jahrhunderte so, dass sie Studierende in erster Linie für die Wissenschaft auszubilden hatten, so dient das Bakkalaureat in erster Linie der Berufsausbildung. Dieser Paradigmenwechsel von der Ausbildung für die Wissenschaft, für die Gesamtheit eines Gebietes zur Ausbildung von mehr oder weniger guten Fachleuten fällt vielen Universitätslehrern aus ihrem Selbstverständnis heraus schwer.

Dass zum Beispiel an den sozialwissenschaftlichen Fakultäten die allumfassende Volkswirtschaft zugunsten der Betriebswirtschaft massiv an Bedeutung verliert und dass Soziologie dort fast keine Rolle mehr spielt, zeigt deutlich den Wandel der Universitäten zu letztbildenden hohen Schulen.

Mit dem Bakkalaureat wurden die letzten Studienrichtungen mit dem Phänomen eines Berufsbildes konfrontiert. Es ist nämlich, sehr geehrte Damen und Herren, nicht möglich, in sechs Semestern jemanden zu einer Wissenschaftlerin, zu einem Wissenschaftler auszubilden. Es ist aber in dieser Zeit möglich, jemandem die Grundausbildung für einen Beruf zu vermitteln.

Die Universitäten müssen im Rahmen des Universitäts-Studiengesetzes in Wirklichkeit entscheiden, ob sie das Bakkalaureat wollen oder ob sie weiterhin nur ein Diplomstudium anbieten. Diese Entscheidung braucht Zeit. Geben wir den Universitäten diese Zeit, denn das heißt – das muss uns auch bewusst sein, darüber müssen wir uns im Klaren sein – für die Universitäten auch langsam Abschied zu nehmen vom Humboldt’schen Bildungssystem und Bildungsbegriff. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zum zweiten Punkt, zur Fristverlängerung der Übergangsbestimmungen um ein Jahr, nämlich von 2002 auf 2003. Damit bekommen jene Studierenden, die oft landläufig Langzeitstudierende, ewige Studenten, verkrachte Studenten genannt werden, eine letzte Chance. Diese Studenten studieren nach wie vor in sehr alten Studienordnungen, die mit den neuen Studienordnungen nicht mehr kompatibel sind. Für diese gar nicht so kleine Gruppe wäre die Deadline der 30. September dieses Jahres gewesen. Nun bekommen sie eine Fristerstreckung, das ist gut so und auch notwendig für diese Menschen.

Jetzt bin ich bei den berufstätigen Studierenden. In dieser Gruppe gibt es, sehr geehrte Frau Ministerin, sehr viele berufstätige Studierende, die inzwischen in ihrem Beruf sehr erfolgreich sind, die oft sehr hohe Steuern zahlen. Dass jene noch eine Möglichkeit haben, das finde ich gut, richtig und in Ordnung.


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