Es ist den Bürgerinitiativen ein Anliegen, hier deutlich zu machen, wie sehr die Menschen in Österreich in Sorge hinsichtlich der Chancenverluste ihrer Kinder im Bildungssystem sind, die es zurzeit gibt. Das hat zum Beispiel eine Bürgerinitiative in St. Pölten zu Papier gebracht. So haben innerhalb sehr kurzer Zeit, innerhalb weniger Tage 1 600 Menschen für die Sicherung des hohen Bildungsstandards in Österreich unterschrieben. Diesen Menschen, die diese Forderung damals unterzeichnet haben, kann man großen Weitblick und fast hellseherische Fähigkeiten bescheinigen, denn wir befinden uns heute tatsächlich in einer Situation, in der Einsparungen und Qualitätsverluste im Schulsystem nachweislich vorhanden sind.
Ich zähle hier einiges davon auf, um zu dokumentieren, was alles versäumt worden ist. Es fehlen an den Schulen die Klassen für Schwererziehbare. – Das ist unter dem Aspekt der derzeit laufenden Gewalt-Debatte ein durchaus bemerkenswertes Faktum.
Es fehlen Beratungslehrerinnen. – Auch das ist angesichts der aktuellen Gewalt-Debatte an den Schulen ein bemerkenswertes Faktum.
Es fehlen Logopädie-Lehrer. – Es gibt nur noch einen anstatt vier.
Es fehlen Heilstättenklassen. – Fünf waren es vorher, nun sind es nur noch zwei.
Es gibt keine Personalreserve. – Das bedeutet eine extreme Verschlechterung in der Situation vor Ort, in der Schule! Wenn es keine qualifizierte Ersatzleistung innerhalb des Personals gibt, wenn ein Lehrer ausfällt, dann fallen oft auch Stunden aus. Auch das ist ein Qualitätsverlust in der Schule!
Es gibt weiters kaum mehr ausreichende Ressourcen für den Förderunterricht "Deutsch für Ausländer", und es gibt zu wenige Stunden für Integration.
All das trifft die Menschen vor Ort, konkret in der Landeshauptstadt St. Pölten. All das trifft die Menschen und deren Kinder, die dort die Bürgerinitiative unterschrieben haben. Ich bin daher der Auffassung, dass es höchst notwendig ist, den Forderungen des Bildungs-Volksbegehrens mit etwas mehr Umsetzungswillen beizutreten. (Beifall bei der SPÖ.)
Geschätzte Damen und Herren! Ich möchte auch darauf eingehen, dass es in Niederösterreich an den AHS im nächsten Schuljahr zu extremen Einsparungen kommen wird. Das ist bekannt, es ging durch alle Medien. Was dort passieren wird, ist Folgendes: Wenn Werteinheiten gestrichen werden, und zwar in großer Zahl, dann bedeutet das, dass gerade jene Stunden wegfallen, die den Schulbesuch für die Schülerinnen und Schüler besonders freudvoll und lustig machen, nämlich alle Unverbindlichen Übungen, die Neigungsgruppen und so weiter. All das fällt dem Sparstift zum Opfer!
Da fragt man sich: Welche Art von Schule wollen wir eigentlich für unsere Jugendlichen zur Verfügung stellen? Wollen wir nicht auch, dass es dort ein bisschen mehr Lust am Lernen statt Frust geben soll? Wollen wir nicht, dass sich die jungen Menschen bei den Neigungsgruppen mit mehr Sport den Ausgleich zum täglichen Sitzen und stundenlangen Lernen verschaffen können? – All das sind wichtige Komponenten, all das gehört auch zur Schule und schafft einen freudvollen Ausgleich zum täglichen Lernen.
All das zeichnet leider ein Bild der heutigen Schule, wie wir sie nicht wollen. Wir wollen nicht nur über Einsparungen diskutieren, sondern wir wollen über Veränderungen für die Zukunft diskutieren. Wir wollen – und das sei sehr klar gesagt – eine qualitätsvolle Diskussion über eine moderne Schule, wo Teamfähigkeit herausgebildet werden soll, wo die Lust am Lernen, wo das selbständige, das selbsttätige Lernen im Vordergrund stehen soll und wo die Eigenständigkeit der jungen Menschen gefördert werden muss.
All diese Dinge sind nur durch entsprechende Lehrmethoden möglich. Diese Methoden und Möglichkeiten in einer modernen Schule können aber nicht mit Hilfe des Sparstifts erreicht werden, sondern nur dann, wenn wir fähig sind, die Stunden zur Verfügung zu stellen, die