Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 111. Sitzung / Seite 39

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über den Antrag 453/A (E) der Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Befreiung von Studiengebühren für behinderte Menschen (1224 der Beilagen)

2. Punkt

Bericht und Antrag des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung betreffend den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Universitäts-Studiengesetz geändert wird (1225 der Beilagen)

Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gelangen jetzt zu den ersten beiden Punkten der Tagesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Wünscht eine der Berichterstatterinnen das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gehen in die Debatte ein.

Als erster Redner zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer. Redezeit: 15 Minuten. – Bitte.

10.17

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir diskutieren heute das neue Universitätsgesetz. Es ist in den letzten Jahren öfters vorgekommen, dass sich der Nationalrat mit Universitätsreformen auseinander gesetzt hat. Das ist zum Teil auch ein Problem, denn wenn permanent die Universitäten reformiert werden, dann führt das dazu, dass jene, die an den Universitäten tätig sind, sehr viel Zeit für Selbstbeschäftigung aufwenden müssen und dass die Energie nicht darauf gelenkt wird, was die eigentliche Aufgabe der Universitäten ist, sich nämlich um Lehre und Forschung zu kümmern.

Daher, so glaube ich, besteht auch eine Gefahr in der Versuchung, dauernd die Universitäten zu reformieren, weil damit von der eigentlichen Aufgabe abgelenkt wird. Ich habe die Befürchtung, dass das auch mit diesem Gesetz so sein wird, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich meine aber, dass nicht zu bestreiten ist, dass wir einige Probleme im Bereich der Universitäten zu lösen haben. Es ist nach wie vor so, dass Österreich eine relativ geringe Akademikerquote im internationalen Vergleich hat. Es ist leider nach wie vor so, dass trotz Frauenförderung zu wenige Frauen in Professorenpositionen an den österreichischen Universitäten sind. Es ist leider nach wie vor so, dass die Drop-out-Raten relativ hoch sind und dass es eine Reihe von Schwierigkeiten für Studenten im Studienablauf gibt, was etwa das Warten auf Prüfungstermine und das Gerangel um Laborplätze betrifft. Es gibt eine Reihe von praktischen Fragestellungen, die zu lösen sind.

Was vielleicht am allerdeutlichsten ist, das ist meine eigene Erfahrung. Ich kann mich erinnern, ich habe zu Beginn der achtziger Jahre an der Universität Wien studiert, und zu diesem Zeitpunkt gab es an unserem Institut 500 Studenten. Voriges Jahr habe ich "mein" Institut wieder besucht, und die Anzahl der dort Lehrenden, Professoren und Assistenten, war identisch mit jener vor 20 Jahren, die Zahl der Studenten hat sich jedoch in der Zwischenzeit verzehnfacht.

Aus diesem Grund, meine sehr verehrten Damen und Herren, besteht natürlich auch ein Problem im Verhältnis, wie viele Lehrende an den Universitäten zur Verfügung stehen und wie viele Studenten an den Universitäten es gibt. Daher ist es berechtigt, zu sagen, dass wir bei den Universitäten einen gewissen Handlungsbedarf haben, auch wenn die Leistungen, die unsere Universitäten erbringen, international einem höchsten Niveau und einer Bewertung standhalten können. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage das vor allem auch deswegen, weil bei jeder Reformdebatte immer der Hang zur Übertreibung besteht und diejenigen, die eine Reform durchführen, immer so tun oder so tun müssen, als ob der derzeitige Zustand ein besonders schlechter wäre. Aus der Beschreibung


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