60 Prozent. Beim habilitierten Mittelbau wird der Anteil dann schon etwas geringer, aber er ist immer noch sehr beachtlich. Und dann passiert plötzlich etwas bei den Professoren und Professorinnen, denn in diesem Bereich ist der Frauenanteil sehr gering oder gar nicht vorhanden, etwa bei den Wirtschaftswissenschaften und der Informatik null Prozent. Ich wiederhole: null Prozent! Bei den Naturwissenschaften sind es 2,6 Prozent. Da ist offenbar etwas dazwischen passiert! (Abg. Dr. Brinek: Das ist ein Strukturproblem, nicht ein Problem der Universität!)
Aber das, was dazwischen passiert ist, scheint schon ein Problem der Politik und der Universitäten zu sein, nämlich das Problem, dass das eben nicht als politisches Problem wahrgenommen wird! Das passiert offenbar irgendwie, gottgewollt. (Beifall bei den Grünen.)
Dass das aber eben nicht "irgendwie" passiert, sondern dass Ihre Politik – fairerweise muss man zugeben: auch die Politik der vergangenen Regierungen – etwas damit zu tun hat, zeigt der Anteil der Wissenschafterinnen in anderen Ländern, nämlich der "full professors", so heißt es in den Statistiken im EU-Vergleich.
Dieser Anteil beträgt dort teilweise deutlich über 10 Prozent: Finnland: 18 Prozent, Frankreich: 14 Prozent, Spanien: 14 Prozent, und Österreich liegt hier (die Rednerin zeigt Bundesministerin Gehrer eine Graphik) im Schlussfeld der europäischen Länder. Aber ich glaube nicht, dass die österreichischen Frauen, die österreichischen Wissenschafterinnen dümmer, fauler oder weniger geeignet sind, sondern sie werden politisch stärker diskriminiert.
Der "blinde Fleck", mit dem Sie sich nicht auseinander setzen wollen, ist in diesem Land größer, und er offenbart sich auch in dieser heutigen Debatte. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Schwarzenberger: Wir haben sogar eine Unterrichtsministerin ...!)
Wir haben eine Ministerin, und deswegen hätte ich ja die große Hoffnung gehabt, dass diese Reform stärker auf die Anliegen der Frauen eingeht. Ich konzediere zwar, dass in einigen Paragraphen oben irgendwo "Frauenförderung" oder "Gleichstellung" steht; aber, Frau Kollegin Brinek, wenn wir uns nicht den Status quo anschauen, wenn wir uns nicht die PISA-Studie unter dem Aspekt des Geschlechts anschauen und die darin enthaltenen Aussagen ernst nehmen (Abg. Hornek: Wenn sie sonst nichts mehr findet, ist das ein tolles Zeugnis für die Universitätsreform!), sondern nur sagen: jetzt geht in eure Autonomie!, jetzt macht eure Leistungsvereinbarungen!, den Rahmen, den habt jetzt ihr!, ihr könnt in dieser Vollzugsautonomie eure Entscheidungen treffen! – wobei aber in den Leitungsorganen eben Professoren sind und davon nur 7 Prozent weiblichen Geschlechts sind –, dann weiß ich, wie diese Leitungsorgane weiter zusammengesetzt sein werden: Es werden die weiblichen Vertreterinnen unterrepräsentiert bleiben, und dieser "blinde Fleck" wird fortgeschrieben werden!
Das hat natürlich auch sehr viel mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun. Das hat auch damit zu tun, dass sich etwa der Umstand, dass eine Person Kinder hat, ganz unterschiedlich auswirkt: je nachdem, ob es sich um eine Frau handelt oder um einen Mann. Von den Professoren an den Universitäten haben nämlich über 80 Prozent Kinder. Das heißt, für den männlichen Professor ist es kein Karrierenachteil, Kinder zu haben. Bei den Frauen hingegen sieht es anders aus: Da sind es gerade einmal die Hälfte der ohnehin wenigen Professorinnen, der 7 Prozent, die es geschafft haben, diesen Status zu erreichen, und Mutter sind. (Abg. Dr. Stummvoll: Sollen die Männer jetzt Kinder kriegen, oder wie?)
Das heißt, da wird ganz einfach im System diskriminiert, und deshalb mache ich Ihnen, Frau Bundesministerin, ganz besonders den Vorwurf, dass diese ganze Gesetzesnovelle nicht im Vorfeld unter dem Geschlechtskriterium, unter dem Kriterium Frau/Mann und Diskriminierung geprüft worden ist. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Stummvoll: Sollen jetzt die Männer die Kinder kriegen? Das wird im Gesetz festgeschrieben? – Mein Gott! So eindimensional!)
Deshalb verweise ich am Schluss meiner Ausführungen auf den Antrag der Grünen, der in diesem Zusammenhang gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von der sozialdemokratischen Fraktion eingebracht worden ist, der die Rechte der Arbeitskreise für Gleichbehandlungsfragen sehr deutlich aufwertet, der ihnen ein Teilnahmerecht an allen universitären kollegialen