Ganz besonders wichtig war die Reform aber, wenn man betrachtet, wie denn diese Mitbestimmung bei uns ausgesehen hat. Es hat sich eine "Kommissionitis" entwickelt. (Abg. Mag. Posch: Ist das eine Krankheit? Ist das das Gleiche wie Meningitis?) Da waren die einen, die gesagt haben, sie können sich bei der vielen Arbeit für Forschung und Lehre nicht auch noch in Kommissionen engagieren, und es gab andere, die in umso mehr Kommissionen saßen. (Abg. Dr. Niederwieser: Das waren Einzelfälle! Vielleicht!) – Das ist auch eine sehr wichtige Tätigkeit. Es hat aber gleichzeitig dazu geführt, dass wirkliches Engagement zum Teil gestorben ist und zum Teil gar keine Chance bekommen hat.
Jetzt können sich alle wieder engagieren. Auch dann, wenn man in keiner Kommission sitzt, wird man gehört werden, denn jeder weiß, eine Universität ist – wie auch andere Unternehmen – nur so stark wie die Summe aller einzelnen Mitarbeiter. Die Universitäten werden sich zurechtlegen, wie dieses Engagement organisiert wird. Ich bin sicher, dass es unzählige bessere Möglichkeiten gibt als diese "Kommissionitis" der Vergangenheit. (Abg. Dr. Niederwieser: Jetzt wird es wieder Zeit zum Radeln!)
Wie hat denn diese herbeigeschworene Mitbestimmung beispielsweise bei den Studenten ausgesehen? Es ist wichtig, dass Studenten ein Mitspracherecht haben, wenn es um ihre Studienangelegenheiten geht, und im Gesetz wurde geregelt, dass das auch in Zukunft der Fall sein wird. Aber warum muss ein Student die wissenschaftliche Qualifikation eines Professors beurteilen? – Der Lehrling beurteilt doch auch nicht, ob der Meister eine Meisterprüfung ablegen darf oder nicht (Abg. Dr. Grünewald: Das ist falsch!), und das akzeptierten die Studenten auch in vielen Diskussionen mit einer breiten Mehrheit. Wichtig ist aber, dass die Studenten viel mehr als in der Vergangenheit dort mitreden dürfen, wo es sie betrifft. (Abg. Dr. Niederwieser: Wenn nur die abstimmen würden, die sich auskennen, dann stimmen nicht viele mit!)
Sie werden erstens die Professoren in der Lehre beurteilen dürfen und beurteilen müssen, und endlich und erstmals wird diese Beurteilung auch Konsequenzen haben. (Abg. Dr. Niederwieser: Dann dürfen auch nur die mitstimmen, die an der Uni waren!) Sie müssen außerdem über die Inhalte der Lehrpläne mitreden dürfen. – Das haben wir gewährleistet. Das ist eine Selbstverständlichkeit, und ich freue mich, dass hier das Engagement auch weiterhin bestehen bleibt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Über die Universitätsreform hinaus beschließen wir heute auch noch in einer Änderung des Universitäts-Studiengesetzes zwei neue Studiengänge. Zum einen wird an der Montanuniversität in Leoben Industrielogistik eingeführt und zum Zweiten – und das freut mich als Absolventin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Innsbruck ganz besonders – ein eigenes Studium für Wirtschaftsrecht an der Universität Innsbruck.
Die Bedarfs- und Akzeptanzerhebung hat gezeigt, wie wichtig solch eine zukunftsorientierte Studienrichtung ist. Durch deren Einführung ist jetzt auch gewährleistet, dass sie wahlweise als Bakkalaureat-Studium oder als Magister-Studium betrieben werden kann.
Das Wirtschaftsrecht ist auch Teil dieser Reform. Man sieht, dass den Studierenden nicht alles aufoktroyiert wird, sondern dass deren Bedürfnisse in Zukunft auf Wunsch der Universitäten wahrgenommen werden. So wie der Bedarf nach dem Fach Wirtschaftsrecht, dem jetzt endlich begegnet wird, in Innsbruck seit langem groß ist, wird es die Universitätsreform auf der anderen Seite ermöglichen, gerade in der Lehre viel mehr zu berücksichtigen, was die Studenten brauchen, um später einen guten Job zu bekommen. Das ist zusätzlich zu der Betonung auf Wissenschaft und Forschung notwendig, denn man bildet nicht nur Wissenschafter aus, sondern auch Menschen, die später Arbeit finden müssen. (Abg. Dr. Grünewald: Das weiß ich!)
Viel zu oft ist es in der Vergangenheit passiert, dass die Studiengänge und der Studienplan danach ausgerichtet wurden, welche Dozenten gerade da waren, und viel zu wenig danach, was die Studenten lernen wollen, was wichtig ist und wo die Forschung der Zukunft tatsächlich stattfindet. (Abg. Dr. Grünewald: Wo? – Abg. Öllinger: Wo denn?) – Das werden wir ermöglichen.