Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 31

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dass wir alle Verantwortung tragen. Denn so hoch können wir die Dämme gar nicht bauen, dass es nicht Katastrophen wie diese geben kann, dass nicht Dämme brechen werden. Das heißt, es wird sehr viel weiter reichende Maßnahmen geben müssen, denen wir uns auch widmen müssen – auf österreichischer, aber auch auf internationaler Ebene.

Die Hoffnung, die wir haben, die unser ganzes Land hat, die die Opfer haben, geht aus von der übergroßen Hilfsbereitschaft und der Solidarität, die jeder einzelne Österreicher in diesen Tagen bewiesen hat. Das ist beispielgebend für die künftigen Generationen, die Politik, aber auch insgesamt für die Zukunft dieses Landes. (Anhaltender Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.38

Präsident Dr. Heinz Fischer: Für die nächsten vier Wortmeldungen ist eine Redezeit von je 8 Minuten in Aussicht genommen.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer. – Bitte.

12.39

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Vizekanzlerin! Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Hochwasserkatastrophe der letzten Tage ist ein Jahrhundertereignis. Als jemand, der aus einem Gebiet an der Donau kommt, habe ich in den letzten 40 Jahren öfters Hochwasser miterlebt, und ich muss sagen: Ein Hochwasser dieses Ausmaßes hat es zumindest seit 1954 nicht gegeben – in vielen Gebieten nicht einmal im Jahr 1954. Daher ist es ein Ereignis von ganz neuer, nämlich schrecklicher Qualität.

Die tatsächlichen Ausmaße dieser Katastrophe werden erst jetzt sichtbar, wenn das Wasser wieder zurückweicht, die Donau und die anderen Flüsse wieder in ihre alten Flussbette zurückgekehrt sind – übrig bleiben die Schlammmassen, der Gestank, die Zerstörung und die Verzweiflung.

Als ich vergangenes Wochenende meine Heimatstadt besuchte, gab es ein Element, das mich ganz besonders berührte: In Ybbs an der Donau waren mehrere hundert Freiwillige aus Niederösterreich, Wien, Oberösterreich und anderen Bundesländern, die mitgeholfen haben, die Stadt zu säubern und der Bevölkerung wieder Perspektive und Hoffnung zu geben – es waren Männer und Frauen, Jüngere und Ältere. Mir ist aufgefallen, dass sehr viele junge Menschen darunter waren, die dort Hand angelegt und praktische Hilfe geleistet haben. Und das sollten wir nicht vergessen, wenn – wie oft üblich – über den so genannten Werteverlust der Jugend und darüber, dass früher alles besser gewesen sei, gesprochen wird.

Die letzten Tage haben es gezeigt: Das ist leeres Geschwätz! Dann, wenn es darum geht, praktische Solidarität zu beweisen, sind Jüngere und Ältere, Frauen und Männer in Österreich im gleichen Ausmaß bereit, dies zu tun – und dafür möchte ich ihnen danken. (Allgemeiner Beifall.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Natürlich stellen sich für viele von uns zwei Fragen. Erstens: Wie kann man den Opfern konkret helfen, wie kann der Wiederaufbau durchgeführt und finanziert werden? Und zweitens: Ist der Mensch oder die Politik ohnmächtig gegenüber solchen Naturkatastrophen, oder kann man doch in einem gewissen Ausmaß vorbeugen? – Diesen beiden Fragen haben wir uns letztendlich auch hier im Nationalrat zu widmen, weil es die entscheidenden Fragen für die heute konkret Betroffenen und die Zukunft unseres Landes sind.

Wenn wir über die nun vorgesehenen Maßnahmen diskutieren – der Bundeskanzler hat eine Reihe von Vorschlägen der Bundesregierung referiert, die wir im Parlament beschließen werden und beschließen sollen, die alle in die richtige Richtung gehen –, dann habe ich manchmal den Eindruck, dass das nicht ausreichen wird. Ich habe gestern mit einem jungen Gewerbetreibenden ein Gespräch geführt, der gemeinsam mit seiner Frau einen Betrieb eröffnet hat – natürlich in vielen Bereichen auf Kreditbasis finanziert –, und dieser Betrieb wurde durch die Fluten und


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