Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 12

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gro­ße Herausforderungen vor uns: Europapolitisch bringt uns etwa die historische Erweiterung der Union um zehn neue Mitgliedstaaten – in 16 Monaten wird dies stattfinden – von der Peri­phe­rie wieder ins Zentrum zurück, und wir müssen und wollen diese Chance energisch aktiv nützen: zum Vorteil der Menschen, der Betriebe und der Mitarbeiter.

Die internationale Konjunktur erfordert von uns, die begonnenen Maßnahmen zur Ankurbelung von Wachstum und mehr Beschäftigung fortzusetzen. Angesichts der angespannten Wirt­schafts­­lage müssen wir aber auch Maßnahmen ergreifen, um unsere sozialen Sicherungs­syste­me – vor allem das Pensions- und das Gesundheitssystem – auch in Zukunft stabil und finan­zier­bar zu halten.

Zur Erhaltung des Friedens innerhalb und außerhalb unserer Grenzen ist es notwendig, die funktio­nierenden Sicherheitsinstitutionen – Gendarmerie, Polizei, Bundesheer, Rettungs­dienste – zu stärken.

Bei der Lösung all dieser Fragen, meine Damen und Herren, hat das Parlament eine ganz be­sonders wichtige Rolle, und wir alle, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, haben die Verant­wortung, die uns vom Wähler übertragen wurde, nach bestem Wissen und Gewissen zu erfül­len, denn das Parlament ist in der Demokratie der beste Ort, wo die Parteien um die besten Lösun­gen für die Probleme unseres Landes – im positiven Sinn – streiten und ringen sollen.

Ich bin froh darüber, dass zu Beginn dieser Legislaturperiode von vornherein das Parlament als der einzige wirkliche Ort der politischen Auseinandersetzung unumstritten ist und dass sich der Druck von anderen Orten hierher verlagert hat, was wichtig ist. Das ist gelebte Demokratie!

Meine Damen und Herren! Es liegen heute Wahlvorschläge für den Ersten, für den Zweiten und für den Dritten Präsidenten des Nationalrates vor. In diesem Zusammenhang ist für uns – das habe ich auch zu Beginn der vergangenen Legislaturperiode gesagt – die parlamentarische Regel, der parlamentarische Brauch, die Usance, etwas sehr, sehr Wichtiges. Die entsprechen­de Spielregel, die seit über 20 Jahren gilt, lautet, dass die stärkste Partei den Ersten Prä­si­denten stellt, die zweitstärkste Fraktion das Recht hat, einen Vorschlag für den Zweiten Präsi­denten zu machen, die drittstärkste Fraktion für den Dritten Präsidenten. Die ÖVP hat diese Regel anerkannt, als sie nach der letzten Wahl mit 415 Stimmen Abstand – das war für uns sehr, sehr schmerzlich – die drittstärkste Fraktion war, und wir fühlen uns dieser Spielregel na­tür­lich auch als die stärkste Fraktion dieses Hohen Hauses verpflichtet.

Ich schlage Ihnen daher im Namen der Volkspartei für die Funktion des Ersten Präsidenten Andreas Khol vor. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Andreas Khol ist ein erfahrener, ein profilierter, ja ein leidenschaftlicher Verfechter der parla­mentarischen Demokratie. Er gehört dem Hohen Haus seit dem Jahr 1983 an, und er hat in all die­sen Jahren bewiesen, dass er den Parlamentarismus wirklich von Grund auf gelernt hat, und ist heute auch sicher als einer der besten Kenner der Geschäftsordnung, aber auch der parla­mentarischen Gepflogenheiten in allen Fraktionen anerkannt. Er war bisher durchaus auch manch­mal als ein „Häuptling Scharfe Zunge“ bekannt. Viele haben das geschätzt – die Bericht­erstatter, aber auch das Hohe Haus.

Er wird nun, wenn er gewählt wird, eine andere Funktion ausüben. Es ist ganz klar, dass Andreas Khol sich ab der Stunde seiner Wahl in diese andere Funktion mit ganzer Kraft für das Haus, für alle Fraktionen, für die Belebung des Parlamentarismus einsetzen wird – genauso wie dies Heinz Fischer vor ihm getan hat.

Ich denke, dass Andreas Khol für das gesamte Hohe Haus, für alle Fraktionen, auch gegenüber der Regierung ein starker Verfechter des Parlamentarismus und parlamentarischer Usancen und Gepflogenheiten sein wird. Ich bitte und ersuche Sie daher, Andreas Khol Ihr Vertrauen bei der Wahl zum Ersten Präsidenten zu schenken. Er verdient es, er wird Sie nicht enttäuschen. (Bei­fall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

 


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