Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 14

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Wir können nicht darauf hoffen, dass sich wirtschaftliche Lösungen durch das Anspringen der Konjunktur in anderen Teilen der Erde ergeben. Wir sind in vielen Bereichen auf uns selbst ge­stellt. Daher wird es in den nächsten Jahren sehr zentral darauf ankommen, welchen Beitrag wir dazu leisten können, dass die Wirtschaft bei uns eine größere Dynamik annimmt, dass wir den An­stieg der Arbeitslosigkeit stoppen, um somit mehr Österreicherinnen und Österreichern die Mög­lichkeit zur Beschäftigung zu geben, und damit auch einen entscheidenden Beitrag dazu leis­ten, dass die sozialen Sicherungssysteme in unserem Land auch weiterhin finanzierbar sind. Harte Arbeit liegt vor uns – gehen wir sie gemeinsam an! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Unsere Spielräume sind nicht sehr groß. Das Budget des Jah­res 2003 wird einige Distanz zum Nulldefizit oder zu einem ausgeglichenen Haushalt aufweisen, und somit sind die wirtschaftspolitischen budgetären Spielräume begrenzt. Wenn diese Spiel­räume begrenzt sind, weil sich alle Parteien, auch in der Wahlauseinandersetzung, dazu be­kannt haben, dass wir die Budgetstabilität erhalten und ausbauen wollen, dann bedeutet das, dass wir große Initiativen in Angriff nehmen müssen und uns ganz genaue Fragen stellen müs­sen: Was soll in Österreich stärker werden? Für welchen Bereich brauchen wir mehr Ausgaben und mehr Engagement? Für welche Bereiche unseres Lebens sollten wir effizienter und spar­samer umgehen?

Ich meine, dass es angesichts dieser internationalen Wettbewerbssituation, in der wir uns be­fin­den, dringend notwendig ist, dass wir nicht nur darüber reden: Wie können wir die Pensionen für heute und für die Zukunft sichern?, sondern dass wir, wenn wir darüber reden, auch klar­stel­len müssen, dass wir die Pensionssicherheit und die Pensionsgerechtigkeit erhöhen wollen und dass daher Pensionen der Österreicherinnen und Österreicher von der Beschäftigungs­situation in unserem Land abhängig sein sollen und nicht von Spekulationen auf internationalen Aktien­märkten. An solch einer Reform mitzuarbeiten ist ganz wesentlich! (Beifall bei der SPÖ.)

Eine Gesellschaft mit einer höheren Lebenserwartung – Prognosen lauten dahin gehend, dass u­n­­sere Söhne und Töchter, die heute geboren werden, vielleicht schon 90 oder 95 oder 100 Jah­re alt werden – bedeutet, dass wir es mit einer geänderten Gesellschaft zu tun haben wer­den, und das heißt, dass wir für die Gesundheitsversorgung unserer Gesellschaft mehr Mit­tel vorsehen müssen als in der Vergangenheit. Eine älter werdende Gesellschaft, eine Ge­sell­schaft mit Menschen mit einer höheren Lebenserwartung muss die Prioritäten in unserem Land än­dern. Ziel bei allen Reformen, die wir angehen, muss es sein, dass in Österreich die Gesund­heits­versorgung nicht vom Einkommen eines Einzelnen abhängig sein soll, sondern dass wir ver­su­chen, eine Gesundheitsversorgung für alle zu garantieren – egal, wie hoch das Einkom­men des Einzelnen sein mag! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt immer Länder, mit denen wir uns vergleichen. Will man die Bilanz positiv darstellen, vergleicht man sich mit jenen Ländern, die weniger gut ar­beiten als wir. Blickt man nach vorne, dann sollte man sich mit jenen Ländern vergleichen, die es besser machen als wir. Wenn heute anerkannt ist, dass die Ausgaben für Forschung und Ent­wicklung die tatsächliche Reichtumssicherung unseres Landes darstellen, dann müssen wir uns mit jenen Ländern messen, die in diesem Bereich weit vor uns liegen. Daher betrachte ich es als eine große Herausforderung für die nächste Legislaturperiode, Reformen einzuleiten, die da­zu führen, dass wir mehr Mittel für Forschung und Entwicklung zur Verfügung stellen können, da­mit nämlich der Reichtum Österreichs und seiner Bevölkerung nicht nur heute vorhanden, sondern auch in Zukunft gesichert ist. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Viele jener Reformen, die notwendig sind, werden eine breite Mehrheit im österreichischen Na­tionalrat benötigen. Daher soll es ein lebendiges und ein konstruktives Parlament sein, ein Par­la­ment, das versucht, die großen Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, auch wenn es unterschiedliche Vorstellungen über den Weg der Lösung gibt. Dabei wird eine entschei­den­de Rolle spielen, mit welcher Umsicht und mit welcher Weisheit die Präsidiale des österrei­chi­schen Par­laments versucht, unsere Arbeit zu organisieren. Wir Sozialdemokraten stehen zu den Usancen und Praktiken des österreichischen Parlaments. Auch wenn Herr Klubobmann Khol uns mit seinen Wortmeldungen als Abgeordneter nicht immer große Freude bereitet hat, erken­nen wir an, dass die Österreichische Volkspartei als stärkste Partei das Recht hat, den Ersten


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