Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 20

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wer­de. – Das löste großes Stirnrunzeln aus, großes Stirnrunzeln und Blättern in der Geschäfts­ordnung, und es wurde mir dann „unpräjudiziell“ genehmigt. (Neuerliche Heiterkeit.)

Meine Damen und Herren! Das ist eine geheime Wahl. Ich wundere mich ja, wie die anderen Klubs mit Sicherheit wissen können, wer da wie abstimmt. Ich meine, wir sind immer noch im Na­tionalrat, wo frei gewählte Abgeordnete sitzen, die in geheimer Wahl die Präsidenten wäh­len. (Lebhafter Beifall bei den Grünen.) Im grünen Klub haben wir das betont, und es steht jeder und jedem Abgeordneten frei, abzustimmen, wie sie oder er es für richtig hält.

Abgesehen davon nehme ich doch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an, dass die meisten Grünen – ich drücke mich jetzt ohnehin vorsichtig aus, aus Respekt vor meinem Klub – Heinz Fischer wählen werden, und zwar aus Respekt vor der Person. Ich betone, aus Respekt vor der Person, und – sorry! – nicht, weil ihn die Sozialdemokraten vorgeschlagen haben.

Für das Amt des Dritten Präsidenten schlagen wir Terezija Stoisits vor. Alle kennen Terezija Stoi­sits. Sie ist eine langjährige, erfahrene Abgeordnete. Sofern ich mich nicht irre, ist sie seit zwölf Jahren im österreichischen Parlament als Abgeordnete tätig. Sie ist bekannt für ihren Ein­satz als Justizsprecherin und als Minderheitensprecherin der Grünen. Sie ist Vorsitzende des Aus­schusses für Menschenrechte. Sie hat sich in ihrem Engagement nicht nur Freunde ge­macht, das wissen wir auch alle in diesem Haus. Aber dafür sitzen wir auch nicht hier, dass wir uns nur Freunde machen, sondern wir machen uns hin und wieder auf Grund unserer politischen Positionen auch Gegner und Gegnerinnen.

Last but not least halte ich und hält der grüne Klub es für richtig und angemessen, wieder ein­mal eine Präsidentin zu haben. Mein Gedächtnis ist nicht sehr gut, aber ich glaube nicht, dass man die fünf Finger einer Hand braucht, um die Präsidentinnen dieses Hohen Hauses ab­zu­zäh­len. Zwei, glaube ich, hat es in der Vergangenheit gegeben, und zwar in mittlerweile 57 Jah­ren des Nationalrates seit 1945. – Das ist schon sehr bescheiden, meine Damen und Her­ren!

Es geht auch nicht darum, die Usancen in diesem Fall beim Amt des Dritten Nationalratspräsi­den­ten zu zitieren. Der Erste Präsident, der ist tatsächlich mächtig, wenn er will, wenn er kann; der Zweite und Dritte nicht. Es geht um die Mitarbeit mit den Präsidenten, es geht natürlich um die Vorsitzführung, es geht darum, am Präsidium zu versuchen, die Leidenschaft der Abgeord­neten irgendwie unter Kontrolle zu halten, was in der Regel gelingt. Das sind alles wichtige Din­ge, aber dafür die Usancen zu strapazieren, das halte ich in diesem Fall nicht für richtig.

Die Grünen unterscheiden sich genau durch ein Mandat von den Freiheitlichen. – Ich glaube, dass es vollkommen legitim ist, von Seiten der Grünen, so wie bei den vergangenen Malen, aber jetzt ganz besonders, eine Kandidatin für das Amt des Dritten Präsidenten aufzustellen. (Beifall bei den Grünen.)

Nun zu Herrn Khol. Es ist keine Frage, dass die ÖVP ihren prominentesten, wichtigsten und span­nendsten Parlamentarier der letzten Jahre hier für das Amt des Ersten Präsidenten aufbie­tet. Das, glaube ich, steht völlig außer Streit.

Wir kennen Herrn Khol als längjährigen Klubobmann, wir kennen ihn aber auch – und das trifft jetzt insbesondere für die Grünen zu – als Koordinator der blau-schwarzen Regierung. Wir ken­nen Sie, Herr Khol, als Koordinator der Klubs: des schwarzen Klubs mit der Regierung, aber vor allem auch des ÖVP-Klubs mit dem Klub der Freiheitlichen. Sie und Westenthaler werden ir­gend­wie schon rein optisch in die Geschichte eingehen. Das ist uns auch noch im Kopf. – Das war halt Ihr Job. Sie haben ihn gut gemacht.

Politisch gesehen waren wir natürlich auf der anderen Seite des Zauns. Es hat genug Anlässe ge­ge­ben, bei denen wir einander in die Haare geraten sind. Da hat es Konflikte auf politischer Ebene ... (Zwischenruf des Abg. Dr. Khol.) – Nun ja, Sie haben noch ein paar Haare, und ich habe auch noch ein paar Haare. Das geht schon. Für Konflikte reicht es, Herr Khol.

 


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