Dieser Manager von Blau-Schwarz ist uns im Kopf. Es
stimmt schon, dass die Menschen mit dem Wechsel des Amtes in der Regel auch
noch mehr ändern, aber Vorbehalte in diese Richtung gibt es noch.
Dessen ungeachtet waren unsere persönlichen
Beziehungen – jetzt meine ich Sie und mich ganz persönlich und nicht
meinen Klub – nicht schlecht. Als ich vor acht Jahren im Parlament als
Hinterbänkler anfing, hatte ich genau den gleichen Stress bei Reden wie ihn,
glaube ich, jeder Neuling im Parlament hat, und ich kann mich gut daran
erinnern, dass mir in den ersten Monaten, wenn ich hier am Rednerpult halt
irgendetwas dahergestottert habe, Kollege Khol aus mir bis heute unerfindlichen
Gründen irgendwie hilfreich zur Seite stand, dass er nicht unangenehme
Zwischenrufe von sich gegeben hat und nicht versucht hat, mich zu verwirren,
sondern, im Gegenteil, irgendwie unterstützend tätig war. Ich meine, das
registriert man schon!
Anekdotisch fällt mir dazu meine „Tabakrede“ ein, mein
Grimm über die Illiberalität und die Grauslichkeiten der damaligen
Tabaknovelle, die mich heute noch in Wut bringt. Ich bin damals zum Rednerpult
herausgegangen, und Khol sagte aus unerfindlichen Gründen: „Der Van der Bellen
ist ein gescheiter Mensch.“ – Ich weiß nicht, wie er darauf kam. (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen und der
SPÖ.) Ich sagte vom Rednerpult aus: „Ich danke ... Ich spreche
allerdings jetzt nicht als g’scheiter Mensch, sondern als Raucher.“ (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen sowie des
Abg. Dr. Khol.) – Das waren so Kleinigkeiten, die für
den Neuling in diesem Parlament hilfreich waren.
Welche Eigenschaften ich an Herrn Khol schätze, habe
ich schon hinreichend öffentlich gesagt. Ich glaube, das brauche ich heute
nicht zu wiederholen.
Ich hoffe, dass Sie registrieren, Herr Khol, dass Sie
zwar Mitglied – selbstverständlich – der Österreichischen
Volkspartei sind, dass die ÖVP aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren
Regierungspartei sein wird, dass aber das Amt des Präsidenten nicht das des
Erfüllungsgehilfen des Ballhausplatzes ist, sondern etwas ganz anderes. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Ich zweifle nicht daran, dass Sie gute Vorsätze haben,
aber Sie wissen ja, wie das mit den guten Vorsätzen ist und welche Wege damit
gepflastert sind. Ich hoffe, dass Sie diese Vorsätze dann, wenn sie gut sind,
ausführen und durchhalten werden und dass Sie den Versuchungen, die zweifellos
auf Sie zukommen werden, widerstehen werden.
Sie sehen schon: Ich gehe davon aus, dass Sie gewählt
werden – selbstverständlich. Ich würde nach vielen Gesprächen mit meinen
Kolleginnen und Kollegen, ungeachtet der Wahlzelle und des Geheimnisses der
Stimmabgabe, sagen: Sie werden die eine oder andere Stimme von Grünen als
Vertrauensvorschuss erhalten, und Sie werden die eine oder andere Stimme von
Grünen nicht erhalten, weil sie noch in Reserve sind. Aber die Verhältnisse
können sich auch ändern.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls schon jetzt alles Gute!
Ich wünsche mir eine gute Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Präsidiale,
Herr Kollege Khol! (Beifall bei den Grünen,
bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Dr. Schüssel.)
10.24
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Die restliche Redezeit des grünen
Klubs beträgt 5 Minuten.
Die Formulierung „ohne Präjudiz“ bei der tatsächlichen
Berichtigung war berechtigt, denn wenn sich Kollege Van der Bellen jetzt zu
einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort melden würde, um die Formulierung
„dahergestottert“ zu korrigieren, würde er nicht
das Wort zu einer tatsächlichen Berichtigung erhalten. (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen und der SPÖ.)
Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Rauch-Kallat. Die Uhr
ist auf 15 Minuten eingestellt. (Abg. Rauch-Kallat:
Wir haben nur mehr elf!) Der Bundeskanzler
hat nur 5 Minuten geredet. (Abg. Rauch-Kallat:
Nein, neun!)