Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 21

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Dieser Manager von Blau-Schwarz ist uns im Kopf. Es stimmt schon, dass die Menschen mit dem Wechsel des Amtes in der Regel auch noch mehr ändern, aber Vorbehalte in diese Rich­tung gibt es noch.

Dessen ungeachtet waren unsere persönlichen Beziehungen – jetzt meine ich Sie und mich ganz persönlich und nicht meinen Klub – nicht schlecht. Als ich vor acht Jahren im Parlament als Hinterbänkler anfing, hatte ich genau den gleichen Stress bei Reden wie ihn, glaube ich, je­der Neuling im Parlament hat, und ich kann mich gut daran erinnern, dass mir in den ersten Mo­naten, wenn ich hier am Rednerpult halt irgendetwas dahergestottert habe, Kollege Khol aus mir bis heute unerfindlichen Gründen irgendwie hilfreich zur Seite stand, dass er nicht unan­genehme Zwischenrufe von sich gegeben hat und nicht versucht hat, mich zu verwirren, son­dern, im Gegenteil, irgendwie unterstützend tätig war. Ich meine, das registriert man schon!

Anekdotisch fällt mir dazu meine „Tabakrede“ ein, mein Grimm über die Illiberalität und die Graus­­lichkeiten der damaligen Tabaknovelle, die mich heute noch in Wut bringt. Ich bin damals zum Rednerpult herausgegangen, und Khol sagte aus unerfindlichen Gründen: „Der Van der Bellen ist ein gescheiter Mensch.“ – Ich weiß nicht, wie er darauf kam. (Heiterkeit bei Abge­ord­neten der Grünen und der SPÖ.) Ich sagte vom Rednerpult aus: „Ich danke ... Ich spreche aller­dings jetzt nicht als g’scheiter Mensch, sondern als Raucher.“ (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grü­nen sowie des Abg. Dr. Khol.) – Das waren so Kleinigkeiten, die für den Neuling in diesem Parla­ment hilfreich waren.

Welche Eigenschaften ich an Herrn Khol schätze, habe ich schon hinreichend öffentlich gesagt. Ich glaube, das brauche ich heute nicht zu wiederholen.

Ich hoffe, dass Sie registrieren, Herr Khol, dass Sie zwar Mitglied – selbstverständlich – der Ös­ter­reichischen Volkspartei sind, dass die ÖVP aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren Regie­rungspartei sein wird, dass aber das Amt des Präsidenten nicht das des Erfüllungs­ge­hilfen des Ballhausplatzes ist, sondern etwas ganz anderes. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich zweifle nicht daran, dass Sie gute Vorsätze haben, aber Sie wissen ja, wie das mit den gu­ten Vorsätzen ist und welche Wege damit gepflastert sind. Ich hoffe, dass Sie diese Vorsätze dann, wenn sie gut sind, ausführen und durchhalten werden und dass Sie den Versuchungen, die zweifellos auf Sie zukommen werden, widerstehen werden.

Sie sehen schon: Ich gehe davon aus, dass Sie gewählt werden – selbstverständlich. Ich würde nach vielen Gesprächen mit meinen Kolleginnen und Kollegen, ungeachtet der Wahlzelle und des Geheimnisses der Stimmabgabe, sagen: Sie werden die eine oder andere Stimme von Grü­nen als Vertrauensvorschuss erhalten, und Sie werden die eine oder andere Stimme von Grü­nen nicht erhalten, weil sie noch in Reserve sind. Aber die Verhältnisse können sich auch än­dern.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls schon jetzt alles Gute! Ich wünsche mir eine gute Zusammen­ar­beit innerhalb und außerhalb der Präsidiale, Herr Kollege Khol! (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Dr. Schüssel.)

10.24


Präsident Dr. Heinz Fischer: Die restliche Redezeit des grünen Klubs beträgt 5 Minuten.

Die Formulierung „ohne Präjudiz“ bei der tatsächlichen Berichtigung war berechtigt, denn wenn sich Kollege Van der Bellen jetzt zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort melden würde, um die Formulierung „dahergestottert“ zu korrigieren, würde er nicht das Wort zu einer tatsächli­chen Berichtigung erhalten. (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen und der SPÖ.)

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Rauch-Kallat. Die Uhr ist auf 15 Minuten eingestellt. (Abg. Rauch-Kallat: Wir haben nur mehr elf!) Der Bundeskanzler hat nur 5 Minuten geredet. (Abg. Rauch-Kallat: Nein, neun!)

 


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