Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 28

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

bei der Volksanwaltschaft, wo ein Automatismus zwischen Parteistärke und Besetzung des Amtes festgelegt ist. Ich finde, das hat in einer modernen Demokratie nichts mehr verloren.

Meine Damen und Herren! Aber Usancen – und das ist eben das Feine und Wertvolle daran – sind keine starren Korsette, sondern sie geben einen gewissen Spielraum, der im Rahmen der poli­tischen Handlungsmöglichkeiten, im Rahmen des innenpolitischen Kontextes und natürlich gerade bei einem Amt, das die Person sehr stark in den Mittelpunkt stellt, persönlichen Eigen­schaften entsprechend ausgefüllt werden kann.

Abgeordneter Dr. Schüssel – heute spreche ich Herrn Dr. Schüssel als Abgeordneten an – hat in Bezug auf den Dritten Präsidenten gesagt: Es spricht nichts dagegen, Abgeordneten Prinz­horn zu wählen. – Ja, das glaube ich auch. Ich muss sagen – ich habe das auch in der Öffent­lich­keit festgestellt –, dass ich jenseits aller fundamentalen politischen Unterschiede, die zwi­schen Grünen und Freiheitlichen bestehen – wir sehen uns hier als absoluter Gegenpol zu den pro­grammatischen Inhalten der Freiheitlichen –, ad personam nicht anstehe, zu sagen, dass Abge­­ord­neter Prinzhorn dieses Amt fair und besonnen ausgeübt hat und, wenn es schwierige Situationen gab, die Spielräume weit gehandhabt hat. Das habe ich richtig gefunden. Insofern könnte ich das unterstreichen, es spräche nichts dagegen, aber das wäre mir und das ist uns zu wenig, denn die andere Frage müsste lauten: Was spricht denn dafür und – auch dieses Wort ist gefallen – welches Zeichen wird mit der Kandidatur oder der Wahl einer Person gesetzt?

Ich glaube, dass es hoch an der Zeit wäre, bei zwei Fraktionen, die ungefähr gleich groß sind ... (Zwischenruf.) – Ja, es stimmt, ein Mandat ist hier noch dazwischen, aber die Größenordnung ist die gleiche. Da erinnere ich die ÖVP daran, dass sie ja auch diese berühmten 415 Stimmen nicht im Sinne eines Automatismus gehandhabt hat (Abg. Dr. Stummvoll: Wir haben sie ak­zeptiert!), sondern wenn wir entsprechend der Parteistärke gesprochen haben, dann hat gele­gent­lich die ÖVP den zweiten Platz eingenommen, gelegentlich haben dies die Freiheitlichen ge­tan. Das heißt, Sie haben abgewechselt und insofern im Rahmen der Usancen einen gewis­sen Spielraum möglich gemacht. Dasselbe scheint mir auch bei der dritten Präsidentschaft – ich hoffe, der Dritten Präsidentin – des Hohen Hauses durchaus möglich und durchaus hoch ange­bracht zu sein. (Beifall bei den Grünen.)

Erstens freut es mich, dass der grüne Klub eine Frau für dieses Amt vorschlägt, und es freut mich ganz besonders, dass wir erstmals einen ganz deutlichen Überhang von Frauen in der grü­nen Fraktion haben. Die neu hinzugekommenen Abgeordneten sind alle Frauen. Das heißt, die 17 grünen Mandate werden jetzt von 10 Frauen und 7 Männern ausgeübt. Ich denke, es ist das auch ein Zeichen, das die Grünen setzen wollen.

Dazu kommt die Person meiner Kollegin Terezija Stoisits, die als Angehörige der kroatischen Min­derheit im Burgenland auch ein Zeichen für die Buntheit des Landes, für seine kulturelle Viel­falt setzt, und zwar durch ihre Funktion in diesem Hohen Haus ein gelebtes Zeichen. Es handelt sich eigentlich um noch mehr als ein Zeichen, sie hat sich nämlich immer identifiziert mit den Menschenrechten und der Verteidigung der Menschenrechte. Insofern würde es mich sehr freuen, wenn dieses Haus im Präsidium wieder einmal eine Frau begrüßen könnte.

Ich begrüße hier auf der Galerie die Expräsidentin des Hohen Hauses Marga Hubinek und hoffe, dass es mit Terezija Stoisits wieder einmal die Chance gibt, dass eine Frau im Präsidium des Hohen Hauses vertreten ist und dieses Amt bekleidet. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

10.59


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher diese Debatte.

Wir werden nun die Wahl der Präsidenten in Angriff nehmen.

Es liegt mir das Verlangen vor, die Wahl aller drei Präsidenten in Wahlzellen durchzuführen, und ich werde daher so vorgehen.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite